Editorial: Nr. 83 | sinne

Titelbild
Mueller glial cells in the retina, Prof. Bill Harris, Wellcome Collection, Lizenz CC BY 4.0

Wer heute ein farbig gestaltetes Kirchenfenster betrachtet, ist vielleicht von der Kunstfertigkeit beeindruckt, eine »Sinnesexplosion« löst dieser Eindruck bei den Betrachter*innen in der Regel jedoch nicht aus, denn im 21. Jahrhundert sind Menschen an bunte Bilder und künstliche Farbeindrücke gewöhnt, die ihnen in ihrer alltäglichen Umgebung häufig und elaboriert begegnen. Das gleiche Kirchenfenster rief bei frühneuzeitlichen Kirchgänger*innen wahrscheinlich viel intensivere Seheindrücke hervor, da diese im Alltag weit weniger künstlich geschaffene Farbbilder erlebten.(1) In sinnesgeschichtlicher Perspektive ist diese naheliegende Vermutung aber detailliert zu überprüfen. Es ist danach zu fragen, wie sich die Art und Weise des Betrachtens verändert hat. Wie prägt etwa ein religiöser, kultureller, wirtschaftlicher oder politischer Kontext die Praxis des Schauens? An welche Körper war der Prozess des Schauens gebunden? Welche Relevanz wurde dem Sehen in der jeweiligen historischen Umgebung zugesprochen und wie wurde das Sehen in andere Sinnespraktiken eingebunden? Die Historizität der Sinne ist von der frühen Sinnesgeschichte, so innovativ sie auch war, noch weitgehend vernachlässigt worden. Hier wurden Sinneswahrnehmungen noch eher als rein essenzielle Vorgänge gedeutet: Sie wurden in der Regel als naturgegebene, physiologische Abläufe vorausgesetzt, zumal die jeweils kulturell konstruierte und sozial veränderliche Perzeption über die Sinne in zeitgenössischen Quellen nur selten reflektiert wird. Es ging daher vor allem um die Frage, wie sich die Umgebung in der Sinneswahrnehmung bis heute verändert hat.(2) 

Auch wenn die Wahrnehmung und Deutung der Umwelt über die Sinne körperlich grundiert ist, stellt der sensorische Prozess keine überzeitliche Konstante dar. Die Sensory Studies unterstreichen, dass Sinneserfahrungen in Raum und Zeit variieren und sich durch Sinnesregime beeinflussen lassen, sodass sie historisiert werden können.(3) Der erste Kontakt eines Menschen mit dem Außen geschieht durch sinnliche Wahrnehmungspraktiken, welche bereits aufgrund ihrer Bindung an den jeweiligen Körper variieren. Diese Perzeptionen sind historisch und sozial durch die bekannten Kategorien von Schicht, Geschlecht, Alter, Raum, Gesundheitszustand, ethnische und religiöse Zugehörigkeit sowie (Dis)ability geprägt.(4) So nahm etwa ein kriegserfahrener, unterernährter und gewaltexponierter Mann im Jahre 1630 anders wahr als eine fitnessgestählte, sich vegan ernährende und urban lebende Frau im Jahre 2020 und die Wahrnehmungspraktiken können dabei unterschiedlichen Regimen unterworfen sein. Die Fähigkeiten zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken und zu tasten beruhen nicht nur auf unterschiedlichen Begabungen, sondern können auch körperlich trainiert, angepasst und eingeschränkt werden. Dabei lernen Menschen, Dinge auf eine bestimmte Art und Weise wahrzunehmen und zu bewerten, die in erheblicher Weise durch ihre soziale und kulturelle Umgebung geprägt sind. Die neuere Sinnesgeschichte entwickelte sich im Gefolge des Cultural Turn und interessiert sich vermehrt für diese Wandelbarkeit, den konstruktiven Charakter und die historische Bedingtheit von Sinneseindrücken und Sinnesgebrauch. Es geht damit nicht nur um eine Rekonstruktion vergangener Klang- oder Duftwelten, sondern sie will auch über die historische Kontextualisierung und Analyse von Sinnesregimen und kollektiven Sinnespraktiken Auskunft über vergangene Lebenswelten erhalten.(5) Dabei bleibt das Spannungsfeld zwischen körperlich-physiologischem Substrat und der sozialen, aber auch der routinehaften Prägung von Sinneserfahrungen bestehen. 

