Editorial: Nr. 73 | reichtum

Hans Holbein der Jüngere, Der Reiche, Holzschnitt 16. Jahrhundert. Hans Holbein, Bilder des Todes, Leipzig 1930 (Insel-Bücherei; 221), [S. 23].
Längst ist Reichtum nicht mehr nur eine Angelegenheit der »oberen Zehntausend«. Rund 1,2 Millionen Deutsche besaßen 2016 ein Vermögen von mehr als einer Million Euro, und die steigenden Immobilienpreise sorgen dafür, dass die Zahl der Millionäre beständig wächst. Das ist zugleich ein globaler Trend: Die »World’s Billionaires«-Liste des Forbes Magazine verzeichnete im gleichen Jahr weltweit mehr als 1.800 Dollar-Milliardäre, davon 120 in Deutschland. [1] Aus den Debatten unserer Gegenwart ist das Thema Reichtum daher kaum mehr wegzudenken. Bisweilen kann man sogar den Eindruck gewinnen, dass es in einem durchaus ambivalenten Sinn nahezu allgegenwärtig ist. In publikumsstarken Luxusblogs machen reiche Jugendliche die Netzwelt zum Zuschauer ihres extravaganten Lebensstils. Pseudodokumentarische Reality-Fernsehserien, die einem protzigen Millionärs-Proletkult huldigen (Die Geissens, Rich Kids of Beverly Hills), präsentieren uns Reichtum als alltagskulturellen Orientierungspunkt und als zentralen Leitwert der Lebensorientierung, der – so scheint es – mitunter geradezu Züge einer Ersatzreligion annimmt. [2] Zugleich wird das Auseinanderdriften von Arm und Reich in den europäischen Gesellschaften und auch im globalen Maßstab mit zunehmend kritischem Akzent diskutiert. [3] In der Tat kann es nachdenklich stimmen, dass die 100 reichsten Deutschen 2013 zusammen über ein Vermögen verfügten, das die Höhe des Bundeshaushalts deutlich übertraf, während der Vermögensanteil des ärmsten Bevölkerungszehntels rückläufig ist. [4]

Spätestens seit Thomas Pikettys 2013 erschienener Studie zum »Kapital im 21. Jahrhundert« ist das Thema Reichtum auch in der Wissenschaft wieder stärker präsent. [5] Selten kam ein Bucherfolg so unerwartet, wie der des Pariser Ökonomen, der vor seinem Weltbestseller nur einem kleinen Kreis von Ungleichheitsforschern bekannt war, seither aber von manchen schon als »neuer Karl Marx« [6] gefeiert wird. Man erlebt es jedenfalls nicht oft, dass ein akademisches Werk bei den großen Online-Buchhändlern wochenlang ausverkauft ist, weil der Verlag die Absatzzahlen zu knapp kalkuliert hatte.

Die starke Resonanz auf Pikettys Studie zeigt, dass das Buch offenbar einen Nerv getroffen hat. Bis heute gilt Reichtum in der Ungleichheitsforschung als »sozialstrukturelle Grauzone«. [7] Zwar diskutieren Soziologen und Wirtschaftswissenschaftler diesen empirisch oft schwer zugänglichen Gegenstand seit einigen Jahren wieder verstärkt. [8] Doch in historischen und kulturwissenschaftlichen Untersuchungen ist Reichtum zumeist nur als Randthema präsent. [9] Dies gilt besonders für die deutschsprachige Geschichtswissenschaft. [10] Lediglich einzelne Aspekte, wie die Entstehung großer Vermögen und bestimmte Reichtumspraxen wie mäzenatisches Handeln oder das Sammeln von Kunst, wurden ansatzweise untersucht; [11] andere Aspekte, wie die Tradierung von Reichtum sowie seine Medialisierungs- und Wahrnehmungsgeschichte sind erst jüngst in den Fokus der Forschung gerückt. [12] Das vorliegende Themenheft wird diese Lücke nicht schließen. Es möchte aber zur Diskussion anregen, indem es Reichtum als sozial konstruierte, kulturell kontextualisierte und temporal variable Kategorie historisiert.

