Jana Kristin Hoffmann und Philipp McLean
Theorie als Praxis – Geschichtstheorie in Forschung und Lehre vermitteln
Ohne Theorie keine Geschichtswissenschaft. Doch welchen Stellenwert haben die Vermittlung von und das Arbeiten mit Geschichtstheorie(n) und weiteren Theorien in geschichtswissenschaftlichen Studiengängen? Trotz des großen Einflusses, den Geschichtstheorie(n) auf das historische Denken und Arbeiten haben, spielen sie im Geschichtswissenschaftsstudium oft eine untergeordnete Rolle. Es besteht weder Einigkeit darüber, was Geschichtstheorie genau ist, noch darüber, welche Konsequenzen unterschiedliche Theorieverständnisse für die universitäre Lehre haben. Ihr Mehrwert für die Ausübung geschichtswissenschaftlicher Berufe wird ebenso wenig diskutiert, wie die Frage, ob und wie Geschichtstheorie(n) in der Schule, im Museum und anderen geschichtsnahen Bereichen explizit und einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Der Beitrag versteht geschichtswissenschaftliches Arbeiten als eine theoretisch reflektierte Praxis und plädiert deshalb für die Ausbildung einer Theoriekompetenz im Geschichtsstudium, um kritisches, reflektiertes und multiperspektivisches Denken zu erlernen. Schließlich zeigt der Beitrag Möglichkeiten auf, wie sich »Theorie als Praxis« in die universitäre Lehre integrieren lässt.
Theory as Practice – Teaching Historical Theory in Research and Teaching
There is no history without theory. But what is the place of theory of history and other theories in history study programs? Despite the great influence that theory (of history) has on historical thinking and work, it often plays a subordinate role in the study of history itself. There is no consensus on what exactly theory is, nor on the consequences of different understandings of theory for university teaching. Its value for historical professions is as little discussed as the question of whether and how the theory of history can be made explicit and accessible to a wider public in schools, museums, and other history-related settings. Understanding historiographical work as a theoretically reflected practice, the article argues for the teaching of theoretical literacy in the study of history in order to learn critical, reflective thinking and multiperspectivity. Finally, the article suggests ways in which »theory as practice« can be integrated into university teaching.
Kurz-Bio: Jana Kristin Hoffmann und Philipp McLean
Jana Kristin Hoffmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bielefeld (Arbeitsbereich Geschichtstheorie). Derzeit forscht sie zu historischen Vergessensprozessen. Zu ihren weiteren Forschungsschwerpunkten gehören Theorie und Methode in der Geschichtswissenschaft, deutsche Geschichte im 19. Und 20. Jahrhundert, US-amerikanische Religionsgeschichte, Geschlechtergeschichte sowie Geschichte der Sexualität.
E-Mail: j.hoffmann@uni-bielefeld.de
Philipp McLean ist Akademischer Rat an der Universität zu Köln in der Abteilung für Didaktik der Geschichte und Public History. Seine Forschungsschwerpunkte sind Geschichtsphilosophie und -theorie und ihre Vermittlung in der Lehre, die Förderung von Mündigkeit, Kritikfähigkeit und Reflexivität durch historische Bildung sowie die Frage nach der historischen Imagination.
E-Mail: philipp.mclean@uni-koeln.de