Die Sinne verfügen also über eine Historizität, die schwer zu fassen ist. Da sich sowohl die Wahrnehmung als auch die Wahrnehmungskulissen selbst historisch entwickeln, kann letztlich immer nur die historische Erfahrung rekonstruiert werden, welche uns gegenwärtig über (zumeist) schriftliche Zeugnisse zugänglich ist. Wissenschaftler*innen erforschen mit den Sinnen also eine vergangene Sprache, die sie selbst nicht mehr vollständig beherrschen. Sie kennen die vergangenen Geräusche nicht, wie etwa das Klappern von Webstühlen in einer kleinen Manufaktur oder das Fegen des Straßenkehrers; auch die Gerüche der nicht assanierten Stadt sind ihnen fremd. Doch selbst wenn wir technisch in der Lage sind, ein einzelnes vergangenes Geräusch oder einen früheren Geruch zu reproduzieren, wie es in der Museumsdidaktik gegenwärtig praktiziert wird, können wir dieses Einzelphänomen dennoch nicht in seine historische Umgebung zurückversetzen; zudem kennen wir das Sinnesvermögen der damaligen Akteur*innen kaum.(6) Heutige Sinneshistoriker*innen bezeichnen dieses Desiderat aber nicht als ein Problem, sondern als das Potenzial der Sinnesgeschichte. Wir können etwas über die Vergangenheit erfahren, weil historische Zeugnisse über die Sinneswahrnehmungen dieser Zeiten überliefert sind und nicht trotz fehlender überlieferter Gerüche oder Geräusche.(7) 

Vor diesem Hintergrund müssen überlieferte Beschreibungen von Sinneseindrücken jedoch noch stärker hinsichtlich ihrer historischen Bedingtheit kontextualisiert und mit Blick auf ihre Zeit-, Orts- und Personengebundenheit analysiert werden. Es ist etwa danach zu fragen, wie über Sinneseindrücke Nähe und Distanz und damit Raum beschrieben bzw. konstruiert werden. Auch hier gilt ganz konkret: Wir können nur begrenzt rekonstruieren, in welch erheblichem Maße die Wahrnehmung bzw. das Gefühl für Raum und Zeit durch technische Innovationen wie Eisenbahn und Flugzeug oder auch Telefon, Radio und Internet sich in den letzten zwei Jahrhunderten verändert hat.(8) 

Wie Sinnesspraktiken dabei Gesellschaft organisieren, hat kürzlich Andreas Reckwitz herausgestellt. Er betont, dass Alltagspraktiken über die Sinne funktionieren. Dies erläutert er anhand der sozialen Organisation des Sehens und konkretisiert dies mit dem Beispiel des Waldspaziergangs: Es sei kulturell vorgeprägt, auf welche Weise Spaziergänger*innen den Wald sehen. Reckwitz nennt es panoramisches Schauen und unterscheidet es vom forschenden Beobachten in einem Labor. Das sinnliche Wahrnehmen ist demnach stets mit einer besonderen »Mobilisierung von Affekten« verknüpft. Eine solche »Affektivität des Einsatzes der Sinne wie Genuss oder Ekel, Schaulust oder Angst schließt auch Mechanismen zur Disziplinierung der Affekte ein«.(9) Hier kommen verschiedene Sinnesregime zum Tragen, also internalisierte Regeln, Traditionen und Gewohnheiten des Gebrauchs der Sinne, die wiederum durch die historischen Kategorien Alter, Schicht, Geschlecht usw. strukturiert sind. 

Die jüngere Emotionsforschung unterstreicht die Beobachtung, dass auch Gefühle über Sinnespraktiken geschaffen werden. Emotionen sind nicht nur kulturell und sozial codiert, sondern auch körperlich grundiert. Gefühle, so hat es vor allem Monique Scheer herausgearbeitet, bestehen in einem erheblichen Maße aus Sinnespraktiken. Diese sind den Emotionen vorgeschaltet, fließen aber in die Emotionsherstellung mit ein. Das wird vor allem bei mobilisierenden Gefühlspraktiken deutlich, wie z.B. bei Kampftänzen, Fangesängen und Märschen, in denen über audiovisuelle Wahrnehmungen die Emotionsherstellung in einer bestimmten Art und Weise geleistet wird.(10) Deswegen besteht eine enge Verbindung zwischen Emotions- und Sinnesgeschichte, was sich auch an Erinnerungsprozessen deutlich machen lässt. Sinne sind zentral für die individuelle Erinnerung und für das kollektive Verhältnis zur Vergangenheit. Dass Menschen sich an vergangene Erlebnisse und Begebenheiten erinnern, geht häufig mit unmittelbaren Sinneseindrücken einher: Wenn sie ein Lied aus Kindheitstagen hören, den Duft von Rosen, das Geschrei von Möwen oder den Geruch eines modrigen Gewässers wahrnehmen, treten Erinnerungen an Erlebtes und an vergangene Gefühle hervor und dies kann die aktuelle Gefühlslage erheblich verändern.(11) Dies gilt für individuelle Biographien, aber auch kollektive Erfahrungen lassen sich durch Sinneseindrücke wieder heraufbeschwören. Deswegen haben beispielsweise bestimmte Lebensmittel aus der ehemaligen DDR auch noch Jahrzehnte nach dem Fall der Mauer Hochkonjunktur und auch Lieder können das Lebensgefühl einer Generation repräsentieren.(12) Solche sinnlichen Eindrücke lassen sich hier auch als verkörperte Erfahrungen verstehen, ihnen kommt für die Erfahrungs-, Emotions- und Körpergeschichte eine zentrale Rolle zu. 

