Editorial: Nr. 86 | papierkram

Alice S. Kandell (Fotografin), Paper Making. Sikkim, Indien, o.D. [zwischen 1965 und 1979], Library of Congress, Prints & Photographs Division, Dr. Alice S. Kandell Collection of Sikkim Photographs, LC-DIG-ppmsca-30770 (digital file from original).
Im Januar 2020 machten Berichte über Arbeitsniederlegungen in der holzverarbeitenden und papierproduzierenden Industrie Skandinaviens die Runde.[1] Darin war unter anderem die Rede von drohendem Mangel an Papier und Pappmaterial, wie es zur Verpackung von Waren oder zur Herstellung von Beipackzetteln für medizinische Produkte und Gebrauchsanweisungen zu technischem Gerät dringend benötigt werde. Die eingeschränkte Verfügbarkeit des Materials, so die Grundaussage der einschlägigen Artikel, könne ernsthafte Folgen für die Weltwirtschaft nach sich ziehen. Inzwischen hat sich die Situation nicht entspannt, sondern weiter zugespitzt. Im März 2022 gab es Nachrichten über erhebliche Preissteigerungen bei Papier. Buchverlage und Printmedien sind inzwischen mit rasant steigenden Preisen auf dem Papiermarkt konfrontiert.[2] Die Papiervorräte schwinden. So manche Buchpublikation wird derzeit unter Hinweis auf die prekäre Versorgungslage verschoben. Nach mehreren Jahren der Debatte um Digitalisierung, virtuelle Praktiken in der Kommunikation, unstoffliche Medien und das Ersetzen von Papier durch andere Transfertechniken gerät dieser traditionelle »Beschreibstoff« nun in den Fokus der Aufmerksamkeit. In einer Welt, die sich zunehmend als papierlos zu verstehen begonnen hat, wird der Papier Gegenstand der Reflexion.

Papier ist ein ganz besonderer Stoff. In der Frühen Neuzeit hauptsächlich aus bakteriendurchsetzten Lumpen hergestellt, geleimt mit einer klebrigen Masse aus Abfallprodukten wie Tierknochen und -haut, avancierte das Material in einer Zeit permanent steigenden Bedarfs zu einem gesuchten Gut, dessen Herstellung jedoch mit allerlei Unwägbarkeiten verbunden war (und ist). Neben Produktions- und Lieferproblemen zählen hierzu auch schädliche Folgen für die Umwelt oder gesundheitliche Risiken. Die pflanzlichen Bestandteile der Lumpen (Flachs, Hanf, auch Baumwolle) lieferten traditionell den Ausgangsstoff. Diese organischen Produkte wiederum bildeten die Hauptbestandteile eines Breies, der, gegoren, das Vorprodukt für die Papierherstellung war. Ein Gärungsprozess konnte jedoch erst dann in Gang kommen, wenn sich in den Lumpen eine ausreichende Menge von Mikroorganismen gebildet hatte, die den Zerfallsprozess bewirkten. Nicht wenige Menschen, die vor dem 18. Jahrhundert in der Papierherstellung arbeiteten, steckten sich bei dieser Arbeit deshalb mit allerhand Krankheiten an – nicht selten mit tödlichem Ausgang. In einer rein an Technik orientierten Geschichte der Papierproduktion wird dieser Aspekt häufig übersehen.[3] Andere Basisstoffe für die Papierherstellung waren Bambus und seit dem 18. Jahrhundert auch Holz. Um in der heutigen Zeit den Verbrauch von Holz bei der Herstellung von Papier zu minimieren und zugleich die steigende Nachfrage bedienen zu können, werden gegenwärtig Verfahren entwickelt, die neben den gebräuchlichen Pflanzenfasern auch Abfälle von Nüssen, Orangen oder Ananas für die Produktion neuartiger Papiersorten nutzen können.[4] Abfallwirtschaft und Papierproduktion profitieren nicht erst in neuester Zeit voneinander. Aus vergangenen Jahrhunderten ist die Praxis überliefert, gebrauchtes Papier neu aufzubereiten oder umzunutzen. Altpapiere fanden z.B. als Verpackungsmaterial ihre Interessenten, bedrucktes Zeitungspapier diente dazu, teure Waren wie Pfefferkörner sorgsam zu verpacken, andere Druckpapiere fanden in Buchbinderwerkstätten als »Maculatur« eine neue Bestimmung.[5] Als »Maculatur« wird auch eine bis weit in das 20. Jahrhundert hinein gebräuchliche Schicht von bedrucktem Zeitungspapier bezeichnet, die als Grundierung die Anhaftung von Tapeten auf Wänden in Wohnungen verbessern sollte.

