Nr. 39 | Die Farbe »weiß« | Abstract

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Felix Axster

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Die Angst vor dem Verkaffern – Politiken der Reinigung im deutschen Kolonialismus

Um 1900 tauchte der Begriff der Verkafferung in deutschen Kolonialzeitungen auf. Er bezeichnete einen vermeintlichen Entgrenzungsprozess überwiegend männlicher Kolonisatoren, der auf das Zusammenleben mit einheimischen Frauen zurückgeführt wurde. Kaffer war eine aus dem Kappholländischen übernommene diskriminierende Bezeichnung für Schwarze. Die Diagnose der Verkafferung markierte also ein vermeintliches Schwarz-Werden. Ausgehend von diesem Begriff und dem damit verbundenen Ausschluss wird in dem Aufsatz nach den Bedingungen des Weiß-Werdens und Weiß-Bleibens gefragt. Gerade in den kolonialen Diskursen über sexuelle Beziehungen zwischen KolonisatorInnen und Kolonisierte wurde eine kulturelle Codierung von Weiß-Sein etabliert. Das Bewusstsein von rassischen Grenzen und der Notwendigkeit ihrer Einhaltung galt hier als unabdingbare Voraussetzung, um zum Kollektiv der KolonisatorInnen dazugehören zu können. Weiß-Sein entpuppt sich somit als eine performative kulturelle Praxis, die auch mit klassen- und geschlechtsspezifischen Zuschreibungen und Abgrenzungen verschränkt ist.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Around 1900, the term Verkafferung appeared in the German colonial press. This term, which referred to an alleged racial transgression of male colonists who had intimate relationships with indigeneous women, stemmed from Kaffer, a discriminatory term for black people borrowed from Dutch. The diagnosis of Verkafferung (i.e., becoming a Kaffer), therefore, marked an alleged process of becoming black.
Using this exclusionary concept as a starting point, this article probes into the conditions of becoming and staying white. Especially in colonial discourses on sexual relationships between colonists and the colonized, a cultural code of being white was established. Being conscious of racial boundaries and acknowledging the necessity of keeping them intact were necessary prerequisites for inclusion among the white colonists. Being white thus turns out to have been a performative cultural practice interpolated with knowledge of class and gender.

Kurz-Bio: Felix Axster

Historiker, wiss. Mitarbeiter am Kulturwissenschaftlichen Forschungskolleg »Medien und kulturelle Kommunikation« an der Universität zu Köln
E-Mail: pussa@nadir.org

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