Dass die Sinnesgeschichte historische Erfahrungen erklären und veranschaulichen kann, ist in den letzten Jahren durch grundlegende Arbeiten gezeigt worden.(13) Dabei wurde den verschiedenen Sinnen nicht immer die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt. Insbesondere in der jüngeren Vergangenheit ist die Geschichte des Sehens und des Hörens zumeist mehr thematisiert worden als die olfaktorische Wahrnehmung.(14) Die Beiträge in diesem Themenheft können auf diese bereits vorliegenden Studien aufbauen und darüber hinausgehen. Sie zeigen den Erfahrungswandel des Auditiven oder Visuellen sowie die Kumulierung von sinnlichen Erfahrungen.(15) Es wird ein Zugang zur Sinnesgeschichte präsentiert, der die Kontextgebundenheit, Wandelbarkeit und damit historische Bedingtheit der sinnlichen Wahrnehmung ernst nimmt. Exemplarisch wird sowohl der Art und Weise nachgespürt, wie Sinneswahrnehmungen erfolgen und sich verändern, als auch nach den Rahmenbedingungen und Medien dieser Erfahrungen gefragt: Welche Rolle spielen Sinne in individuellen und kollektiven Deutungsprozessen, in welchem Verhältnis stehen Sinneserfahrungen zu Emotionen und wie kann dieses Beziehung in einer historischen Perspektive analysiert werden? Von Interesse ist dabei nicht zuletzt, inwieweit sich Sinneskonkurrenzen und -hierarchien ausmachen lassen, wenn es um die Authentizität von Aussagen geht. Und unter welchen Rahmenbedingungen und Einflussfaktoren verändert sich diesbezüglich die Relevanz einzelner Sinne? Welche Sinneserfahrungen galten etwa vor Gericht als »wahrhaftig«? 

Grundlegend ist daher die Auffassung, dass Sinnesgeschichte nicht auf (sinnliche) Erfahrung reduziert werden kann, sie ist umfassender zu verstehen. Die historische Erforschung der Sinne muss insofern auch den Zusammenhang von Sinnes-, Körper- und Emotionsgeschichte verhandeln, wenn sie beispielsweise nach Hass und Hetze fragt.(16) Die in diesem Heft vereinten Analysen zur Sinneswahrnehmung leuchten exemplarisch das sinnesgeschichtliche Beziehungsgeflecht von Wahrnehmung, Erfahrungswandel, Körper und Emotionen aus. Die Fallbeispiele thematisieren Anpassungs- und Abgrenzungsprozesse, die von veränderten Sinneswahrnehmungen begleitet und teilweise durch diese bewältigt werden, aber auch oftmals eine neue Dynamik dadurch bekommen. Sie repräsentieren unterschiedliche Wahrnehmungen, Erfahrungen und Interpretationen in Deutschland bzw. Europa von der Frühen Neuzeit bis zur Moderne. Dabei geht es zumeist um mehrere Sinneserfahrungen in einem spezifischen historischen Setting. 

Der Beitrag von Cecilia Cristellon fokussiert Sinneserfahrung und -wahrnehmung in katholischen Gerichtsprozessen um Eheschließung, Jungfräulichkeit, Impotenz, aber auch um Heiligkeit, Magie und Hexerei. Die Bürokratisierung der Ehe mit dem Beharren auf die Anwesenheit des Priesters und mit der kirchlichen Registrierung der Ehe seit dem Ende des Trienter Konzils 1563 verschob die Aufmerksamkeit vom Tastsinn (Handberührung) zum Hörsinn, indem sie die mündliche Einverständniserklärung zwingend voraussetzte. Neben dem Tast- und Hörsinn kam auch anderen Sinnen eine wichtige Rolle in gerichtlichen Verfahren zu. Dabei ist letztlich eine deutliche Präferenz der Tribunale für den Sehsinn erkennbar, denn der Augenzeugenschaft wurde in der Regel höchste Glaubwürdigkeit beigemessen. 

