Nr. 89 | farbmarkierungen

erschienen 03.2024

Aus dem Editorial:

Farben prägen unsere sozialen Beziehungen und wie wir (auch historisch) die Welt sehen. Sie wirken an sozialen, ideologischen und politischen Zuschreibungen mit. In ihrer metonymischen Funktion haben sie von jeher auch für die politische Geschichte eine zentrale Rolle gespielt, was beispielsweise die Bezeichnungen der »Farbrevolutionen« der letzten Jahrzehnte zeigen (Georgien, Ukraine, Myanmar u.a.). Dabei müssen wir nicht einmal unbedingt eine bestimmte Farbe sehen, um zu verstehen, was gemeint ist. Ein Beispiel hierfür ist die berühmte Szene aus Charlie Chaplins Film Moderne Zeiten von 1936, in der Chaplin eine – wie wir offenbar auch in Schwarz-Weiß erkennen – rote Fahne, die die Ladung eines LKW markiert hatte, von der Straße aufhebt und schließlich unfreiwillig zum Anführer einer Arbeiter*innen-Demonstration wird.

Symbolische Farbkonnotationen dienen sowohl vergeschlechtlichten und rassistischen Zuschreibungen als auch Markierungen politischer Ideologien und nationaler Identitäten. Dies gilt vom pinken Kleid zum braunen Hemd, für schwarze Haut und weiße Masken (Fanon), für rote und grüne Fahnen. Farben sind, jenseits ihrer Materialität, immer auch semiotische Mittel, zu deren Funktion Umberto Eco bemerkte: »Human societies do not only speak of colours, but also with colours.« …

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Inhalt WERKSTATTGESCHICHTE | Heft 89

Editorial

Hanno Balz (Herausgeber des Thementeils) und die Redaktion
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Thema

Romana Sammern
Von der Fleischfarbe zur Hautfarbe. Firenzuola, Dolce, Mercuriale und Mancini zum Weißsein in den Künsten des 16. Jahrhunderts
Abstract / Kurz-Bio

Dominique Grisard
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Errötende und blühende Weiblichkeit von Rot über Rosenrot bis Rosa und Pink
Abstract / Kurz-Bio

Stefanie Affeldt
Der Zenit des Weißseins. Politische Farbsymbolik in Australien von 1788 bis in die 1930er Jahre
Abstract / Kurz-Bio

Dominic Janes
»Chromatics and Vice«. Male Students, Race and Queerness at the Universities of Oxford and Cambridge, 1890s to 1930s
Abstract / Kurz-Bio


Werkstatt

Mèhèza Kalibani
Koloniales Leiden in Lied und Wort
Abstract / Kurz-Bio


Dingfest

Eckart Schörle
Ein Denkmal für die Telefonzelle
Abstract / Kurz-Bio


Filmkritik

Mathias Hack
Wissenschaftler als Nutznießer und Unterstützer des Kolonialismus in Der vermessene Mensch (2023)
Abstract / Kurz-Bio


Expokritik

Hans Peter Hahn und Valerie Viban
Fragmente in Raum und Zeit – Anmerkungen zu den ethnologischen Ausstellungen im Humboldt Forum
Abstract / Kurz-Bio


Rezensionen

Martin Lücke
Neu gelesen: Annette Kuhn: Einführung in die Didaktik der Geschichte
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Vera Marstaller
Elena Messner/Peter Pirker (Hg.): Kriege gehören ins Museum! Aber wie?
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Bianca Frohne
Friederike Stöhr: Körpermakel – Arbeits(un)fähigkeit – Kirchenrecht. Körperlich versehrte, kranke und alte Geistliche im spätmittelalterlichen Deutschen Reich und in Skandinavien
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Felix Frank
Helge Wendt: Kohlezeit. Eine Global- und Wissensgeschichte (1500–1900)
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Silke Förschler
Julia Breittruck: Ein Flügelschlag in der Pariser Aufklärung. Zur Geschichte der Beziehungen zwischen Menschen und ihren Vögeln
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Sandra Starke
Marion Krammer: Rasender Stillstand oder Stunde Null? Österreichische PressefotografInnen 1945–1955
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Roseanna Webster
Aurora G. Morcillo: (In)visible Acts of Resistance in the Twilight of the Franco Regime: A Historical Narration
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Friedrich Cain
Anke te Heesen: Revolutionäre im Interview. Thomas Kuhn, Quantenphysik und Oral History
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Anne-Kristin Hartmetz
Abena Dove Osseo-Asare: Atomic Junction. Nuclear Power in Africa after Independence
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Nora Lehner
Steffi Brüning: Prostitution in der DDR. Eine Untersuchung am Beispiel von Rostock, Berlin und Leipzig, 1968 bis 1989
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André Krebber
Jean-Thomas Tremblay: Breathing Aesthetics
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