Dominique Grisard
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Errötende und blühende Weiblichkeit von Rot über Rosenrot bis Rosa und Pink
Welche Rolle spielte die Rose in der Konstruktion von Rosa als »Mädchenfarbe«? Erst wenig wurde über die Blumen reflektiert, welche die rosa Konsumkultur von Mädchen zum Blühen bringen. In diesem Beitrag fokussiere ich wiederkehrende Topoi in der Konstruktion normativer Weiblichkeit als blühende Rose und frage nach den Farbnamen – Inkarnat, Zinnoberrot, Rosenfarben, Rosenrot oder Rosa –, die für die Beschreibung von rosigen, errötenden oder mit Rouge geschminkten Wangen junger Frauen und Mädchen verwendet wurden. Anschauungsmaterial bieten die Protagonistinnen ausgewählter kanonischer Märchen und Kunstwerke, darunter La belle au bois dormant von Charles Perrault, Grimms Dornröschen, Schneewittchen und Schneeweißchen und Rosenrot. Wie Gertrude Steins bekannte Zeile »A rose is a rose is a rose is a rose« unterstreicht, evoziert der (Farb)Name eines Dings immer auch Bilder, Geschichten und Gefühle des kulturell Imaginären. Mit Rosenbildern, ‑geschichten und ‑farben, so meine These, wird seit dem 16. Jahrhundert in Westeuropa wiederholt ein florales Weiblichkeitsideal propagiert, das sich über Lebendigkeit und Empfänglichkeit, Verführung und Täuschung sowie Komplementarität definiert. Aktuelle Figuren wie Prinzessin Lillifee schreiben die Geschichte des hellhäutigen, rezeptiv errötenden und ›natürlich‹ blühenden weiblichen Schönheitsideals fort.
A Rose is a Rose is a Rose is a Rose. Blushing and Blooming Femininity from Red to Rose Red to Rosy and Pink
What role did the rose play in the construction of pink as a »girl‘s colour«? Little has been written about all the flowers that make girls‘ pink consumer culture bloom. In this article, I focus on recurring topoi in the construction of normative femininity as a blushing rose and interrogate about the colour names – incarnadine, vermilion, rosé, rose red and pink – used to describe the rosy, blushing or rouged cheeks of young women and girls. The protagonists of selected canonical fairy tales and works of art provide illustrative material, including La belle au bois dormant by Charles Perrault, Grimm‘s Sleeping Beauty, Snow White and Snow-White and Rose-Red. As Gertrude Stein‘s well-known line »A rose is a rose is a rose is a rose« emphasises, the (colour) name of a thing always evokes images, stories and feelings of that form part of the cultural imaginary. I argue that rose images, stories and colours have been used in Western Europe since the sixteenth century to reproduce a floral ideal of femininity defined by liveliness and receptivity, seduction and deception, as well as complementarity. Current popular children‘s characters like Princess Lillifee continue the story of the fair-skinned, receptively blushing and ›naturally‹ blooming female ideal of beauty.
Kurz-Bio: Dominique Grisard
Dominique Grisard (sie/ihr), promovierte Historikerin, unterrichtet Gender Studies an der Universität Basel, leitet das Swiss Center for Social Research (CSR) und ist Teil des Projektteams »Geschlechter und Diversitätsmonitoring im Schweizer Kulturbetrieb« (Universität Bern). Sie schreibt an einer Geschlechtergeschichte der Farbe Rosa. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kindheit, Konsum und Populärkultur, Weiblichkeit, Weißsein, Sexualität, Intimität sowie Gefängnisse und Terrorismus. Grisard ist Autorin von Gendering Terror (Campus, 2011) und Mitherausgeberin von vier Sammelbänden im Bereich der Geschlechterforschung, darunter zuletzt mit Janine Dahinden und Anneliese Erismann Violent Times. Intersectional Gender Perspectives (Seismo, 2021).
E-Mail: dominique.grisard@unibas.ch