Anschließend legt Heiner Fangerau den Wandel der Sinneswahrnehmung in Arzt-Patienten-Beziehungen dar. Insbesondere der Diagnostik kommt hier eine Schlüsselfunktion zu. Die bis ins 19. Jahrhundert im Arzt-Patientenkontakt geübte Semiotik, die »Zeichenlehre«, die – prognostisch orientiert – vornehmlich »gesund« und »krank« voneinander unterscheiden wollte, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts abgelöst durch die Diagnostik, d.h. das Erkennen und Benennen von Krankheiten und damit durch ein Denken in »Krankheitsbildern« und Krankheitsklassifikationen. Krankheitszeichen wurden zu »einfachen Sensationen«, die durch den deutenden Arzt zu einem Krankheitssymptom wurden. 

Silke Fehlemann legt dar, welche Wirkmacht Hass und Hetze in der Weimarer Republik entfalten konnten. Anhand von Beleidigungsprozessakten wird die körper- und sinnesbezogene Basis von Hetze und Herabsetzung in historischer Perspektive erörtert. Hass blieb während der gesamten Weimarer Republik ein vorherrschendes Gefühl, wie nicht zuletzt auch literarische und künstlerische Darstellungen jener Zeit unterstreichen. Die konkreten Hass- und Beleidigungspraktiken waren dabei unterschiedlich sensorisch organisiert. 

Insgesamt unterstreichen die versammelten Beiträge einmal mehr das innovative Potenzial der Sinnesgeschichte, wenn sensorische Wahrnehmungen in medizin-, rechts-, politik-, körper- und emotionsgeschichtlichen Kontexten eingeordnet und analysiert werden. Sie verstehen sinnliche Wahrnehmungen als basale Alltagspraktiken, deren Durchführung und Organisation im sozialen Umfeld bis zu einem gewissen Maß erlernt und gestaltet werden können. Sie behandeln insofern die Frage nach dem Verhältnis von sinnlicher Wahrnehmung und gesellschaftlichen Ordnungsvorstellungen und Hierarchien sowie nach den Sinnesregimen, also nach den normativen Rahmungen sinnlicher Erfahrung. 

In der Rubrik Werkstatt zeigen Iris Schröder, Felix Schürmann, Frederic Theis und Petra Weigel in einem Beitrag über die Kartographie der Weltmeere, wie sich der Blick auf die Meere im 19. Jahrhundert wandelte. An vier Beispielen legen sie dar, wie durch einen neuen Typ von Karten Ozeane zunehmend als eigenständigen physisch-geographische Einheiten gesehen wurden. Mittels der Karten wurde die Erde als transozeanisch vernetztes Kontinuum entworfen; sie wurden damit zum Medium für die spezifische Globalität des 19. Jahrhunderts. 

Die historische und sozialwissenschaftliche Forschung zu Gewalt hat sich in den letzten Jahren enorm ausdifferenziert. Veronika Springmann, Elissa Mailänder, Christian Gudehus und Marc Buggeln diskutieren diese Entwicklung und fragen nach den theoretischen und methodischen Herausforderungen sowie Versäumnissen in der Gewaltforschung.  

Im Interview geben Charlotte Jahnz und Johannes Waldschütz Einblicke in die Aktivitäten des Open History e.V. – Verein für eine aktive und öffentliche Geschichtswissenschaft, der 2015 von einem Kreis engagierter Geschichtsinteressierter gegründet wurde. Wir sprachen mit ihnen über konkrete Projekte wie das alle zwei Jahre stattfindende histocamp und den auf das Internet bzw. auf neue soziale Medien bezogenen GeschichtsCheck, über damit verbundene kritische wie partizipative Ansprüche sowie über ihre Selbstverortung im Feld aktueller Geschichtsschreibung. 

Eine mit Netzen ausgestattete Zange aus Metall führt Dominik Hünniger in der Rubrik Dingfest in die Geschichte einer spezifischen wissenschaftlichen Fachkultur und zu den handwerklichen Ursprüngen moderner Wissenschaft in der frühen Neuzeit. Das »Klapnetz« lässt in seiner Historisierung die Verflechtung einer entstehenden Disziplin in mannigfaltige globale Zusammenhänge aufscheinen. 

