Nr. 82</em | differenzen einschreiben | Abstract

Zurück zum Inhalt

Felix Schürmann

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Eine neue Arche für die alte Ordnung. Die Tierumsiedlungen aus dem Flutungsgebiet der Kariba-Talsperre (Zentralafrikanische Föderation) und ihre fotografische Repräsentation, 1958–1963

Anhand von Fotografien der Tierumsiedlungen aus dem Flutungsgebiet der Kariba-Talsperre, durchgeführt von 1958 bis 1963, diskutiert der Artikel die Bedeutung des Tierträgermotivs im Zusammenhang des Dekolonisationskonflikts um die Zentralafrikanische Föderation. Die Popularität dieser Bilder gründete sich über die menschliche Schaulust an Tieren hinaus auf ihre Funktion als visuelle Argumente für eine Resouveränisierung der seinerzeit krisenhaften kolonialen Herrschaft: In Anlehnung an tief verankerte Motive der klassischen Antike remedialisierten die Fotografien die koloniale Diskursfigur des weißen Mannes in Afrika als Mittler des Christentums, wiesen ihn als Macher von Modernität, Fortschritt und Entwicklung aus, erkannten ihm eine altruistische Motivation zu und richteten Begehren auf seinen Körper. Vor dem Hintergrund eines hochmodernistischen Mega-Infrastrukturprojekts übersetzten die Bilder frühere Inszenierungen imperialer Männlichkeit in die Bildfigur des White Savior, der in den Tieren letztlich Afrika selbst aus seiner Not zu retten hilft. Mithin trugen die Fotografien auch dazu bei, die kolonialen Rechtfertigungserzählungen der Zivilisierungsmission in die des Entwicklungskolonialismus zu transformieren.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

A New Ark for the Old Order. The Animal Translocations from the Kariba Dam Floodplain (Central African Federation) and Their Photographic Representation, 1958–1963

Drawing on photographs of the animal translocations from the Kariba Gorge on the Zambezi River, carried out between 1958 and 1963, the article discusses the significance of the animal bearer motif in the context of the Central African Federation’s decolonization conflict. Beyond the human curiosity about animals, the popularity of these images was driven by their function as visual arguments for a re-sovereignization of crisis-ridden colonial rule. Following deeply rooted motifs from classical antiquity, the photographs re-medialized the discursive figure of the white man in Africa as a mediator of Christianity, identified him as a bringer of modernity, progress, and development, attributed to him an altruistic motivation and directed desire towards his body. Against the background of a high modernist mega-infrastructure project, the images translated stagings of imperial masculinity into the figure of the white savior. Thus, the photographs also contributed to transforming the justification narrative of colonialism as a civilizing mission into that of developmental colonialism.

Kurz-Bio: Felix Schürmann

ist Projektleiter und Koordinator des Forschungsverbunds „Karten – Meere: Für eine Geschichte der Globalisierung vom Wasser aus“ am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt.

E-Mail: felix.schuermann@uni-erfurt.de

Zurück zum Inhalt