Das Interesse am Material Papier hat sich historisch und kulturell über die Zeiten hinweg gewandelt, die Nachfrage danach besteht gleichwohl weiter – weltweit. Papierknappheit ist indessen nicht neu, sondern kennzeichnet bereits das »erste papierne Zeitalter Europas« seit dem 16. Jahrhundert. Hierzu trug die vieldiskutierte Medienrevolution der Frühen Neuzeit mit ihren zahlreichen und in staunenswert hohen Auflagen erschienenen Druckmedien (Bücher, Pamphlete, Flugblätter, Bilder und Drucke, Journale, Zeitungen usf.) nicht unwesentlich bei. Darüber hinaus zeichneten in der Zeit wachsende Verwaltungen für die steigende Nachfrage verantwortlich, die zunehmend auch die dokumentier- und archivierbare Kommunikation mit ihren überseeischen Stellen zu bewerkstelligen hatten.[6] Die lebhafte Nachfrage nach Papier führte deshalb in einer Zeit, in der die Papierherstellung darauf angewiesen war, ausreichende Mengen von Leinen, Hanf und Baumwolle zur Verfügung zu haben, bald zu Lieferengpässen auf dem Rohstoffsektor. Die Obrigkeiten intervenierten, verhängten Ausfuhrverbote. Im 18. Jahrhundert, dem Jahrhundert der Zeitungen und Journale, kam es schließlich zu solch eklatanten Lieferproblemen, dass die Suche nach alternativen Materialien nahe lag. Die Geschichte des explorativen Geistes eines Jacob Christian Schäffers (1718–1790) vermag die dem 18. Jahrhundert eigene Verflechtung zwischen gelehrter Praxis und der Beschäftigung mit ihrer materiellen Basis, dem Papier, exemplarisch vor Augen zu führen.

In Querfurt als Sohn eines protestantischen Geistlichen geboren, erhielt Schäffers bald Zugang zu den Franckeschen Stiftungen in Halle, die im 17. Jahrhundert aus einer Armenschule hervorgegangen waren und sich im Laufe des 18. Jahrhunderts zu einem europaweit bekannten evangelischen Bildungszentrum entwickelten. Eine Buchdruckerei, eine Buchbinderei und eine Buchhandlung komplettierten das institutionelle Repertoire der Einrichtung. Nach den üblichen Stationen eines jungen Mannes aus minderprivilegierten Verhältnissen verließ Schäffer später die Universität Halle, wo er ein Studium der Theologie begonnen hatte, ohne Abschluss.[7] Wie viele andere seiner Zeitgenossen in vergleichbarer Lage trat Schäffer alsbald eine Stelle als Hauslehrer (Hofmeister) an. In der Reichsstadt Regensburg erhielt er eine Predigerstelle und einige Zeit später verlieh ihm die Universität Wittenberg den Titel eines Doktors der Philosophie, die Vergabe des Titels eines Doktors der Theologie durch die Universität Tübingen folgte. Die Ernennung zum Superintendenten und zum Pastor in Regensburg ließ in der Folge nicht lange auf sich warten. Schäffers Publikationstätigkeit ordnet sich in den zeitgenössisch üblichen Rahmen ein. Neben Veröffentlichungen zur Technik von Waschmaschinen, Berichten über Versuche mit Schnecken und Untersuchungen über Zahnwürmer und vielfältige weitere Phänomene in der natürlichen Welt befasste er sich auch mit zahlreichen weiteren Sujets. Wegen Papiermangels konnten die Verlage den Erwartungen des Autors auf Publizität jedoch nicht nachkommen. Schäffer sann auf Abhilfe und suchte nach alternativen Rohstoffen für die Papierherstellung, darunter Wollgras, Schwarzpappel und Holz.[8]