Reichtum polarisiert. Berthold Vogel hat vorgeschlagen, die Geschichte des Reichtums als gesellschaftlichen »Kampfsport« zu beschreiben, bei dem die Akteure, Arenen und Schiedsinstanzen im Zeitverlauf wechseln, die Konflikthaftigkeit von Reichtum aber eine Konstante darstellt, vielleicht gerade aufgrund ihrer empirisch immer wieder fassbaren Temporalität. [13] Daran knüpft eine der Ausgangsthesen dieses Themenhefts an: Reichtum war trotz der damit verbundenen Machtressourcen zu keiner Zeit eine saturierte, sondern immer eine umstrittene und daher besonders legitimationsbedürftige Sozialkategorie. Die Fragen, wie Reichtum wahrgenommen wurde, welche Formen als legitim galten, und wo die Grenzen seines aktiven Einsatzes lagen, wurden zu verschiedenen Zeiten ganz unterschiedlich beantwortet. Daher entwickeln die Beiträge in der Gesamtschau bewusst eine lange historische Perspektive, die sich vom Hochmittelalter bis in die Wirtschaftswunderjahre der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg erstreckt.

Den Beiträgen des Themenhefts liegen drei gemeinsame Leitfragen zugrunde, auf die sie – je nach Quellenmaterial und Forschungsstand – in unterschiedlicher Intensität eingehen. Erstens richten sie den Blick auf die Wissensordnungen des Reichtums: Was waren die Maßstäbe für Reichtum? Welche kulturellen Repräsentationen, Wahrnehmungsmuster und Projektionen verbanden sich mit ihm? Zweitens analysieren sie die Bedeutung von Reichtum als sozialer Ordnungsidee: Welche Formen von Reichtum galten als legitim und respektabel? Welche Erwartungen richteten sich an die Sozialfigur des Reichen? [14] Und in welchem Beziehungsverhältnis standen die Vorstellungen über Reichtum zu anderen Formen sozialer Ungleichheit, etwa dem Komplementärphänomen der Armut, zu Geschlechterdifferenzen oder zu ethnischen und religiösen Disparitäten? In einer übergreifenden Perspektive lässt sich hier auch fragen, inwieweit bestimmte Deutungen von Reichtum mit spezifischen Wirtschaftsstilen und Ungleichheitsordnungen legitimatorisch verbunden waren, so dass veränderte Einstellungen zum Reichtum auf grundlegende ökonomische und sozialkulturelle Wandlungsprozesse verweisen. [15] Drittens geht es um die Frage, inwieweit aus Reichtum Handlungschancen erwuchsen, die über die materielle Dimension hinausreichen. Unter welchen Bedingungen ließ sich Reichtum in Sozialstatus und politischen Einfluss ummünzen?

Im Zentrum des Beitrags zum Reichtum im Hochmittelalter von Jochen Johrendt stehen Wissensordnungen des Reichtums und die Frage nach seiner legitimatorischen Bedeutung. Bezeichnend ist der Wandel in der Verwendung des Beinamens »der Reiche«, die häufiger erst ab dem 13. Jahrhundert zu finden ist und als Ausweis einer gewandelten Akzeptanz von Reichtum gedeutet werden kann. Reichtum fungierte seither zunehmend als positives Distinktionsmittel, wie nachträgliche Hinzufügungen dieses Beinamens in Stammtafeln zeigen. Der reiche Vorfahr entsprach nun den Erwartungen der Zeit – während derartige Kennzeichnungen vor dem 11. Jahrhundert nicht zu finden sind. Allerdings sah die vorrangig geistlich geprägte Historiografie im Reichtum keine legitime soziale Ordnungsidee. Dieser Befund deckt sich auch mit den Formulierungen der königlichen Urkunden. Reichtum war hier keine eigenständige Kategorie der sozialen Ordnung.

In starkem Kontrast dazu steht der Befund für das frühneuzeitliche Venedig, den Arne Karsten in seinem Essay skizziert. Hier tritt die Normenkonkurrenz zwischen einem auf der einen Seite bewunderten und erstrebten, auf der anderen Seite moralisch missbilligten Reichtum deutlich hervor. Wie sehr Venedig gedanklich mit Reichtum assoziiert wurde und als Verkörperung einer gewinnorientierten Händlermentalität galt, demonstriert nicht zuletzt der Beiname »die Reiche«, der der Serenissima zugeschrieben wurde. Eine Erklärung für diese im Vergleich zum restlichen Europa andersartige Akzeptanz und Bedeutung von Reichtum dürfte in der Tatsache begründet sein, dass Venedig im Wasser liegt und es daher nicht zur Ausbildung eines klassischen contado und damit verbundener adeliger Lebensweisen kam. Die führenden Schichten Venedigs erhielten ihre soziale und politische Stellung nicht durch Landbesitz, sondern durch finanziellen Reichtum als Resultat von Handelsgeschäften. In der venezianischen Perspektive war der positiv konnotierte Reichtum die Chance zum sozialen und politischen Aufstieg. Das schon von den Zeitgenossen wahrgenommene Charakteristikum des venezianischen Reichtums lag in einer für die Frühneuzeit untypischen Kapitalakkumulation, deren breite Akzeptanz durch das Gemeinwesen ein venezianisches Spezifikum war.