Für die Expokritik hat Rose Smith das Museum des Kommunismus in Prag besucht, das dort von einem US-amerikanischen Geschäftsmann gegründet wurde. Smith führt uns auf ihrem Rundgang durch die drei Themenräume des Museums, die als »der Traum«, »die Realität« und »der Albtraum« betitelt sind. Das Museum legt, wie sie zeigt, seinen Fokus auf die Geschichte der Tschechoslowakei, ist aber zugleich vor allem auf ein touristisches und US-amerikanisches Publikum ausgerichtet. 

Silke Fehlemann, Sabine Mecking und die Redaktion 

 

(1) Vgl. »Sinn-volle Geschichten? Sehen, Hören, Riechen in der Neuzeit«, Vortragsreihe am Institut für Geschichtswissenschaften der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, organisiert von Silke Fehlemann und Sabine Mecking, Wintersemester 2017/18, https://www.hsozkult.de/event/id/event-84790 (22.8.2020); siehe allgemein weiter: David Ganz (Hg.), Sehen und Sakralität in der Vormoderne, Berlin 2011. 

 (2) Vgl. vor allem Alain Corbin, Pesthauch und Blütenduft. Eine Geschichte des Geruchs. Aus dem Französischen von Grete Osterwald, Berlin 2005 (franz. Erstauflage 1982); vgl. auch Diane Ackermann, A Natural History of the Senses, New York 1990; siehe weiter Robert Jütte (Hg.), Geschichte der Sinne. Von der Antike bis zum Cyberspace, München 2000. Der Sammelband nimmt eher eine ideengeschichtliche als eine körpergeschichtliche Perspektive ein; ähnlich auch Simon Schama, Rembrandts Augen, Aus dem Engl. von Bettina Blumenberg, Berlin 2000. 

 (3) Vgl. Jerry P. Toner/Constance Classen/Anne C. Vila/Richard G. Newhauser/David Howes/Herman Roodenburg (Hg.), A Cultural History of the Senses, 6 Bde., London 2014. 

(4) Eine ausgezeichnete Zusammenfassung der neueren Ansätze und Theorien zur Sinnessoziologie findet sich bei Sophia Prinz/Hanna K. Göbel, Die Sinnlichkeit des Sozialen, in: dies. (Hg.), Die Sinnlichkeit des Sozialen. Zum Verhältnis von Wahrnehmung und Materialität, Bielefeld 2015, S. 949. 

(5) Vgl. Constance Classen (Hg.), A Cultural History of the Senses in the Age of Empire, 18001920, London 2014; David Howes (Hg.), A Cultural History of the Senses in the Modern Age, 19202000, London 2014; Philip Hahn, Sinnespraktiken. Ein neues Werkzeug für die Sinnesgeschichte? Wahrnehmungen eines Arztes, eines Schuhmachers, eines Geistlichen und eines Architekten aus Ulm, in: Arndt Brendecke (Hg.), Praktiken der Frühen Neuzeit. Akteure – Handlungen – Artefakte, Köln/Wien 2015, S. 458467; Nicholas J. Saunders/Paul Cornish (Hg.), Modern Conflict and the Senses, London u. a. 2017; Jan Friedrich Missfelder, Ganzkörpergeschichte. Sinne, Sinn und Sinnlichkeit für eine Historische Anthropologie, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 39 (2014), S. 457475; Emma Widdis, Socialist Senses. Film, Feeling, and the Soviet Subject, 19171940, Bloomington 2017. 

(6) Vgl. Der Gestank von Schlachtfeldern im Museum, Sissel Tolaas im Gespräch mit Ute Welty, https://www.deutschlandfunkkultur.de/geruchsforschung-im-museum-der-gestank-von-schlachtfeldern.1008.de.html?dram:article_id=418799 (7.4.2020). Grundlegend zum Geruchssinn siehe Mark M. Smith, The Smell of Battle, the Taste of Siege. A Sensory History of the Civil War, Oxford/New York 2015; Corbin, Pesthauch. 

(7) Mark M. Smith, Producing Sense, Consuming Sense, Making Sense. Perils and Prospects for Sensory History, in: Journal of Social History 40 (2007), Nr. 4, S. 841858, hier S. 849. 

