Nr. 86 | papierkram | Abstract

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Sandra Schultz

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Ein neues Handwerk. Die ersten Papiermühlen im deutschen Südwesten und ihre Papiermacher

Verwendet wurde Papier im deutschen Raum bereits, bevor die ersten Papiermühlen dort im ausgehenden 14. Jahrhundert die Produktion aufnahmen. Aber erst die Etablierung der Papierherstellung vor Ort machte den noch relativ neuen Beschreibstoff in großen Mengen verfügbar. Die Nachfrage nach Papier ließ das Betreiben einer Papiermühle als rentabel erscheinen, das vermehrte Angebot an Papier wiederum befeuerte den Anstieg an Schriftlichkeit. Papier wurde damit am Ausgang des Mittelalters zur materiellen Basis einer medialen Evolution, die sich bis weit in die Neuzeit erstreckte.

Doch wie wurde der immer begehrter werdende Beschreibstoff hergestellt? Das neue Handwerk der Papiermacherei unterschied sich maßgeblich von der bisherigen Beschreibstoffproduktion, der Pergamentherstellung, was Arbeitsmittel, Rohstoff, Kapitalbedarf und Arbeitsweise betraf. Dennoch konnte die Papierherstellung an bereits vorhandene Infrastrukturen anknüpfen, vor allem im Bereich der Energiegewinnung mittels Wasserrads. Dieser Beitrag untersucht die spezifischen Merkmale des neuen Gewerbes am Beispiel des deutschen Südwestens, der für das 15. Jahrhundert eine große Dichte an Papiermühlen aufweist.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

A New Craft. The First Paper Mills in the German Southwest and their Papermakers

Paper was already being used in southwestern Germany before the first paper mills began production there in the late 14th century. But it was the establishment of a local paper industry that made the still relatively new writing material available in large quantities. The demand for paper made the operation of a paper mill seem profitable, and the increased supply of paper in turn fueled the rise in writing. At the end of the Middle Ages, paper thus became the material basis of a media evolution that extended far into modern times. But how was the new writing material produced? The new craft of papermaking differed significantly from the production of parchment, the traditional writing material, in terms of equipment, raw materials, capital requirements, and working methods. Nevertheless, papermaking could use already existing infrastructures, especially in the field of energy supply by waterwheels. This article examines the specific characteristics of the new craft using the example of the German southwest, where numerous paper mills were established in the 15th century.

Kurz-Bio: Sandra Schultz

Sandra Schultz studierte von 2006 bis 2011 Geschichte in Berlin, Paris und Heidelberg. Von 2011 bis 2015 war sie Mitarbeiterin im Heidelberger Sonderforschungsbereich 933 »Materiale Textkulturen«, in dessen Rahmen sie 2016 mit einer Arbeit zum Thema Die Papierherstellung im deutschen Südwesten. Ein neues Gewerbe im späten Mittelalter promoviert wurde. Nach einem Volontariat und einer Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin am TECHNOSEUM Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim arbeitet sie seit 2020 als Kuratorin für Papier und Bucheinband im Gutenberg-Museum in Mainz.
E-Mail: dr.sandra.schultz@stadt.mainz.de

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