Editorial: Nr. 68 | humanitarismus

WERKSTATTGESCHICHTE Ausgabe 68
Ein Flugzeug der U.S. Air Force liefert nach dem Erdbeben am 18. Januar 2010 Hilfsgüter nach Port-au-Prinde, Haiti. Bild: U.S. Air Force photo/Tech. Sgt. James L. Harper Jr. Mit freundlicher Genehmigung der US AF ISR Agency Public Affairs

Es gibt die Etablierten[1]: Ärzte ohne Grenzen, CARE, Save the Children und einige mehr. Es gibt die UN-Galaxie: UNICEF, OCHA, WHO und UNHCR. [2] Und selbstverständlich sind da auch die kirchennahen Organisationen: Brot für die Welt, Caritas, Catholic Relief Service, Misereor, die Malteser oder Islamic Relief. Mittlerweile setzt sich auch die Bundeswehr gegen Ebola in Liberia ein, IKEA baut Flüchtlingsunterkünfte in Syrien und, ja, sogar die FIFA bringt humanitäre Hilfe nach Afrika. [3] Angelina Jolie besucht Sudanesen im Tschad, Bill Gates verteilt Impfdosen in Nigeria, John Travolta fliegt im Privatjet nach Haiti, Zinedine Zidane kickt gegen die Armut im Kongo und nun engagiert sich selbst Wladimir Putin für Konfliktopfer in der Ostukraine. [4] Humanitäre Hilfe boomt. Es gibt immer mehr Akteure, die humanitäre Hilfe für sich entdecken und zum Bestandteil des eigenen, öffentlichkeitswirksamen Selbstbildes machen. Der »humanitäre Sektor« gibt weltweit jährlich mehr als 16 Milliarden Dollar aus und diese Summe wächst stetig. [5]
In den letzten Jahren haben sich Historiker und Historikerinnen dem Thema Humanitarismus angenähert und versucht, dem allgegenwärtigen humanitarian talk eine historische Perspektive entgegenzusetzen, die Akteure und deren Strategien in breiteren Kontexten verortet. Zunächst ist die Geschichtswissenschaft, besser vielleicht als andere Disziplinen, dafür geeignet, Gegenstände zu untersuchen, die sich jenseits von geographischen und institutionellen Grenzen entfalten. Historiker und Historikerinnen sind daran gewöhnt, Akteuren zu folgen, die die Grenzen zwischen Wirtschaft, Staat, Kultur und Religion überschreiten. [6] Transnationale und globalgeschichtliche Ansätze bieten die passenden analytischen Werkzeuge, um humanitäre Aktion über den nationalstaatlichen Tellerrand hinaus zu betrachten. Zweitens ist humanitäre Hilfe ein emotional aufgeladenes Thema und Historiker sind darin geübt, Prozesse mit Abstand zu analysieren. [7]
Noch entscheidender als Antidot gegen den gängigen humanitarian talk ist jedoch eine dritte Eigenschaft der Geschichtswissenschaft: die Fähigkeit, sich Zeit zu nehmen. Der humanitäre Diskurs ist geprägt von einem Hang zur Hektik. Jede neue Krise scheint dringender als die vorherige. Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) bedienen sich meist einer Sprache der Notwendigkeit. Niemand will oder kann übersehen, dass es um höchst komplexe Fragen geht. Darf die Bundeswehr wirklich gegen den Ebola-Virus kämpfen? Soll die US-Armee, wie auf dem Titelbild dieses Hefts zu sehen, Haiti mit Hilfsgütern wortwörtlich bombardieren? Und wenn das Russische Rote Kreuz auf Wunsch von Wladimir Putin 300 Lastkraftwagen in die Ostukraine schickt, ist das noch humanitäre Hilfe oder ein Vorwand für militärische Einflussnahme? Jedes Mal drängt die Zeit: Politiker müssen schnell agieren, Journalisten zeitnah kommentieren und Bürger bitte sofort spenden. Alle werden prompt aufgefordert, Position zu beziehen. Deshalb ist es wichtig, dass sich ein Fach für den Humanitarismus interessiert, das nicht durch Schnelligkeit besticht, sondern sich Zeit nimmt.
Historiker haben in den letzten Jahren angefangen, neue Aspekte des Humanitarismus zu bearbeiten. Konferenzen wurden abgehalten, Forschungsprojekte gestartet, Lehrveranstaltungen angeboten. Eine neue – und rasch anwachsende – Literatur hat bereits einiges geleistet. So hat die historische Forschung die Bedeutung von Mission, Aufklärung, Kolonialismus und Krieg als wichtige konstituierende Faktoren für die Entwicklung humanitärer Hilfe herausgestellt und dabei auf die ausschlaggebende Rolle von Nationalstaaten und Imperien verwiesen. [8] Gleichzeitig haben Forschungen den Einfluss und die Wirkungsweise transnational agierender Aktivisten und ihrer Netzwerke untersucht und somit nicht nur Erkenntnisse zur Geschichte humanitärer NGOs geliefert, sondern auch unser Wissen über das Zusammenwirken staatlicher und nicht-staatlicher Akteure vertieft. [9] Auch die humanitäre Arbeit internationaler Organisationen ist verstärkt in den Blick der Historiker und Historikerinnen geraten. [10] Schließlich haben neuere Forschungen begonnen, die Transkulturalität und Vielfältigkeit des Humanitarismus anzuerkennen und näher darzustellen. [11]
Das wachsende Interesse an einer Geschichtsschreibung der humanitären Hilfe ist erfreulich und sicherlich zu begrüßen, doch es birgt auch gewisse Risiken in sich. Wie alle politisch relevanten Themen, die Gegenstand für interdisziplinäre Zusammenarbeit sind, besteht auch beim Humanitarismus die Gefahr, dass er der historischen Grundlagenforschung entbehrt. Allzu oft münden Diskussionen um den Humanitarismus darin, seine Ziele und seine zukünftige Entwicklung zu debattieren, während seine Geschichte vernachlässigt wird. Dieses Heft stellt sich nun genau der Aufgabe, eine genuin historische Fragestellung bzw. einen historiografischen Ansatz der Humanitarismusforschung zu diskutieren. Wichtig scheint uns hierbei, epistemologische Hindernisse zu erkennen und aufmerksam gegenüber verzerrenden Tendenzen zu sein, die sich in der Geschichtsschreibung zum Humanitarismus insbesondere durch Normativität, Idealismus, Teleologie und Eurozentrismus ergeben.
