Nr. 64 | waffenschwestern | Abstract

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Bettina Blum

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

»Flintenweiber« und »Emma Peels«. Polizistinnen und Waffen in Deutschland

Die Waffe in der Hand von Polizisten galt lange Zeit als Symbol männlicher Stärke und gleichzeitig als Symbol polizeilicher Autorität. Die Einstellung der ersten Polizistinnen in den 1920er Jahren in Deutschland stellte diese automatische Kopplung infrage. Über Jahrzehnte hinweg wurde die Frage ausgehandelt, ob eine Bewaffnung von Frauen einerseits die Autorität der Polizei und andererseits die gesellschaftliche Ordnung der Geschlechter gefährden könnte. Die ersten Polizistinnen entwickelten das Konzept einer unbewaffneten „sozialen“ Polizei, welches jedoch als explizit weibliches Modell definiert wurde und sich daher nicht auf die männliche Polizei übertragen ließ. Mit dem Wandel gesellschaftlicher Geschlechterbilder seit den 1960er Jahren konnte die Waffe in der Hand von Frauen als Symbol voller Emanzipation gelten – aber auch als Bedrohung, denn nun rückte auch die „Gegenspielerin“ der Polizistin in den Blick: die Terroristin, die in der gesellschaftlichen Wahrnehmung nicht nur die Grenzen ihres Geschlechts, sondern auch der Gesellschaftsordnung gefährdete. Als Gegenpol zur westdeutschen Debatte wird die Bewaffnung von Volkspolizistinnen skizziert, da in Ostdeutschland andere Modelle von Weiblichkeit sowie von legitimer polizeilicher Gewalt entwickelt wurden.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

„Flintenweiber“ and „Emma Peels“. Policewomen and Weapons in Germany

For a long time, a weapon in the hand of a policeman symbolized both masculine strength and power and the authority of the police. When the first policewomen joined the force in the 1920s, this link was called into question. Over several decades, discussions continued as to whether or not arming women could endanger the authority of the police as well as the traditionally accepted ‘order of the sexes’. The first policewomen developed the concept of a ‘social’ way of policing without arms, but this was considered a distinctive female model, non-transferable to the male police force. With the changes of gender roles since the 1960s, an armed woman could also be seen as a symbol of emancipation. But this could also be interpreted as threatening, since society was focussing on armed female terrorists who were endangering not only the boundaries of their sex but also the order of society. In comparison to West-German concepts, the arming of policewomen in the GDR was discussed in a different way due to contrasting ideas on gender roles and the legitimacy of police power.

Kurz-Bio: Bettina Blum

ist Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Geschichtsort Villa ten Hompel, Münster. Sie promovierte zur Geschichte von Frauen in der Polizei in Ost- und Westdeutschland vom Kriegsende bis in die 1970er Jahre.

E-Mail: bettina-blum@web.de

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