Das hier vorliegende Heft der WerkstattGeschichte mit dem Titel Papierkram verortet den Forschungsgegenstand »Papier« epochenübergreifend in ganz unterschiedlichen Kontexten. Aspekte der Materialität, des gesellschaftlichen Nutzens von Papier, seiner Herstellungs- und Gebrauchsweisen werden dabei besonders aufmerksam betrachtet. Der Untersuchungszeitraum spannt sich vom ausgehenden europäischen Spätmittelalter bis zum ausgehenden 20. Jahrhundert und reicht damit von der Frühen Neuzeit, in der große Mengen von Papier hergestellt und konsumiert wurden, bis zu einer Zeit, in der die materielle Basis von Kommunikation und jeder Art von Wissenstransfer sich stark zu wandeln begonnen hat.[9] Die hier versammelten Beiträge fügen Basisbereiche der Papierforschung (Herstellung und Materialität, Beschaffung und Gebrauch) im Kontext von Wissens- und Informationstransfer zusammen, untersuchen, auf welche Arten und Weisen der »Beschreibstoff« Papier in verschiedenen Kontexten und zu ganz unterschiedlichen Zeiten zum Einsatz kam, in welcher Weise die historischen Akteure und Akteurinnen ihn nutzten. Die Einzelstudien führen durch einen Zeitraum von knapp 600 Jahren: von einer Zeit, in der das Papier Politik, Öffentlichkeit und Wissenschaft trug bis hin zu seinem schrittweisen Verschwinden als »Trägerstoff« für Druckmedien in Wissenspalästen (Bibliotheken) des 20. und 21. Jahrhunderts.

Die Reihung der Texte dieses Heftes ist chronologisch angelegt. Am Beginn steht der Beitrag von Sandra Schultz zu wissensgeschichtlichen, technischen, handwerklichen und herrschaftlichen Kontexten der Papierherstellung, der sich schwerpunktmäßig auf den Südwesten des Heiligen Römischen Reiches in der Frühen Neuzeit bezieht. In diesem Teil des Reiches lässt sich die Herstellung von Papier seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert nachweisen. Wie Schultz ausführt, hat die Praxis der Papierproduktion eine lange Tradition, die im Laufe des Mittelalters und der Frühen Neuzeit über die Alpen ins nördliche Europa gelangte. Die handwerkliche Seite, das Know-how der Papierherstellung, fügte sich in die gewerblichen Strukturen spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Städte ein, während es sich im Laufe der Zeit zugleich veränderte und weiterentwickelte. Der Papiermühle, die in ihrer Konstruktion und Beschaffenheit an bereits bekannte Mühlentechnik anknüpfen konnte, spielte hierbei eine wichtige Rolle.[10] Im frühneuzeitlichen Europa fügten sie sich in die Landschaft des Handwerks deshalb problemlos ein.

Der zeitlich an den Beitrag von Schultz anknüpfende Artikel von Attila Magyar befasst sich mit dem Gebrauch und der Beschaffung von Papier in Kriegszeiten des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts. Magyar fragt nach der Bedeutung, die der Arbeit mit Papier im Zuge von Kriegen zukam, der Organisation von Kriegszügen und vor allem der Stabilisierung von Herrschaft nach gewonnenen Schlachten. Krieg als Papierarbeit – das ist die Grundlinie, auf der nicht nur die Arbeit mit Akten und ihre Handhabung sichtbar wird, sondern auch die Probleme bei der Beschaffung von Papier in den krisenhaften Zeiten Habsburger Herrschaft auf einem Gebiet, das bis Ende des 17. Jahrhunderts unter osmanischer Herrschaft (heute südliches Ungarn) stand. Die administrative Logik der vom Autor untersuchten Vorgänge kondensiert sich in der anschaulich beschriebenen zeitgenössischen Debatte, ob der Einrichtung einer Papiermühle zur Erfüllung herrschaftlicher Interessen in kriegerischen Zeiten gegenüber der Versorgung der Bevölkerungen mit Lebensmitteln durch die Gründung einer Mehl mahlenden Mühle der Vorrang einzuräumen sei oder nicht.

Der Beitrag von Charlotte Zweynert ist an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert angesiedelt und stellt aus geschlechtergeschichtlicher Perspektive die Frage nach Papier als Arbeitsmaterial und zugleich als Träger und Ausdruck von Vermögenswerten in literarischen Zirkeln der Zeit. Im Fokus steht eine über drei Generationen hinwegreichende Abfolge von literarisch schaffenden Frauen, »Schreiberinnen«, und deren Umgang mit Papier, mit Papieren. Der Beitrag untersucht auf der einen Seite die Bedeutung des »Beschreibstoffs« Papier für die Schreibarbeit der Literatinnen und fragt auf der anderen Seite nach dem materiellen Wert von Papier, papiernen Gaben (Briefe) und Hinterlassenschaften. Zweynert analysiert diese ebenso als Vermögen wie die Fähigkeiten und Fertigkeiten zu schreiben, in literarischen Kreisen mitzuhalten und mit Papierarbeit Existenzsicherung zu betreiben.