Das hochgepriesene Buch von Michael Barnett, Empire of Humanity, ist vielleicht eines der besten Beispiele für den Hang der Humanitarismus-Forschung zum Moralisieren, Idealisieren, teleologischen Denken und zur Europa-Zentriertheit. [12] Diese Studie hat eine überaus positive Rezeption erfahren. Es ist ein wichtiges Buch, welches den Anspruch erhebt, eine der ersten Darstellungen zur Geschichte des modernen Humanitarismus zu sein, und weist tatsächlich eine beneidenswerte Fähigkeit zur Synthese auf. Das Buch schlägt einen großen Bogen von der Aufklärung bis zur Weltordnung nach dem 11. September 2001 und bietet eine nützliche Periodisierung des Humanitarismus. [13] Doch wenn Barnetts Studie einerseits eine Pionierarbeit auf dem Feld der Humanitarismusforschung darstellt, so sind hier andererseits auch die Verzerrungen der Historiografie zu erkennen, auf die er sich stützt: die Geschichte des Humanitarismus wird erzählt als Erfolgsgeschichte einer westlich moralischen Ideologie.
Die erste Verzerrung der Historiografie ist der moralisierende Impetus. Für Historiker und Historikerinnen besteht die Herausforderung darin, sich vor normativen Abmahnungen zu schützen. Wer sich auf die Geschichte der humanitären Hilfe spezialisiert, wird oft – öfter als, sagen wir, Wirtschafts- oder Sporthistoriker – darum gebeten, moralisch Stellung zu beziehen. So wird man auf Konferenzen nicht selten gefragt, ob man die Arbeit von NGOs unterstützen könne, oder, besser noch, ob man Lösungsvorschläge habe. [14]
Historiker und Historikerinnen sind daran selbst schuld. Sie können es oft nicht unterlassen, ihre Forschung durch das Versprechen einer besseren Zukunft zu legitimieren. Forschungsprojekte zur Geschichte der humanitären Hilfe entstehen nicht selten als Reaktion auf die Nachfrage von Hilfsorganisationen. Selbst Forschungsprojekte, die nicht im Auftrag von NGOs oder UN-Agenturen entstehen, leben oft von der Ambiguität, die sie in ihrem Verhältnis zu normativen Aussagen fortsetzen. Lessons learning und best practices sind die Stichwörter, die in Bezug auf historische Rückblicke am häufigsten aufgerufen werden. Das Londoner Forschungsprojekt Global History of Modern Humanitarian Action kann exemplarisch für diese Auffassung von historischer Forschung stehen. In ihrer Forschungsskizze betonen Eleanor Davey und ihre Kollegen, dass ihr Ziel sei, etwas zur Verbesserung der aktuellen humanitären Hilfe beizutragen. [15] Einige der Arbeiten, die einen expliziten normativen Standpunkt vertreten, bieten spannendes Material zur Geschichte der humanitären Hilfe, sind jedoch oft stark anachronistisch. Die Analyse des Archivmaterials erfolgt im Rahmen von Debatten, die heute die humanitäre Szene strukturieren: Entwicklungshilfe vs. Nothilfe, Professionalisierung vs. Amateure; Spezialisten vs. Generalisten; bilaterale Hilfe vs. multilaterale Hilfe; NGOs vs. IOs. Dieser stark deduktive Ansatz verliert den Blick für die historische Entstehung solcher Dichotomien. Freilich heißt das nicht, dass wir dafür plädieren, nur die Kehrseiten des Humanitarismus ans Licht zu bringen oder die negativen Effekte der humanitären Hilfe herauszustellen. Wir schließen uns vielmehr der Ansicht des Afrika-Historikers Frederick Cooper über die Rolle der Geschichtsschreibung an: Es geht weniger darum, ein Urteil über die »guten« oder die »schlechten« Seiten des Humanitarismus zu fällen, als darum, die Entstehung eines Phänomens nachzuzeichnen und »The Good, the Bad and the Historical« klar zu unterscheiden. [16]
Das zweite Hindernis, das die Texte dieses Heftes aus unserer Sicht zu umgehen versuchen, ist die Tendenz zur Idealisierung. [17] Humanitarismus wird allzu oft als ein ideelles Konstrukt verstanden. Michael Barnett beschreibt Humanitarismus als eine Ideologie, »a revolution in moral sentiments and the emergence of a culture of compassion«, als eine globale »revolution of moral concern« oder auch als »revolution in the ethics of care«. [18] Träger dieser Idee seien besonders aufgeklärte Menschen, »moral visionaries«, die Vorreiter des Humanitarismus. [19] Durch die Aneinanderreihung von Pionieren und Helden der humanitären Meistererzählung von William Wilberforce (Antisklaverei-Bewegung) über Henri Dunant (Gründer des Rotes Kreuzes), Eglantyne Jebb (Gründerin von Save the Children), Bob Geldof (Band Aid), Bob Pierce (World Vision International) bis zu Bernard Kouchner (Ärzte ohne Grenzen) wird die Rolle dieser Aufklärer betont, die den Humanitarismus voran getrieben hätten.