 (8) Joy Damousi/Paula Hamilton, A Cultural History of Sound, Memory, and the Senses, Florence 2016; Dominik Schrage, Erleben, Verstehen, Vergleichen. Eine soziologische Perspektive auf die auditive Wahrnehmung im 20. Jahrhundert, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 2 (2011), S. 269276; Bärbel Kuhn/Astrid Windus (Hg.), Geschichte für Augen, Ohren und Nasen. Sinnliche Wahrnehmungen in der Geschichte, St. Ingbert 2016; Jürgen Müller, »The Sound of Silence«. Von der Unhörbarkeit der Vergangenheit zur Geschichte des Hörens, in: Historische Zeitschrift 292 (2011), S. 129; Gisela Engel, Gisela Notz (Hg.), Sinneslust und Sinneswandel. Beiträge zu einer Geschichte der Sinnlichkeit, Berlin 2001. 

 (9) Andreas Reckwitz, Sinne und Praktiken. Die sinnliche Organisation des Sozialen, in: Göbel/Prinz, Die Sinnlichkeit, S. 441455, hier S. 449. 

 (10) Vgl. Monique Scheer, Are Emotions a Kind of Practice (and Is That What Makes Them Have a History)? A Bourdieuan Approach to Understanding Emotion, in: History and Theory 51 (2012), S. 193220; Jan Plamper, Geschichte und Gefühl. Grundlagen der Emotionsgeschichte, München 2012. 

(11) Vgl. Joy Damousi/Paula Hamilton (Hg.), A Cultural History of Sound; Lars Amenda, Hafenkonzert. Geräusche und Gesellschaft in Hamburg im 20. Jahrhundert, in: Zeithistorische Forschungen /Studies in Contemporary History 8 (2011), S. 198216; Michael Hopkin, Link proved between senses and memory, in: Nature 2004, https://doi.org/10.1038/news040524-12 (7.4.2020). 

 (12) Vgl. Sabine Mecking, Sounds of the Towns. Stadt und Musik, in: Moderne Stadtgeschichte (2017) 1, S. 719. 

 (13) Vgl. die bereits genannten Literaturtitel sowie weiter Thomas Lindenberger, Vergangenes Hören und Sehen. Zeitgeschichte und ihre Herausforderung durch die audiovisuellen Medien, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 1 (2004), S. 72–85; Madalina Diaconu, Tasten, Riechen, Schmecken. Eine Ästhetik der anästhetisierten Sinne, Würzburg 2005; dies., Sinnesraum Stadt. Eine multisensorische Anthropologie, Berlin/Wien 2012; Philip Hahn, Die Eigenlogik der Sinneswahrnehmung in der Stadt – eine Herausforderung für die Stadtgeschichte der Frühen Neuzeit, in: Julia A. Schmidt-Funke/Matthias Schnettger (Hg.), Neue Stadtgeschichte(n). Die Reichsstadt Frankfurt im Vergleich, Bielefeld 2018, S. 139–179. 

 (14) Siehe weiter z. B. Daniel Morat/Hansjakob Ziemer (Hg.), Handbuch Sound. Geschichte – Begriffe – Ansätze, Stuttgart 2018; Jürgen Danyel/Gerhard Paul/Annette Vohwinkel (Hg.), Arbeit am Bild. Visual History als Praxis, Göttingen 2017; Sabine Mecking/Yvonne Wasserloos, Musik – Macht – Staat. Exposition einer politischen Musikgeschichte, in: dies. (Hg.), Musik – Macht – Staat. Kulturelle, soziale und politische Wandlungsprozesse in der Moderne, Göttingen 2012, S. 1138; Gerhard Paul (Hg.), Visual History. Ein Studienbuch, Göttingen 2006; Peter Burke, Augenzeugenschaft. Bilder als historische Quellen, Berlin 2003. 

 (15) Vgl. Reckwitz, Sinne, S. 446; Sabine Mecking, Deutsche Musik, eine Illusion? Phänomene der Inklusion und Exklusion, in: dies./Yvonne Wasserloos (Hg.), Inklusion und Exklusion. Deutsche Musik in Europa und Nordamerika, 18481945, Göttingen 2016, S. 730. 

 (16) Vgl. dazu auch Dagmar Ellerbrock/Silke Fehlemann, Beschämung, Beleidigung, Herabsetzung. Invektivität als neue Perspektive historischer Emotionsforschung, in: Anja Besand/Bernd Overwien/Peter Zorn (Hg.), Politik mit Gefühl – Vom Umgang mit Gefühlen und anderen Kleinigkeiten im Feld von Politik und politischer Bildung, Bonn 2019, S. 90–104.