Die Reihe der Einzelbeiträge zum Themenheft schließt Wilfried Enderle mit einer Studie über das Verschwinden von Papier am Beispiel der Umstrukturierung und Neuorganisation von Bibliotheken im 20. und 21. Jahrhundert. Ausgehend von dem gegenwärtig geläufigen Diktum über papierlose Bibliotheken rekonstruiert Enderle die schrittweise Veränderung der Wissensspeicherung im Bibliothekswesen, folgt den Spuren bis ins 19. Jahrhundert, als die zunehmend unkontrollierbar wachsende Anzahl von Druckmedien die Kapazitäten von Bibliotheken weltweit zu sprengen drohte und neue Verwaltungs- und Speichertechniken den Wissenschaftsbetrieb grundlegend zu verändern begannen.

In der Gesamtschau setzen die vier Beiträge jeweils eigene Schwerpunkte, verknüpfen dabei verschiedene Aspekte der Papiergeschichte und bündeln diese in epochenübergreifender Perspektive, ohne die jeweiligen Spezifika der Untersuchungsgegenstände in Raum und Zeit zu übergehen. So gesehen entfaltet sich Papiergeschichte hier in Form von Geschichten über Papierkram in historischer und thematischer Vielfalt und Varianz.

In der Rubrik Werkstatt diskutiert Ulrich Prehn, wie Fotografien – als mit Handlungsmacht ausgestattetes Medium – Erfahrungen historischer Akteur*innen vermitteln und Zugänge zu Ereignissen schaffen. Er analysiert fotografische Inszenierungen von »Kriegstrauungen« deutscher Soldaten im Ersten und Zweiten Weltkrieg und fragt, wie unter anderem Praktiken des Crossdressings zur Stabilisierung beziehungsweise zur Destabilisierung von Geschlechterordnungen in beiden Weltkriegskontexten beitrugen.

Im Werkstattbericht »Die Realität ist fast schon der Roman …« besichtigt Thomas Etzemüller die Grenzen zwischen wissenschaftlichem und literarischem Erzählen. Er berichtet von dem Experiment, seine wissenschaftlichen Darstellungen der deutschen Rassenanthropologie in eine fiktive Dokumentation auf der Grundlage des Lebensganges von Henning von Rittersdorf – einem ebenso fiktiven Anthropologen – darzustellen. Etzemüller verhandelt dieses Experiment im historisch-literarischen Kontext der Trennlinien von Wissenschaft und Fiktion. Er richtet den Blick auf das Potenzial, das in der Überschreitung dieser Linien liegt, und zwar nicht nur in der Erweiterung eventueller Zielgruppen oder des eigenen sprachlichen und konzeptuellen Registers: Auch für die geschichtswissenschaftliche Arbeit birgt das »Verfahren der Verfremdung in Fiktion« Möglichkeiten alternativer Zugänge und neuen Erkenntnisgewinns.

In »Hand ans Herz« schreibt Johanna Lessing für die Rubrik Dingfest über ihre Annäherung an ein Herzpräparat aus den Beständen des Deutschen Medizinhistorischen Museums Ingolstadt. Das Präparat entstand in den 1920er Jahren im Rahmen der Forschungs- und Lehrtätigkeit des Mediziners Franz Volhard (1887–1953), der die präparierten Herzen seiner Sammlung zur, wie er ausführte, »räumlichen Anschauung« von Funktionsstörungen des Organs nutzte. Ausgehend von der spezifischen Materialität der Herzpräparate betont Lessing, dass hier eine historische Performativität zu erkunden ist, die Interaktion einforderte und vom Auftreten des Präparats mitgestaltet wurde.

Maxi Braun hat sich für unsere Filmkritik noch einmal genau The Boys in the Band von 1970 angesehen. Kurz nach den Stonewall Riots herausgekommen, verfiel der Film damals dem Verdikt einiger prominenter amerikanischer Filmkritiker und Aktivisten der Schwulenbewegung, Stereotype über homosexuelle Männer zu reproduzieren und Homosexualität mit psychischen Problemen und Selbsthass zu assoziieren. War das Theaterstück in der gleichen Besetzung noch ein großer Publikumserfolg in New York und darüber hinaus gewesen, vermissten im Kino etliche offenbar nun etwas Heroischeres oder Strahlenderes. Maxi Braun rehabilitiert den Film in ihrer Analyse und zeigt, wie aufmerksam und verständnisvoll er den Beziehungen und der Gruppendynamik in einem schwulen Freundeskreis nachgeht, der sich mit einem homophoben party crasher konfrontiert sieht.

Für die Expokritik haben wir in dieser Ausgabe das Experiment gewagt, zwei Rezensionen zu einer Ausstellung zu veröffentlichen. So werden verschiedene Perspektiven auf ein und dieselbe Ausstellung deutlich. Ulrike Blumenthal und Christian Curtil haben sich dafür das wiedereröffnete Musée Carnavalet in Paris angeschaut.