Humanitarismus wird daher oft auf einen »discourse of needs« reduziert. Humanitarismus ist jedoch zugleich weniger und mehr als das. Weniger, weil er nicht die Homogenität einer zusammenhängenden Ideologie aufweisen kann. Er hat viele Gesichter und umfasst weniger einen einheitlichen Diskurs als ein diskursives Feld, in dem Debatten, Kontroversen und Konflikte ausgetragen werden. Mehr, weil Humanitarismus auch – und vielleicht vor allem – eine Reihe an Techniken und Praktiken transportiert, die ihn genauso kennzeichnen wie die moralisch-ethische Aura, auf die er oft reduziert wird.
Auch haben neuere Arbeiten gezeigt, dass Humanitarismus (in seiner westlichen und europäischen Ausformung) nicht nur aufgrund einer Revolution des Mitgefühls entstanden ist bzw. von diesen Gefühlen getragen wurde, sondern dass seine Entwicklung eng mit politischen, wirtschaftlichen und/oder sozialen Motiven verbunden war. Dabei hat die historische Forschung auch nachweisen können, dass Diskurse und Praktiken humanitärer Hilfe zur Legitimation von Kolonialismus und Imperialismus beigetragen haben. [20]
Es besteht kein Zweifel daran, dass die Geschichte des Helfens in einen moralischen Diskurs eingebettet ist. Die vielzitierten Grundsätze des Roten Kreuzes (Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit, Universalität) mögen wichtige Wegweiser für humanitäre Agenturen sein, denn sie sind wichtige Akteurskategorien; sie sind jedoch für die Geschichtsschreibung keine brauchbaren analytischen Kategorien. [21] In den letzten Jahren haben Historiker zunehmend hinter die Fassade der Prinzipien schauen können, aus denen sich humanitäre Ideen entwickelt haben. Hier ist die Historiografie zur Geschichte der Entwicklungshilfe wegweisend. [22]
Die Aufsätze in diesem Heft bieten innovative Auswege aus dem Idealismus. Heike Wieters analysiert die Arbeit der Hilfsorganisation CARE unter dem Blickwinkel der Wirtschaftsgeschichte. Am Beispiel der Nahrungsmittellieferung im postkolonialen Ägypten verdeutlicht sie die Vielfalt materieller Interessen, die im Prozess der Hilfe am Werk sind. Florian Hannig schlägt in seinem Aufsatz zur bundesdeutschen Biafra-Hilfe einen anderen Weg ein, liefert aber ebenfalls ein Korrektiv zur Meistererzählung der humanitären Hilfe. Hannig unternimmt eine Historisierung von Ideen und Gefühlen; Empathie, so argumentiert er, mag der Motor der Hilfe sein, kann sich jedoch nicht der Geschichte entziehen. Sie ist keine Grundeigenschaft der Menschheit und muss historisiert werden. Beide Artikel zeigen, wie neue Ansätze – aus der Wirtschaftsgeschichte einerseits, aus der Emotionsgeschichte andererseits – das Problem des Idealismus überwinden können. [23]
Das dritte Manko der Historiografie ist ihre Tendenz zur Teleologie. Die Vielschichtigkeit des Humanitarismus gerät oftmals in Vergessenheit, wenn es um die Frage des Ursprungs von humanitärer Hilfe geht. Das Standardnarrativ lautet bisher folgendermaßen: Wohltätigkeit (charity) und Philanthropie gab es schon im Altertum, sowohl bei den Griechen und Römern, als auch in Indien. [24] Wohltätige Akte hatten jedoch in den meisten Fällen einen lokalen Fokus und waren auf bestimmte Gruppen beschränkt, zu denen eine soziale Beziehung bestand. Die Organisation eines Mitgefühls, das sich auf Menschen auch außerhalb der eigenen lokalen Gemeinschaft ausrichtete, wurde erst im späten 18. Jahrhundert zu einem zentralen gesellschaftlichen Aspekt Europas bzw. des Westens und wirkte nachhaltig auf die Anti-Sklaverei-Bewegung und die Missionswellen in den folgenden Jahrzehnten. Eine Reihe von Faktoren machte die humanitäre Revolution in Europa und den USA im 19. Jahrhundert möglich; dazu gehörten Veränderungen der Moralvorstellungen, Ideen der Aufklärung über Fortschritt, Innovationen in der Kommunikations- und Transporttechnologie, ein sich ausbreitender Internationalismus, getragen von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Akteuren sowie rapide soziale Transformationen, wie z. B. die Expansion der Märkte, Urbanisierung und andere Modernisierungsprozesse. [25]
Zum Standardnarrativ gehört außerdem der Verweis auf die sich verändernde Natur von Kriegen im 19. Jahrhundert und die daraus resultierenden Initiativen, die sich um Hilfe und Schutz für verwundete Soldaten sowie militärische und zivile Kriegsgefangene bemühten. Am bekanntesten ist dabei die Geschichte der Rotkreuzbewegung, die für lange Zeit die historische Erforschung humanitärer Organisationen dominierte. [26] Während solche Teleologien [27] wiederholt die Historiografie des Humanitarismus prägten und prägen, erschienen gerade in den letzten Jahren verschiedene Veröffentlichungen, die das bisher vorherrschende Verständnis einer linearen Ursprungsgeschichte verkomplizieren. [28] So hat Peter Stamatov in The Origins of Global Humanitarianism: Religion, Empires, and Advocacy mit Hilfe des Konzepts der long-distance advocacy humanitäres Engagement mit geographisch und kulturell entfernten Fremden vor dem Hintergrund der europäischen Übersee-Expansion seit dem 16. Jahrhundert beschrieben. [29] Wichtig ist ebenfalls der Einwand Johannes Paulmanns, dass durch eine Periodisierung des Humanitarismus in konsekutive Epochen wichtige Überschneidungen, Kontinuitäten und historische Zufälligkeiten übersehen werden. [30]
