Nr. 71 | scheitern | Abstract

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Natascha Vittorelli

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Un/Freiwillig scheitern. Eine Historikerin nimmt Abschied von der Wissenschaft und ihrem Betrieb

Meist hat er diskret und möglichst unauffällig zu erfolgen: Der Abschied aus dem Wissenschaftsbetrieb stellt ein alltägliches Phänomen dar und bleibt dennoch Tabu. Schließlich scheint zu gelten: Wer gut ist, setzt sich durch und wer aufhört, war nie gut (genug)! Beinahe zwangsläufig stellt „Aussteigen“ damit die wissenschaftlichen Qualitäten jener Person in Frage, die das wissenschaftliche Feld verlässt. Der vorliegende Text handelt vom Beenden einer wissenschaftlichen Karriere und setzt dem Verschweigen wissenschaftlichen Scheiterns die Beschreibung eines konkreten Scheitererlebens entgegen. Dadurch kann das unübersichtliche Zusammenspiel von fachlichen, institutionellen, persönlichen, privaten, sozialen und strukturellen Rahmenbedingungen, innerhalb dessen sich Scheiternsprozesse vollziehen, veranschaulicht werden. „Scheitern“ erweist sich dabei als ein Such- und Lernprozess, der sich aus einzelnen Scheiternsmomenten zusammensetzt; zu diesen zählen mehr oder weniger bewusste Entscheidungen, potenzielle Verweigerung, Widerständigkeit oder Widerspenstigkeit. Die Annahme derartiger (Entscheidungs-)Momente positioniert Scheitern im Spannungsfeld von Freiwilligkeit und Unfreiwilligkeit und verändert gängige Vorstellungen von Scheitern.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

In / Voluntary Failure. A Historian Takes Her Leave from Science and Its Institutionalized Practice

It is supposed to happen discreetly, and with as little ado as possible: Quitting academia, while an everyday phenomenon, still remains a taboo subject. After all, there seems to be the notion that if you are good you will make it, and if you quit you just haven’t been good (enough). As a consequence, »dropping out« almost inevitably raises doubts as to the scholarly qualities of the one who is leaving the academic field. This piece is about ending a scholarly career. It is responding to the silence that surrounds academic failure by describing a concrete experience of failure. In so doing, it seeks to bring to light the intricate interplay of scholarly, institutional, personal, private, social and structural circumstances within which processes of failure unfold. Amid all that, »failure« manifests itself as a process of searching and learning made up of distinct factors of failure; these include – more or less conscious – decisions, potential refusal, resistance or recalcitrance. Assuming such moments (of decision-making), we may perceive failure within the field of tension between voluntariness and involuntariness and alter common place interpretations of academic failure.

Kurz-Bio: Natascha Vittorelli

war zuletzt als APART-Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie als Projektassistentin am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien tätig. Mittlerweile verfolgt sie Plan B.

E-Mail: natascha.vittorelli@univie.ac.at

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