Michaela Hohkamp und die Redaktion

 

[1] Streiks legen Finnlands Papierfabriken lahm, Der Spiegel, 27.1.2020, https://www.spiegel.de/wirtschaft/arbeitskampf-streiks-legen-finnlands-papierfabriken-lahm-a-e9c8e665-fe1e-4241-9e82-0880c4aad02c (letzter Zugriff 27.4.2022).

[2] »Lagerbestände der Druckereien reichen nicht aus«, Börsenblatt, 11.3.2022, https://www.boersenblatt.net/news/verlage-news/lagerbestaende-der-druckereien-reichen-nicht-aus-231281 (letzter Zugriff 27.4.2022).

[3] Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts setzte sich ein Verfahren durch (zeitgenössisch »Holländer« genannt), das die Verarbeitung von Lumpen ohne langwierige Gärung und Stampfen ermöglichte.

[4] Umweltfreundliches Papier aus Ananasfasern, Hannover.de, 2.7.2020, https://www.hannover.de/Service/Presse-Medien/Hannover.de/Aktuelles/Wirtschaft-Wissenschaft-2020/Umweltfreundliches-Papier-aus-Ananasfasern (letzter Zugriff 27.4.2022).

[5] Daniel Bellingradt, Vernetzte Papiermärkte. Einblicke in den Amsterdamer Handel mit Papier im 18. Jahrhundert, Köln 2020, S. 59–60.

[6] Vgl. beispielhaft für die Expansion nach Lateinamerika Arnd Brendecke, Imperium und Empirie. Funktionen des Wissens in der spanischen Kolonialherrschaft, Köln 2009.

[7] Zum Verlauf des Bildungs- und Ausbildungsganges eines Studenten aus einer ärmeren Familie siehe die immer noch lesenswerte Biografie des späteren Medicus Johann Storch von Barbara Duden, Geschichte unter der Haut. Ein Eisenacher Arzt und seine Patientinnen um 1730, Stuttgart 1987.

[8] Vgl. Jacob Christian Schäffer, Die bequeme und höchstvortheilhafte Waschmaschine. Wie solche in den damit gemachten Versuchen bewährt gefunden und damit dieselbe um so sicherer und nützlicher gebraucht werden könne hin und wieder abgeändert und verbessert worden, Regensburg 1766, https://epub.ub.uni-muenchen.de/10787/. Zu Schnecken vgl. Jacob Christian Schäffer, Erstere und fernere Versuche mit Schnecken, nebst einem Nachtrage, Regensburg 1770 und ders., Über die eingebildeten Würmer in Zähnen nebst dem vermeyntlichen Hülfsmittel wider dieselben, Regensburg 1757. Zu Ersatzstoffen für Papier vgl. Jacob Christian Schäffer, Erfolg der Versuche die Saamenwolle der Schwarzpappel und des Wollgrases wirtschaftsnützlich zu gebrauchen, in: Abhandlungen der Churfürstlich-baierischen Academie der Wissenschaften, Zweyter Band, II. Theil, München 1764, S. 264–298; Jacob Christian Schäffers sämtliche Papierversuche. Sechs Bände. Zwote Auflage. Nebst ein und achtzig Mustern und dreyzehen theils illuminirten theils schwarzen Kupfertafeln. Gedruckt mit Zunkelischen Schriften, Regensburg 1772; Versuche und Muster ohne alle Lumpen oder doch mit einem geringen Zusatze derselben Papier zu machen. Erster Band, Zweyter Band. Neue Versuche und Muster das Pflanzenreich zum Papiermachen und andern Sachen wirthschaftsnützlich zu gebrauchen. Dritter Band, Vierter Band, Fünfter Band, 1767; Wiederholte Versuche auf ordentlichen Papiermühlen aus allerhand Pflanzen und Holzarten Papier zu machen. Sechster und letzter Band, 1771; Jacob Christian Schäffer, Neue Versuche und Muster das Pflanzenreich zum Papiermachen und andern Sachen wirthschaftsnützlich zu gebrauchen. Erster Band, Regensburg 1765, S. 8–16.

[9] Bellingradt, Vernetzte Papiermärkte, S. 11–12.

[10] Vgl. überblicksartig Peter F. Tschudin, Grundzüge der Papiergeschichte, 2. Aufl., Stuttgart 2012. Der Autor war längere Zeit der Leiter der Basler Papiermühle, einem Museum, das sich der Technik ebenso zuwendet wie seiner Nutzung für den Buch- und Zeitschriftenmarkt.