Dass die Geschichte des Humanitarismus vielfältig, nichtlinear und dezentral ist, zeigen auch diejenigen historischen Analysen, in deren Mittelpunkt nicht die Geschichte des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) oder der europäischen Rotkreuzgesellschaften stehen, sondern die sich auf nicht-europäische Beispiele der Bewegung des Roten Kreuzes und Roten Halbmondes konzentrieren beziehungsweise andere NGOs wie CARE oder Save the Children in den Blick nehmen. [31]
Schließlich soll ein vierter Ausgangspunkt dieses Hefts benannt werden: die Überwindung des Eurozentrismus. Während einerseits in der Forschung davon ausgegangen wird, dass Praktiken humanitärer Hilfe zu allen Zeiten und in allen Räumen bzw. Regionen der Welt anzutreffen sind, wird meist die Entstehung und Verbreitung des Humanitarismus als explizit europäisches bzw. westliches Phänomen verhandelt. [32] Es fehlen Untersuchungen zur humanitären Arbeit nicht-europäischer Organisationen, die parallele, verflochtene und eigenständige Entwicklungslinien nachzeichnen.
Es scheint hier wichtig, auf drei Aspekte hinzuweisen, die unser Verständnis des Humanitarismus modifizieren bzw. erweitern können. Erstens hat die Auseinandersetzung des westlichen Humanitarismus mit der nicht-westlichen, der kolonialen Welt nachhaltig auf dessen Ausformung gewirkt. [33] Während diese Erkenntnis durch eine Reihe neuerer Forschungen analysiert und zunehmend rezipiert wird, finden Fragestellungen, die die Zusammenhänge zwischen nicht-westlicher Wohltätigkeit und der Entwicklung von Humanitarismus im Mittleren Osten, Asien und Afrika untersuchen, weitaus weniger Beachtung. [34] So haben verschiedene Arbeiten, die indische Wohltätigkeit während der britischen Kolonialherrschaft in den Blick nehmen, durchaus auf die Weiterentwicklung philanthropischer Traditionen zu modernen Formen von humanitärer Wohlfahrtsarbeit, z. B. im Bildungssektor, aber auch während Hungersnöten und Epidemien, verwiesen. [35] Darüber hinaus zeigen aktuelle Forschungen zu transnationalen Netzwerken humanitärer Hilfe, dass diese seit dem 19. Jahrhundert nicht nur unidirektional – vom Westen zum ›Rest‹ – verliefen, sondern multidirektional, innerhalb und außerhalb nationaler, imperialer und kontinentaler Grenzen. [36] In den gängigen Standardnarrativen der Geschichte humanitärer Hilfe werden solche Beispiele jedoch nach wie vor übergangen. Es bleibt zu hoffen, dass die eurozentrische Lesart humanitärer Hilfe in Zukunft durch (neue) Forschungsarbeiten, die nicht-westliche Organisationen und Initiativen in den Blick nehmen, herausgefordert und um ein vielschichtiges Verständnis von Humanitarismus erweitert wird.
In diesem Heft thematisieren dementsprechend die Aufsätze von Semih Çelik und Alexandra Pfeiff Beispiele nicht-westlicher humanitärer Hilfe. Çelik zeigt in seinem Artikel, wie der osmanische Sultan Nahrungslieferungen nach Irland während der großen Hungersnot Ende der 1840er Jahre unterstützte. Çelik zeichnet im Detail nach, welche Diskussionen im Osmanischen Reich im Bereich der Hungerhilfe geführt, wie Entscheidungen getroffen und die Initiativen umgesetzt wurden. Es ist dabei nicht relevant, ob die kaiserliche Geste aus heutiger Sicht als humanitäre Hilfe verstanden werden kann oder nicht. Entscheidend ist, dass die Hungersnot eine Debatte im Osmanischen Reich über die Möglichkeiten und Grenzen der Fremdenhilfe auslöste. Genauso nuancenreich analysiert Alexandra Pfeiff die Entstehung der Rotkreuzbewegung in China, ohne in die Teleologie des heutigen Internationalen Roten Kreuzes zu verfallen. Indem sie zwei Organisationen untersucht − das Chinesische Rote Kreuz und die Rote Swastika Gesellschaft −, die sich auf kontrastierende Traditionen des Helfens und auf unterschiedliche Legitimationsquellen stützten, verweist sie auf einen innovativen Weg, Humanitarismus zu untersuchen, ohne moralisch Stellung zu beziehen. Es geht zum Beispiel nicht darum zu entscheiden, ob biomedizinische oder chinesische Heilmethoden die besseren Methoden sind. Vielmehr gibt ihre symmetrische Analyse beider Organisationen einen Einblick in die Debatten der damaligen chinesischen Gesellschaft. Die Dynamiken innerhalb des humanitären Feldes in der Zwischenkriegszeit werden durch wechselhafte Terminologien ersichtlich; was heute als Nichtregierungsorganisation bezeichnet wird, wurde damals als Errettende Gesellschaft, Verein, Sekte usw. betitelt.