Etliche Konfliktlagen der Vormoderne, in der Reichtum und die damit verbundenen Handlungsoptionen immer wieder als eine Bedrohung der traditionellen sozialen Ordnung begriffen wurden, finden sich auch in den Kontroversen über Reichtum im Deutschland des 19. Jahrhunderts, die Winfried Süß analysiert. Diese Zeit ist zugleich die Epoche, in der das auf Landbesitz fußende Modell sozialer und politischer Ordnung endgültig durch die wirtschaftliche Dynamik der Industrialisierung gesprengt wurde. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verlagerte sich die Perspektive bei der Beschreibung und Analyse von Reichtum weg vom Individuum (und damit von einem oftmals moralisch-didaktischen Zugang) hin zum gesamtgesellschaftlichen Aufbau und den dort zu fassenden Auswirkungen des sich quantitativ und qualitativ wandelnden Reichtums. Zugleich veränderten sich auch die gesellschaftliche Akzeptanz und die Legitimierungsnarrative von Reichtum. Die Vorherrschaft wirtschaftsliberaler Deutungen von Reichtum wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert zunehmend in Frage gestellt, auch, weil seit der Gründerkrise Probleme sozialer Ungleichheit und die Rolle staatlichen Handelns im Kapital-Arbeit-Konflikt stärker in den Vordergrund traten.

So sehr Reichtum als Mittel der sozialen Distinktion im frühneuzeitlichen Venedig und zu Teilen auch im langen 19. Jahrhundert zur Schau gestellt wurde, so sehr bemühten sich die Reichen der Bundesrepublik Deutschland in den 1960er Jahren darum, ihren Reichtum zu verbergen. Dies arbeitet Eva Maria Gajek in ihrem Beitrag heraus, der die Wahrnehmungsgeschichte des Reichtums in den Mittelpunkt stellt; denn auch in der Moderne entzieht sich das Phänomen Reichtum einem exakten, quantifizierbaren Zugriff. Als charakteristisch für die deutsche Reichtumskultur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erweist sich hier das Wechselspiel von Zeigen und Verbergen und eine (scheinbare) Dialektik von Luxus und Sparsamkeit. Der Beitrag diskutiert Legitimitätsquellen von Reichtum und die damit verbundenen Narrative, insbesondere die Darstellung von Reichtum in der Koppelung an Arbeit und individuelle Leistung.

 

In der Werkstatt geht es um Auseinandersetzungen über indigene Grabstätten im US-Bundesstaat Washington, ausgelöst durch den Bau eines Staudamms am Columbia-River in den 1930er Jahren. Benjamin Brendel analysiert Motive, Argumentation und Handeln der maßgeblich am Konflikt beteiligten Native Americans, Ingenieure und Archäologen und wie sich diese in wechselseitigen Bezugnahmen und in ihren diskursiven Rollen als Akteursgruppen konstituierten. Der Streit um den angemessenen Umgang mit den von Überflutung bedrohten Gräbern ermöglicht einen Einblick, wie unterschiedliche Vorstellungen von Tradition und Fortschritt, von Modernisierungs- und Vergangenheitsentwürfen verhandelt und durchgesetzt wurden.

 

Bereits zum dritten Mal hat WerkstattGeschichte einen Essaypreis ausgelobt. Auf die Preisfrage von 2016 »Wie viel Selbstdarstellung braucht Geschichte?« antwortete Pablo Dominguez Andersen, der Gewinner, mit einem Appell: »Mischen wir uns ein!« Er plädiert dafür, die bestehenden Vorbehalte gegen eine – oftmals als neoliberal verstandene – Selbstdarstellung geschichtswissenschaftlicher Arbeiten zu überwinden und beleuchtet verschiedene Darstellungsformate, die einen durchaus erfolgreichen Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit eröffnet haben. Die Jury – Aleksandra Pawliczek, die Preisträgerin von 2014, der Publizist Nils Minkmar sowie die MitherausgeberInnen von WerkstattGeschichte Doris Bulach, Siegfried Heimann, Karsten Holste, Katharina Kreuder-Sonnen, Karina Müller-Wienbergen und Eckart Schörle – honorierte einen Text, der das öffentliche Eingreifen kritischer Forschung auch und besonders in politisch unruhigen Zeiten explizit als Chance begreift. Der Preis wurde Pablo Dominguez Andersen im Rahmen des 51. Deutschen Historikertags in Hamburg verliehen.

