Nr. 83 | sinne | Abstract

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Iris Schröder, Felix Schürmann, Frederic Theis und Petra Weigel

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Die Welt im Meer. Globalität in der europäischen Kartographie der Meere des 19. Jahrhunderts

Am Beispiel von vier Karten diskutiert der Aufsatz, wie es die Kartographie der Meere im 19. Jahrhundert ermöglichte, die Erde als potenziell dem menschlichen Zugriff verfügbares Ganzes zu betrachten. Für die praktische Navigation angefertigte Seekarten, die ihre Darstellungen mit hohen Ansprüchen auf Genauigkeit verknüpften, begünstigten die Teilhabe von Häfen wie Bremen am überseeischen Fernhandel. Auf die Herstellung von Übersicht abzielende Meereskarten, die die Meeresflächen mit wissenschaftlichen, politischen oder auch reisepraktischen Informationen anfüllten, visualisierten ein Denken in globalen Zusammenhängen und setzten marine und terrestrische Räume in neue Relationen. Schließlich führen Karten von Inselkolonien vor Augen, welche Probleme die überseeische Kommunikation von Wissensbeständen über große Distanzen hinweg mit sich brachte – und wie Kartographen durch das Überschreiben von Unsicherheiten Nichtwissen in die Karten trugen. In der Gesamtschau erweist sich die in den Karten beobachtbare Globalität als eine Globalität eigenen Typs, eine distinktive kartographische Realität.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

The World in the Seas. Globality in Nineteenth-Century European Cartography of the Oceans

Using the example of four maps, this essay discusses how the cartography of the oceans enabled perceptions of the earth as a whole and as a continuous realm of possibilities during the nineteenth century. Nautical charts, produced for practical navigation and committed to the precision ethics of physical geography, facilitated the participation of ports such as Bremen in overseas trade. Ocean maps, aiming at providing an overview and filling sea areas with scientific, political, or travel-related information, visualized thinking in global contexts and positioned marine and terrestrial spaces in new relations. Finally, maps of island colonies show the problems that accompanied the overseas communication of knowledge and how cartographers, by overwriting uncertainties, also inscribed ignorance into maps. All in all, from the perspective of the cartography of the oceans, a specific globality emerges that can be regarded as a distinctive cartographic reality.

Kurz-Bio: Iris Schröder, Felix Schürmann, Frederic Theis und Petra Weigel

Iris Schröder forscht als Professorin für Globalgeschichte an der Universität Erfurt zur Wissensschafts- und Wissensgeschichte vom späten 18. bis zum 20. Jahrhundert in globaler Perspektive. Sie ist die Initiatorin und Sprecherin des Forschungsverbunds  »Karten-Meere: Für eine Geschichte der Globalisierung vom Wasser aus«. 2011 erschien ihre Monographie »Das Wissen von der ganzen Welt: Globale Geographien und räumliche Ordnungen Afrikas und Europas«.

E-Mail: iris.schroeder@uni-erfurt.de


Felix Schürmann forscht über Geschichte in Afrika und auf den Meeren. An der Universität Erfurt koordiniert er seit 2018 den Forschungsverbund »Karten-Meere: Für eine Geschichte der Globalisierung vom Wasser aus«. Von ihm erschien 2017 die Monographie »Der graue Unterstrom: Walfänger und Küstengesellschaften an den tiefen Stränden Afrikas, 1770–1920«.

E-Mail: felix.schuermann@uni-erfurt.de


Frederic Theis ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Schifffahrtsmuseum/Leibniz-Institut für Maritime Geschichte. 2020 erschien seine Monographie »Naves plenis velis euntes. Die römischen Schiffsdarstellungen in Italien und Nordafrika«.

E-Mail: theis@dsm.museum


Petra Weigel ist Historikerin und Wissenschaftliche Referentin der Forschungsbibliothek Gotha für die Sammlung Perthes. 2011 erschien der von ihr mit Steffen Siegel herausgegebene Band »Die Werkstatt des Kartographen. Materialien und Praktiken visueller Welterzeugung«.

E-Mail: petra.weigel@uni-erfurt.de

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