Humanitäre Hilfe ist weder neu, noch stellt sie eine Ausnahme dar. Diese Ausgabe der WERKSTATTGESCHICHTE ist eine Einladung, sich die Zeit zu nehmen, um über einen auch heute immer wieder tagesaktuell diskutierten transnationalen Gegenstand in Ruhe zu reflektieren.
In der Werkstatt entfaltet Ulrike Schaper am Beispiel der deutschen Kolonie Kamerun heuristische Überlegungen und praktische Hinweise zur Nutzung schriftlicher Quellen, die sich auf die Rechtsverhältnisse in den Kolonien beziehen. Sie bereitet einerseits Informationen zu Entstehungsbedingungen, der Überlieferungsgeschichte und den Zugangsmöglichkeiten historischer Aktenbestände auf. Andererseits stellt sie methodische Überlegungen dazu an, wie dieses Material für die historische Arbeit fruchtbar gemacht werden kann.
Frank Beyer, bekannt durch den 1966 in der DDR als »antisozialistisch« aus dem Programm genommenen Kultfilm Spur der Steine oder die DEFA-Verfilmungen von Nackt unter Wölfen (1963) und – noch viel besser – Jurek Beckers Jakob der Lügner (1974), hat mit Der Aufenthalt 1983 einen weiteren Film zu NS-Verbrechen und deutscher Schuld gedreht. Dieser ist zu Unrecht weitgehend unbekannt, wie Angelika Nguyen meint. In ihrer Filmkritik zeigt sie, was in diesem lakonischen, genau hinschauenden Film über einen deutschen Kriegsgefangenen in Polen steckt, der von einer Zeugin mit einem SS-Mann verwechselt wird: kein antifaschistischer Held, keine positiv gewendete politische Botschaft einer Auferstehung aus Ruinen. Wie musste das auf ein zutiefst ernüchtertes DDR-Publikum wirken? Und was hat der Film uns heute zu sagen?
Die Expo-Kritik zu Alltag in der DDR in der Kulturbrauerei Berlin ist von drei Autoren verfasst. Diese Multiperspektivität des gemeinsamen Schreibens findet sich im formalen Aufbau wieder. Zugleich ist diese Expo-Kritik eine methodische Anregung, wie Ausstellungskritiken nach analytisch nachvollziehbaren Kriterien geschrieben werden können. Ausgehend von einer »dichten Beschreibung« wird reflektiert, welche Narrative eine Ausstellung bietet, welche Erkenntnisse sie ermöglicht und wo sie eventuell nicht funktioniert. Der erkennbare Spaß der Autoren an dieser Vorgehensweise, ihr aufkommender Unmut über die besprochene Ausstellung, ihre Reaktionen von Unverständnis über Stirnrunzeln bis zu Ironie sind der humorige Versuch, die Perspektive von BesucherInnen sowie die strukturellen und medialen Besonderheiten von Ausstellungen als Wissensordnungen im Raum stärker zu gewichten.

Maria Framke, Joël Glasman und die Redaktion


Anmerkungen:
[1] Die Herausgeber danken den Autorinnen und Autoren des Heftes für ihre zahlreichen Hinweise und Anmerkungen. Ein besonderer Dank gilt Caroline Schubert für das Aussuchen des Coverbilds und für ihre Anmerkungen zum Text.
[2] CARE (Cooperative for Assistance and Relief Everywhere), UNICEF (United Nations Children’s Fund), OCHA (United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs), WHO (World Health Organization), UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees).
[3] Matthias Gebauer/Severin Weiland, Epidemie in Afrika: Bundeswehr hilft im Kampf gegen Ebola, Spiegel Online, 17.09.2014, http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ebola-bundeswehr-prueft-hilfe-imkampf-gegen-seuche-a-992099.html (letzter Zugriff 20.09.2014); Selbstbau-Hütten von Ikea-Stiftung für Flüchtlinge, DIE WELT, 29.06.2013, http://www.welt.de/117565375 (letzter Zugriff 20.09.2014); Cheri Bradish/Joseph J. Cronin, Corporate Social Responsibility in Sport, in: Journal of Sports Management 23 (2009), S. 691–697.