 

Die Filmkritik behandelt den Dokumentarfilm Der Prozess über das Düsseldorfer Majdanek-Verfahren. Hierfür gelang es Eberhard Fechner, seinen vielen GesprächspartnerInnen – Opferzeugen, Angeklagte, Prozessbeteiligte und -beobachter – bemerkenswerte Aussagen zu entlocken und sie beklemmend eindrücklich zu fiktiven Gesprächen zu montieren. Lisa Eiling zeigt, wie raffiniert und theoretisch ambitioniert Fechners narrative Strategie darüber hinaus ist. Überzeugend argumentiert sie, dass Fechner konsequent Hannah Arendts Absage an ein tragisches Narrativ für die Shoah umsetzte und zudem sekundäre Zeugen aufbot, um gewissermaßen einzuspringen, wenn es den Überlebenden nach wie vor die Sprache verschlägt.

 

Schließlich widmet sich die Expokritik der musealen Darstellung vielfältiger Wanderungsbewegungen im 2015 eröffneten Auswanderungsmuseum (Muzeum Emigracji) in der polnischen Hafenstadt Gdynia. Anne Friedrichs sah dort eine gut konzipierte Dauerausstellung, in der es gelingt, trotz einer nationalen Rahmenerzählung und obschon nur geringe Sammlungsbestände vorhanden sind, das Thema auf anregende und überzeugende Weise zu präsentieren.

 

Winfried Süß, Jochen Johrendt und die Redaktion


[1] http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/arm-und-reich/world-wealth-report-fast-1-2-millionenmillionaere-in-deutschland-14303348.html; http://www.businessinsider.de/forbes-liste-die-reichstendeutschen-2016-3 (letzter Zugriff 18.8.2016).

[2] Sabine Schulte/Esther Ruelfs (Hg.), Fette Beute – Reichtum zeigen, Bielefeld 2015, S. 134–139; Walter Benjamin, Kapitalismus als Religion (Fragment von 1921), in: ders., Gesammelte Schriften, hg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Bd. 4, Frankfurt a. M. 1985, S. 100–103, hier S. 100.

[3] Joseph Stieglitz, Der Preis der Ungleichheit. Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht, München 2012; Pierre Rosanvallon, Die Gesellschaft der Gleichen, Hamburg 2013.

[4] Thomas Hecken, Triumph und Schwächen des demonstrativen Luxus, in: Schulte/Ruelfs, Fette Beute, S. 180–183, hier S. 181.

[5] Thomas Piketty, Das Kapital im 21. Jahrhundert, München 2014 (franz. E.A. 2013); allerdings sind Pikettys Thesen von Wirtschaftshistorikern nicht nur mit Zustimmung aufgenommen worden, vgl. Jan-Otmar Hesse, New »fundamental laws of capitalism«. Thomas Piketty and Economic History, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 101 (2014) 4, S. 500–505.

[6] Nikolaus Piper, Der Meisterdenker, Süddeutsche Zeitung, 17.5.2014, http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/thomas-piketty-ueber-ungleichheit-der-meisterdenker-1.1966426 (letzter Zugriff 18.8.2016).

[7] Peter Imbusch, Unglaubliche Vermögen – Elitärer Reichtum, in: Thomas Druyen/Wolfgang Lauterbach/Matthias Grundmann (Hg.), Reichtum und Vermögen. Zur gesellschaftlichen Bedeutung der Reichtums- und Vermögensforschung, Wiesbaden 2009, S. 212–230, hier S. 213.

