Nr. 86 | papierkram | Abstract

Zurück zum Inhalt

Charlotte Zweynert

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Papierene Ökonomien. Schreiberinnen und ihre Ressourcen um 1800

Der Aufsatz widmet sich zunächst übergreifend dem professionellen Schreiben von Frauen in der Transformationsphase um 1800. Er fragt dann spezifisch anhand der Literatin Helmina von Chézy (1783–1856) und ihrer Familie, die über vier Generationen hinweg am literarischen Markt partizipierte, wie Autor*innen Papier(e) als Vermögen bzw. vermögend gebrauchen konnten. Es kann gezeigt werden, dass die Papiere der Schriftsteller*innen u.a. als materieller Beweis des Lebens gesammelt und aufbewahrt wurden, dass sie Ausweis der finanziellen Lage sein sowie Einblick in finanzielle Praktiken geben konnten, und dass sie vor allem dazu genutzt wurden, sich (schriftstellerisch) aufzustellen und sich in Beziehung zu setzen. Die Schreibarbeit der Familienmitglieder basierte innerhalb sich verändernder persönlicher und historischer Kontexte in variierenden Formen und Ausprägungen letztlich über die Logiken ihrer gelebten wie auf dem Papier verhandelten und festgehaltenen sozialen Beziehungen. So können die in der Familie genutzten und erstellten Papiere zusammengefasst als mehrperspektivisches Kaleidoskop konzeptualisiert werden, mit dem sich zentrale Aspekte und Mechanismen schriftstellerischer Ökonomien erschließen lassen.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Paper Economies. Women Writers and their Resources around 1800

This article focuses on the professional writing of women in the transformation phase around 1800. Referring specifically to the woman of letters Helmina von Chézy (1783-1856) and her family, which participated in the literary market over four generations, it asks how authors could use paper(s) as assets or resources. It is shown that writersʼ papers were collected and kept as material evidence of life, that they could be an indicator of financial status and provide insight into financial practices, and that they were used particularly to position oneself (as a writer) and to relate to others. Within changing personal and historical contexts, the writing work of family members was based ultimately, in varying forms and shapes, on the logics of their social relations, lived as well as negotiated and recorded on paper. Thus, the papers used and inscribed in the family can be conceptualized as a multi-perspective kaleidoscope, offering new views on central aspects and mechanisms of writerly economies.

Kurz-Bio: Charlotte Zweynert

Charlotte Zweynert ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Seminar der Leibniz Universität Hannover am Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit. Ihre Forschungsinteressen liegen u.a. im Bereich der Frauen- und Geschlechtergeschichte, Familien- und Verwandtschaftsforschung sowie der Politischen Theorie und Ökonomie. Sie ist Mitglied im DFG-Netzwerk »Erbfälle und Eigentumsübertragungen – Erbpraktiken im Spannungsfeld von Staat und Familie seit dem 19. Jahrhundert«. In ihrer Dissertation hat sie anhand der Schriftsteller*innenfamilie Karsch/von Klencke/von Chézy »Vermögen« als Analysewerkzeug und »Geschlechterökonomie« als historiografischen Zugang zur Transformationsphase um 1800 entwickelt.
E-Mail: charlotte.zweynert@hist.uni-hannover.de

Zurück zum Inhalt