[4] Rotes Kreuz darf Hilfe in die Ostukraine schicken, DIE ZEIT, 11.08.2014; Angelina Jolie, Justice for Darfur, The Washington Post, 28.02.2007; Rory Carroll, John Travolta Flies Scientologists’ Aid to Haiti, The Guardian, 26.01.2010; Zidane joue contre la pauvreté, L’Express, 20.03.2007; Tom Paulson, Global Health. We Must End Polio – if only so Bill Gates Can Talk about Something Else, Humanosphere, 27.09.2012, http://www.humanosphere.org/global-health/2012/09/we-must-end-polio-if-only-so-billgates-can-talk-about-something-else/ (letzter Zugriff 20.09.2014).
[5] Zahl für das Jahr 2010. Vgl. ALNAP (Active Learning Network for Accountability and Performance in Humanitarian Action), The State of the Humanitarian System, Overseas Development Institute, London 2012, S. 27. Dahingegen beträgt der Wert der Joghurt-Industrie 69 Milliarden Dollar. Siehe Bertrand Taithe, The Poverty of Humanitarian Critique?, 07.07.2014, http://bertrandtaithe.wordpress.com/2014/07/07/the-poverty-of-humanitarian-critique/ (letzter Zugriff 20.09.2014).
[6] Jean Claude Passeron, Le Raisonnement sociologique. L’espace non-poppérien du raisonnement naturel, Paris 1991.
[7] Die beteiligten Akteure haben höchst unterschiedliche Auffassungen von ›humanitärer Hilfe‹. Auch in der Forschung gibt es keinen Konsens darüber, wie humanitäre Hilfe zu definieren ist und wie sie sich von anderen Interventionsfeldern (Entwicklungshilfe, Soforthilfe, Nothilfe, humanitären Interventionen usw.) unterscheiden lässt. Eine oft zitierte Definition von humanitärer Hilfe ist den Statuten der Internationalen Bewegung des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes entnommen, die 1965 in Wien proklamiert und 1986 in die Statuten der Organisation übernommen wurde. Laut dieser Definition ist die Arbeit der Bewegung in Notlagen sieben Prinzipien unterworfen (Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit, Universalität). Siehe Jürgen Lieser/Dennis Dijkzeul (Hg.), Handbuch Humanitäre Hilfe, Berlin 2013, S. 9–27.
[8] Albert Wirz, Die humanitäre Schweiz im Spannungsfeld zwischen Philanthropie und Kolonialismus. Gustave Moynier, Afrika und das IKRK, in: Traverse: Zeitschrift für Geschichte 5 (1998) 2, S. 95–111; Rob Skinner/Alan Lester, Humanitarianism and Empire. New Research Agendas, in: The Journal of Imperial and Commonwealth History 40 (2012) 5, S. 729–747; Kevin O’Sullivan, Humanitarian Encounters. Biafra, NGOs and Imagining the Third World in Britain and Ireland, 1967–70, in: Journal of Genocide Research 16 (2014) 2–3, S. 299–315.
[9] Matthias Schulz, Staaten, Zivilgesellschaft und humanitärer Internationalismus. Ihr Zusammenwirken bei der Entstehung der Genfer Konvention für den Schutz von Kriegsverwundeten (1864), in: Wolfgang U. Eckart/Philipp Osten (Hg.), Schlachtschrecken – Konventionen. Das Rote Kreuz und die Erfindung der Menschlichkeit im Krieg, Freiburg 2011, S. 27–48; Daniel Maul, ›Silent Army of Representatives‹. Amerikanische NGOs und die Entstehung von internationalen Mechanismen humanitärer Hilfe 1917–1939, in: Sönke Kunkel/Christoph Meyer (Hg.), Aufbruch ins postkoloniale Zeitalter. Globalisierung und die außereuropäische Welt in den 1920er und 1930er Jahren, Frankfurt am Main 2012, S. 105–122; Rebecca Gill, Networks of Concern, Boundaries of Compassion. British Relief in the South African War, in: The Journal of Imperial and Commonwealth History 40 (2012) 5, S. 827–844; Eleanor Davey, Famine, Aid, and Ideology. The Political Activism of Médecins sans Frontières in the 1980s, in: French Historical Studies 34 (2011) 3, S. 529–558. Siehe auch die Aufsätze der Sondernummer ›Relief in the Aftermath of War‹, in: Journal of Contemporary History 43 (2008) 3.
[10] Bruno Cabanes, The Great War and the Origins of Humanitarianism, 1918–1924, Cambridge 2014; Keith David Watenpaugh, Between Communal Survival and National Aspiration. Armenian Genocide Refugees, the League of Nations, and the Practices of Interwar Humanitarianism, in: Humanity 5 (2014) 2, S. 159–181; Jessica Reinisch, Internationalism in Relief. The Birth (and Death) of UNRRA, in: Past & Present Supplement 6 (2011), S. 258–289; Rana Mitter, Imperialism, Transnationalism, and the Reconstruction of Post-war China. UNRRA in China, 1944–7, in: Past & Present Supplement 8 (2013), S. 51–69.
[11] Erica Bornstein, Disquieting Gifts. Humanitarianism in New Delhi, Stanford 2012; Tom Buchanan, ›Shanghai-Madrid Axis‹? Comparing British Responses to the Conflicts in Spain and China, 1936–39, in: Contemporary European History 21 (2012) 4, S. 533–552; Charlotte Alston, ›A Great Host of Sympathisers‹. The Doukhobor Emigration and its International Supporters, 1895–1905, in: Journal of Modern European History 12 (2014) 2, S. 200–215.
