Nr. 41 | klasse | Abstract

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Vinayak Chaturvedi

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Eine kritische Theorie der Subalternität. Überlegungen zur Verwendung des Klassenbegriffs in der indischen Geschichtsschreibung

Dieser Aufsatz untersucht die Stellung der Klassenanalyse in Veröffentlichungen zur Geschichte und Gesellschaft Südasiens im Projekt der Subaltern Studies. Er erläutert die Anfänge des Projekts in den frühen 1980er Jahren, das mit einer Analyse von Antonio Gramscis Konzept des »Subalternen« als einer Möglichkeit, die Natur von Klasse in der Politik der Bauern im kolonialen Indien zu überdenken, begann. In den frühen Jahren der Subaltern Studies konzentrierten sich die am Projekt beteiligten Wissenschaftler darauf, über subalterne Klassen als Subjekte ihrer eigenen Geschichte zu schreiben. In den späten 1980ern wandelte sich das Projekt auf eine Weise, die es zum einen erforderlich machte, das Schreiben von Geschichte zu reflektieren, zum andern die marxistischen Ursprünge des Projekts in Frage zu stellen. Unter dem Eindruck von Dekonstruktion, Postkolonialismus, Feminismus, Literaturtheorie und Post-Marxismus nahm das Projekt verschiedene Richtungen, die zu Beginn der Subaltern Studies nicht angelegt gewesen waren. Obwohl die klassenbasierte Analyse nicht vollständig aufgegeben wurde, wählten die mit dem Projekt assoziierten Wissenschaftler alternative Wege zu Gramsci, die Idee des »Subalternen« zu konzipieren. Der Aufsatz verfolgt die weitere Entwicklung innerhalb der Subaltern Studies seit den 1990er Jahren und vertritt die These, dass das Projekt für die Ausdehnung der Idee des Subalternen auf die Analyse von Race, Religion und Gender offen geblieben ist. Darüber hinaus sind die Subaltern Studies nicht mehr als rein historiographisches Projekt zu charakterisieren, und ihr Verhältnis zum Marxismus ist bestenfalls ambivalent. Der Aufsatz schließt mit der These, dass es die Erfordernisse des frühen 21. Jahrhunderts unerlässlich machen, die Bedeutung der Klassenanalyse für das Schreiben subalterner Geschichte zu überdenken.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

A critical theory of subalternity: Rethinking class in Indian historiography

This paper examines the place of class-analysis in the Subaltern Studies project of writings on South Asian history and society. It explains the start of the project in the early 1980s, which began with an analysis of Antonio Gramsci’s concept of ‘subaltern’ as a way to rethink the nature of class in peasant politics in colonial India. In the early years of Subaltern Studies, the scholars associated with the project were committed to writing about subaltern classes as the subjects of their own history. By the late 1980s, internal shifts in the project were beginning to emerge not only questioning the writing of history, but the Marxian origins of the project. The influences of deconstruction, postcolonialism, feminism, literary theory, and post-Marxism in general pushed the project in different directions that were not anticipated when Subaltern Studies began. While class-based analysis was not completely abandoned, the scholars associated with the project had turned to alternate ways of conceptualizing the idea of the ‘subaltern’ away from its Gramscian beginnings. The paper tracks the further shifts within Subaltern Studies during the 1990s and 2000s and argues that the project has remained open to expanding the idea of the subaltern to include analysis of race, religion, and gender. On the other hand, Subaltern Studies ceases to remain a historiographical project and its relationship to Marxism is ambiguous at best. The paper concludes by arguing that the exigency of the early twenty-first century requires rethinking the importance of class-analysis for the writing of subaltern histories.

Kurz-Bio: Vinayak Chaturvedi

Assistant Professor am History Department an der University of California/ Irvine, USA
E-Mail: vinayak@uci.edu

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