Nr. 84 | monogamie | Abstract

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Adrian Lehne und Veronika Springmann

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Promiske Sexualität oder monogame Beziehung? Freiheit, Moral und Verantwortung in Debatten in der westdeutschen Homosexuellenbewegung

Die Frage, wie Beziehungen und Sexualität miteinander verknüpft sind, war und ist zentral für die Geschichte der Homosexualitäten. In der Auseinandersetzung mit heteronormativen Beziehungsordnungen diskutierte die westdeutsche Schwulenbewegung, in welchen Rahmen Sexualität gelebt werden kann und soll. Der Artikel zeichnet diese Debatten beginnend mit der Veröffentlichung des Praunheim-Films Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt im Jahr 1971 nach, und nimmt die Transformationen im Rahmen der AIDS-Krise in den Blick. Über den Verlauf der Debatte zeigt sich eine Verschiebung von Moral hin zu Verantwortung als zentralem Topos.

Insbesondere die zunehmende Sichtbarkeit von gelebter Sexualität im Zuge von AIDS und der Entwicklung von Safer Sex in Reaktion auf HIV/AIDS trugen zur Etablierung des neuen Konzepts von verantwortlicher Sexualität bei. Dieses konnte gegen eine moralisch begründete Verknüpfung von Beziehung und Sexualität in Stellung gebracht werden.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Promiscuous Sexuality or Monogamous Relationship? Concepts of Autonomy, Morality, and Responsibility within the West German Gay (liberation/rights) Movement

A question that was and remains central to the history of homosexualities is how relationships and sexuality are interlinked. Through discussions around heteronormative relationship norms, the West German gay1 (liberation/rights) movement engaged in heated debates around the question of how sexuality could and should be lived out. This article outlines that debate, starting with the release of Rosa von Praunheim’s film »Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt« (»It Is Not the Homosexual Who Is Perverse, But the Society in Which He Lives«; 1971) and proceeding to examine the convulsions of the AIDS crisis. As the debate went on, its focus shifted from morality to responsibility as the central topic. The increasing visibility of lived sexuality brought about by AIDS and the development of safer sex in reaction to HIV/AIDS in particular contributed to establishing the concept of responsible sexuality. This concept could in turn be positioned against a coupling of relationship and sexuality predicated on moral imperatives.

Kurz-Bio: Adrian Lehne und Veronika Springmann

Veronika Springmann ist Historikerin und Sportwissenschaftlerin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Geschichte des Nationalsozialismus, Geschichte der Gewalt, Körper- und Sexualitätsgeschichte und queere Geschichtsschreibung. Derzeit arbeitet sie innerhalb des DFG-Forschungsprojekts Recht-Geschlecht-Kollektivität im Teilprojekt »Homosexuellenbewegung und Rechtsordnung in der Bundesrepublik 1949–2002« an der Freien Universität Berlin. 
E-Mail: veronika.springmann@fu-berlin.de  

Adrian Lehne ist Historiker. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der Geschichte von HIV/AIDS in der Bundesrepublik und DDR sowie Sexualitätengeschichte. Derzeit arbeitet er innerhalb der DFG-Forschungsgruppe Recht-Geschlecht-Kollektivität im Teilprojekt »Homosexuellenbewegung und Rechtsordnung in der Bundesrepublik 1949-2002« an der Freien Universität Berlin. 
E-Mail: adrian.lehne@fu-berlin.de  

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