[12] Michael Barnett, Empire of Humanity. A History of Humanitarianism, Ithaca 2011.
[13] Barnett identifiziert drei Perioden: ›Imperial Humanitarianism‹ (1800–1945), ›Neo-Humanitarianism› 1945–1989, und schließlich ›Liberal Humanitarianism‹ (1989–heute). Siehe Barnett, Empire.
[14] Michael Barnett macht aus seiner Bewunderung für humanitäre Helfer keinen Hehl (Barnett, Empire).
[15] Eleanor Davey/John Borton/Matthew Foley, A History of the Humanitarian System. Western Origins and Foundations, HPG Working Paper, Overseas Development Institute 2013, S. 1.
[16] Frederick Cooper, Writing the History of Development, in: Journal of Modern European History 8 (2010), S. 5–23, hier S. 17.
[17] Es gibt unzählige Beispiele für diese Art von Darstellungen. Es ist jedoch kaum möglich, zugleich anachronistischer, europazentrierter und idealisierender als W. R. Smyser zu schreiben: »The World today faces a clash between two irreconcilable principles. One principle, that of the humanitarian conscience, has its origins in the ideals of Greek, Roman and Medieval philosophers as well as in the beliefs of the great world religions. The other principle, that of absolute sovereignty, has its origins in the nationalist doctrines laid down by the kings of England, France and Spain over 500 years ago.« W. R. Smyser, The Humanitarian Conscience. Caring for Others in the Age of Terror, New York 2003, S. 1.
[18] Barnett, Empire, S. 18, 49.
[19] Barnett, Empire, S. 9.
[20] Daniel Laqua, Inside the Humanitarian Cloud. Causes and Motivations to Help Friends and Strangers, in: Journal of Modern European History 12 (2014) 2, S. 175–185; ders., The Tensions of Internationalism. Transnational Anti-Slavery in the 1880s and 1890s, in: The International History Review 33 (2011) 4, S. 705–26; Bruce Mazlish, The Idea of Humanity in a Global Era, New York 2009, Kap. 5. Siehe auch die Artikel der folgenden Sondernummer: Empire and Humanitarianism, in: The Journal of Imperial and Commonwealth History 40 (2012) 5.
[21] Jean Pictet, Les principes de la Croix-Rouge, Genf 1955. Siehe auch: Nicholas Leader, The Politics of Principle. The Principles of Humanitarian Action in Practice, London 2000; ders., Proliferating Principles: Or How to Sup With the Devil Without Getting Eaten, in: Disasters 22 (1998), S. 288–308. Einer der produktivsten Forscher zu den humanitären Grundsätzen ist Hugo Slim: ders., Essays in Humanitarian Action, Oxford Institute of Ethics, Law and Armed Conflict 2012; ders., Doing the Right Thing. Relief Agencies, Moral Dilemmas and Moral Responsibility in War and Political Emergencies, in: Disasters 21 (1997) 3, S. 244–257.
[22] Martin Rempe, Entwicklung im Konflikt. Die EWG und der Senegal, 1957–1975, Köln 2012; Daniel Speich/Hubertus Büschel (Hg.), Entwicklungswelten – Globalgeschichte der Entwicklungszusammenarbeit, Frankfurt a. M. 2009; Marc Frey/Sönke Kunkel, Writing the History of Development. A Review of the Recent Literature, in: Contemporary European History 20 (2011) 2, S. 215–232; Nick Cullather, Development? Its History. Research Note, in: Diplomatic History 24 (2000) 4, S. 641–653.
[23] Für eine detaillierte Diskussion, warum das Mobilisieren von Empathie weiterhin analysiert werden sollte, siehe ebenfalls: Richard A. Wilson/Richard D. Brown, Introduction, in: Richard A. Wilson/Richard D. Brown (Hg.), Humanitarianism and Suffering. The Mobilization of Empathy, Cambridge 2009, S. 1–28.
[24] Hans Haug, Menschlichkeit für alle. Die Weltbewegung des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds, 2. Aufl., Bern, 1993, S. 21–27; Leona Anderson, Generosity of Householders, Generosity of Kings. Situating Philanthropy in South Asia, in: Soma Hewa/Philo Hove (Hg.), Philanthropy and Cultural Context. Western Philanthropy in South, East and Southeast Asia in the 20th Century, Lanham 1997, S. 185–202. Für eine Diskussion über Wohltätigkeit innerhalb islamischer Gesellschaften vor dem Ende des 18. Jahrhunderts siehe: Amy Singer, Charity in Islamic Societies, Cambridge 2008; Jonathan Benthall/ Jérôme Bellion-Jourdan, The Charitable Crescent. Politics of Aid in the Muslim World, New York 2003, Kap.1 und 2.
[25] Barnett, Empire, Kap. 3; Andrew Porter, Religion versus Empire? British Protestant Missionaries and Overseas Expansion, 1700–1914, Manchester/New York 2004; Margaret Abruzzo, Polemical Pain. Slavery, Cruelty, and the Rise of Humanitarianism, Baltimore 2011; M. J. D. Roberts, Making English Morals. Voluntary Association and Moral Reforms in England, 1787–1886, Cambridge 2004; Akira Iriye, Global Community. The Role of International Organizations in the Making of the Contemporary World, Berkeley 2004.