[8] Wichtig sind hier vor allem die an der Schnittstelle von politischer Ökonomie und soziologischer Ungleichheitsforschung angesiedelten Arbeiten der Arbeitsgruppe von Tony Atkinson am Nuffield College/Oxford; Anthony B. Atkinson, Inequality: What Can Be Done?, Cambridge, MA 2015; Anthony B. Atkinson/Thomas Piketty/Emmanuel Saez, Top Incomes in the Long Run of History, in: Journal of Economic Literature 49 (2011) 1, S. 3–71; für Deutschland: Dorothee Spannagel, Reichtum in Deutschland. Empirische Analysen, Wiesbaden 2013; Melanie Böwing-Schmalenbrock, Wege zum Reichtum. Die Bedeutung von Erbschaften, Erwerbstätigkeit und Persönlichkeit für die Entstehung von Reichtum, Wiesbaden 2012; Ernst-Ulrich Huster (Hg.), Reichtum in Deutschland. Der diskrete Charme der sozialen Distanz, Frankfurt a. M. 1993. Für eine stärker an Reichen und ihren Verhaltensweisen interessierte Betrachtung stehen die folgenden Arbeiten: Thomas Druyen, Goldkinder. Die Welt des Vermögens, Hamburg 2007; Wolfgang Lauterbach, Vermögensforschung und Sozialer Wandel. Anmerkungen zu einer Soziologie des »Reichtums und Vermögens«, in: Druyen/Grundmann/Lauterbach, Reichtum, S. 119–133.

[9] Zu den wenigen Ausnahmen zählt Dolores L. Augustine, Patricians and Parvenus. Wealth and High Society in Wilhelmine Germany, Oxford 1994.

[10] Hingegen existiert für Großbritannien seit Langem ein sehr differenzierter Forschungsstand, vgl. William D. Rubinstein, Men of Property. The Very Wealthy in Britain Since the Industrial Revolution, London 1981, sowie neuerdings auch das History-of-Wealth-Project von Martin Daunton (Cambridge) und David Green (London), https://historyofwealth.org (letzter Zugriff 20.8.2016).

[11] Roman Sandgruber, Traumzeit für Millionäre. Die 929 reichsten Wienerinnen und Wiener im Jahr 1910, Graz 2013, S. 24–127; Johannes Gramlich, Die Thyssens als Kunstsammler. Investition und symbolisches Kapital (1900–1970), Paderborn 2015; Simone Derix, Hidden Helpers. Biographical Insights into Early and Mid-Twentieth Century Legal and Financial Advisors, in: Jahrbuch für Europäische Geschichte 16 (2015), S. 47–62; Thomas Adam/Simone Lässig/Gabriele Lingelbach (Hg.), Stifter, Spender und Mäzene. USA und Deutschland im historischen Vergleich, Stuttgart 2012.

[12] Eva Maria Gajek/Christoph Lorke (Hg.), Soziale Ungleichheit im Visier. Wahrnehmung und Deutung von Armut und Reichtum seit 1945, Frankfurt a.M. 2016.

[13] Berthold Vogel, Kommentar zur Sektion »Reichtum – Zur Geschichte einer umstrittenen Sozialfigur« auf dem Göttinger Historikertag, 26.9.2014. In der Sektion wurden erste Fassungen der Texte diskutiert. Die Herausgeber bedanken sich bei Berthold Vogel für seinen instruktiven Kommentar.

[14] Der Begriff der »Sozialfigur« bezeichnet typische »zeitgebundene historische Gestalten«, deren Handeln nicht nur in einer einzelnen Sphäre wirksam wird, sondern auf die gesamte Gesellschaft ausstrahlt, so dass sie »in ihrer Gesamtheit das Soziale ordnen«. Dem Begriff liegt die Vorstellung zugrunde, dass sich Gesellschaften ebenso durch soziale Relationierungsmuster konstituieren wie durch Personenbegriffe und Subjektivierungen. Dies richtet die Forschungsperspektive zugleich auf die Frage nach der Handlungsfähigkeit historischer Subjekte und auf Formen ihrer »Eingebundenheit in kulturelle und soziale Arrangements«. Stefan Moebius/Markus Schroer, Einleitung, in: dies. (Hg.), Diven, Hacker, Spekulanten. Sozialfiguren der Gegenwart, Berlin 2010, S. 7–12, hier S. 7–9f.

[15] Darauf zielt das Konzept der Reichtumskulturen, vgl. Alexander Ebner/Jens Becker, Reichtumskulturen: Eine wirtschaftssoziologische Perspektive, http://wirtsoz-dgs.mpifg.de/dokumente/Ebner_Reichtum.pdf, 2011 (letzter Zugriff 20.8.2016).