Nr. 87 | reizende gerüche | Abstract

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Frauke Steinhäuser

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Als »asozial« im KZ inhaftierte Prostituierte. Zwei Fallbeispiele sozialrassistisch-geschlechtsspezifischer Verfolgung

Der Beitrag stellt die Biografien zweier queerer subproletarischer Frauen* vor, die im Nationalsozialismus sozialrassistisch verfolgt, pathologisiert und kriminalisiert wurden und die – als »asozial« konstruiert – die Inhaftierung in mehreren Konzentrationslagern überlebten. Zentrale Fragen lauten dabei: Wie versuchten sich marginalisierte Frauen*, deren Sexualität nicht den herrschenden Normen entsprach, gegen die eskalierenden staatlichen Kontroll-, Verfolgungs- und Gewaltmaßnahmen zu wehren, denen sie ausgesetzt waren? Welche Handlungsräume standen ihnen zur Verfügung und wie nutzten sie diese? Das Ergebnis zeigt zwei sehr unterschiedliche Überlebensstrategien: Die eine Protagonistin schuf sich selbst – allerdings irreale – Handlungsräume, indem sie in eine Traumwelt flüchtete, aber die ihr von den Verfolgungsinstanzen zugeschriebenen Wertvorstellungen akzeptierte. Die andere Protagonistin wählte offensive Strategien, versuchte alle sich ihr bietenden Handlungsräume zu nutzen und überlebte, indem sie im KZ als Funktionshäftling zur Täterin und dafür in Polen als Kriegsverbrecherin zu einer langen Haftstrafe verurteilt wurde.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Prostitutes Imprisoned in Concentration Camps as »Asocial«: Two Case Studies of Socio-Racial Gender-Specific Persecution

The article presents the biographies of two queer sub-proletarian women* who were socio-racially persecuted, pathologized, and criminalized under National Socialism and who, having been labeled with the construct »asocial«, survived imprisonment in several concentration camps. The central questions are: How did marginalized women* whose sexuality did not conform to prevailing norms try to defend themselves against the escalating state measures of control, persecution, and violence to which they were exposed? What spaces for action were available to them and how did they use them? The result shows two very different survival strategies: One protagonist created her own – albeit unreal – space for action by taking refuge in a dream world but accepting the values attributed to her by the persecuting authorities. The other protagonist sought to regain the initiative by making use of all the spaces available to her. She survived by becoming a perpetrator in the concentration camp as a Kapo or »prisoner functionary« and was later sentenced to a long prison term in Poland as a war criminal.

Kurz-Bio: Frauke Steinhäuser

Frauke Steinhäuser arbeitet freiberuflich als Historikerin, Geschichtsdidaktikerin und Ausstellungskuratorin in Hamburg. Ihre Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Gender Studies, Geschichte marginalisierter Personen und Gruppen, Holocaust, NS-Täter*innenforschung und Erinnerungskultur; ihr aktuelles Forschungsvorhaben behandelt Selbstbehauptungsstrategien als »asozial« verfolgter Frauen in Hamburg.
E-Mail: fs@buero-h.de

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