[26] Haug, Menschlichkeit, S. 26–27; Stephen C. Neff, Prisoners of War in International Law. The Nineteenth Century, in: Sybille Scheipers (Hg.), Prisoners of War, Oxford 2010, S. 57–73; David P. Forsythe/Barbara Ann J. Rieffer-Flanagan, The International Committee of the Red Cross. A Neutral Humanitarian Actor, London/New York 2007; John F. Hutchinson, Champions of Charity. War and the Rise of the Red Cross, Boulder 1996; Moorehead, Dunant’s Dream; Eckart/ Osten (Hg.), Schlachtschrecken – Konventionen.
[27] Barnett, Empire; Michael Barnett/Janice Gross Stein, Sacred Aid. Faith and Humanitarianism, Oxford 2012, S. 6–7; Eric Belgrad, The Politics of Humanitarian Aid, in: ders./Nitza Nachmias (Hg.), The Politics of International Humanitarian Aid Operations, Westport/London, S. 3–7; Johannes Paulmann, Conjunctures in the History of International Humanitarian Aid during the Twentieth Century, in: Humanity Summer (2013), S. 215–238, hier 219–221.
[28] Norbert Götz, Rationales of Humanitarianism. The Case of British Relief to Germany, 1805–1815, in: Journal of Modern European History 12 (2014) 2, S. 186–199. Für eine Diskussion teleologischer Tendenzen in der französischen Historiographie des Humanitarismus siehe: Adam J. Davis/Bertrand Taithe, From the Purse and the Heart. Exploring Charity, Humanitarianism and Human Rights in France, in: French Historical Studies 34 (2011) 3, S. 413–432.
[29] Peter Stamatov, The Origins of Global Humanitarianism. Religion, Empires, and Advocacy, Cambridge 2013.
[30] Paulmann, Conjunctures, S. 222 f.
[31] Julia Irwin, Making the World Safe. The American Red Cross and a Nation’s Humanitarian Awakening, Oxford 2013; Fabian Klose, The Colonial Testing Ground. The International Committee of the Red Cross and the Violent End of Empire, in: Humanity 2 (2011) 1, S. 107–126; Yoshiya Makita, The Alchemy of Humanitarianism. The First World War, the Japanese Red Cross and the Creation of an International Public Health Order, in: First World War Studies 5 (2014) 1, S. 117–29; Caroline Reeves, From Red Crosses to Golden Arches. China, the Red Cross and The Hague Peace Conference, 1899–1900, in: Jerry H. Bentley (Hg.), Interactions. Transregional Perspectives on World History, Honolulu 2005, S. 64–93; Hüsnü Ada, The First Ottoman Civil Society Organization in the Service of the Ottoman State. The Case of the Ottoman Red Crescent, unveröff. M. A. thesis, Sabanci University 2004; Emily Baughan, ›Every Citizen of Empire implored to Save the Children!‹ Empire, Internationalism and the Save the Children Fund in Inter-War Britain, in: Historical Research 86 (2013), S. 116–137; Heike Wieters, The Rise of Humanitarian NGOs after World War II – A Case Study of CARE, in: Marc Frey/Sönke Kunkel/Corinna Unger (Hg.), International Organizations and Development, 1945–1990, Palgrave 2014, S. 220–239.
[32] Barnett, Empire, S. 15–16; Mazlish, The Idea of Humanity, S. 66–67; Paulmann, Conjunctures, S. 217 und 227.
[33] Skinner/Lester, Humanitarianism and Empire, S. 740; Alan Lester/Fae Dussart, Colonization and the Origins of Humanitarian Governance. Protecting Aborigines across the Nineteenth-Century British Empire, Cambridge 2014; Wirz, Die humanitäre Schweiz, S. 95–111; James P. Daughton, Behind the Imperial Curtain. International Humanitarian Efforts and the Critique of French Colonialism in the Interwar Years, in: French Historical Studies 34 (2011) 3, S. 503–528.
[34] Benthall/Bellion-Jourdan, The Charitable Crescent; Jonathan Benthall, Relief, in: Akira Iriye/Pierre-Yves Saunier (Hg.), The Palgrave Dictionary of Transnational History, Houndsmill 2009, S. 887–893, hier 890–891.
[35] Georgina Brewis, ›Fill Full the Mouth of Famine‹. Voluntary Action in Famine Relief in India 1896–1901, in: Modern Asian Studies 44 (2010) 4, S. 887–918; Douglas E. Haynes, From Tribute to Philanthropy. The Politics of Gift Giving in a Western Indian City, in: Journal of Asian Studies 46 (1987) 2, S. 339–360; Carey A. Watt, Serving the Nation. Cultures of Service, Association, and Citizenship in Colonial India, New Delhi 2005; Carey A. Watt, Philanthropy and Civilizing Missions in India c. 1820–1960. States, NGOs and Development, in: Carey A. Watt/Michael Mann (Hg.), Civilizing Missions in Colonial and Postcolonial South Asia. From Improvement to Development, London 2011, S. 271–316.
[36] Pradip Kumar Datta, The Interlocking Worlds of the Anglo-Boer War in South Africa and India, in: South African Historical Journal 57 (2007) 1, S. 35–59; Christine Kinealy, Charity and the Great Hunger in Ireland, London 2013; Christina Twomey/Andrew J. May, Australian Responses to the Indian Famine, 1876–78. Sympathy, Photography and the British Empire, in: Australian Historical Studies 43 (2012) 2, S. 233–252.

 

DOWNLOAD