Nr. 89 | farbmarkierungen | Abstract

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Stefanie Affeldt

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Der Zenit des Weißseins. Politische Farbsymbolik in Australien von 1788 bis in die 1930er Jahre

Weit davon entfernt, eine neutrale Kategorie zu sein, verband sich mit »weiß« als Selbstbezeichnung die Vorstellung, »rassisch« am weitesten fortgeschritten zu sein und daher das Recht zu haben, die Welt in Besitz zu nehmen, sowie die Verpflichtung zu einer »zivilisatorischen« Mission. Mit den europäischen Siedlern erreichte »Weißsein« als hegemoniales Verhältnis den australischen Kontinent. Im folgenden Jahrhundert der britischen Besiedlung machte sich die Arbeiterklasse das »Weißsein« zu Eigen und setzte es als Staatsdoktrin durch, die – als Manifestation eines rassentheoretischen Machtverhältnisses keineswegs einer vermeintlich natürlichen Wahrnehmung entsprungen – gesellschaftlich und politisch umgesetzt und kulturell verankert werden musste. Im Weißen Australien kam es zu Auseinandersetzungen, die die zentrale Rolle des Weißseins als ein soziales Bindemittel betonten, das andere gesellschaftlichen Unterscheidungen überbrückte oder überschrieb. Am Beispiel der queensländischen Zuckerindustrie lassen sich sowohl die Symbolik als auch die praktische Umsetzung des Weißen Australiens festmachen. Am Zenit des Weißseins – zur Zeit der Proklamation des Commonwealth of Australia – sollte der national beschworene »Siegesrausch des Weißseins« sowohl der global ausgerufenen »Krise des Weißseins« trotzen als auch innergesellschaftliche Spannungen überwinden. Dabei fand die zuvor ideologisch etablierte Farbsymbolik in den ersten Jahrzehnten nach 1901 ihren Niederschlag in materiellen Manifestationen australischen Weißseins.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

The Zenith of Whiteness: Political Colour Symbolism in Australia from 1788 to the 1930s

Far from being a neutral category, »white« as a self-designation has often been linked to the notion of being the most »racially« advanced and as such entitled to take possession of the world while shouldering the burden of a »civilising« mission. With the first European settlers, »whiteness« as a hegemonic relation arrived on the Australian continent. Over the next hundred years of British settlement, the nascent working class adopted and enforced whiteness as a state doctrine. However, its ideology had to be socially and politically implemented and culturally embedded as a manifestation of a racial power relationship that was by no means a natural perception. In White Australia, social struggles arose that emphasised the central role of whiteness as a societal bonding agent, bridging or overriding other social distinctions. At the »zenith of whiteness« – the proclamation of the Commonwealth of Australia – the nationally invoked »triumph of whiteness« was intended both to defy the globally proclaimed »crisis of whiteness« and to help overcome intrasocietal tensions. The symbolism and actual application of White Australia is well illustrated by the history of its sugar industry. Eventually, the political colour symbolism of Australian whiteness, which manifested itself ideologically before the turn of the century, found material manifestations in the first decades of the twentieth century.

Kurz-Bio: Stefanie Affeldt

Stefanie Affeldt arbeitet als freie Wissenschaftlerin, insbesondere zur Geschichte des Australischen Rassismus. Sie ist im Vorstand der German Association for Australian Studies.

E-Mail: academia@stefanieaffeldt.net

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