Nr. 80 | politische gefangene | Abstract

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Andreas Spreier

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

„Politische Gefangene“ oder „gewöhnliche Kriminelle“? Der Deutungskampf um den Hungerstreik von Bobby Sands im Kontext des Nordirlandkonflikts 1981

1981 trat Bobby Sands im nordirischen Maze-Gefängnis in einen Hungerstreik. Mit dieser extremen Protestaktion versuchte die Irish Republican Army (IRA) die britische Regierung dazu zu zwingen, ihre Anhängerinnen und Anhänger hinter Gittern nicht länger als „gewöhnliche Kriminelle“ zu behandeln, sondern als „politische Gefangene“ anzuerkennen. Der Beitrag fragt danach, wie Großbritannien als konsolidierter, liberaler Rechtsstaat auf die Herausforderung der IRA reagierte. Dabei zeigt sich, dass es beim Hungerstreik um weit mehr ging als um den Status der paramilitärischen Gefangenen oder ihre Haftbedingungen: Die IRA und die britische Regierung kämpften um die Deutungshoheit über den Nordirlandkonflikt. Der Aufsatz arbeitet heraus, dass die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker in London ihr Konfliktnarrativ letztlich nicht gegen die IRA durchsetzen konnten und sich ein Kompromiss in den nordirischen Gefängnissen etablierte.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

„Political Prisoners“ or „Ordinary Criminals“? The Struggle for Interpretation over the Hunger Strike by Bobby Sands in the Context of the Northern Ireland Conflict, 1981

In 1981 Bobby Sands went on hunger strike in Maze Prison, Northern Ireland. With this extreme protest action, the Irish Republican Army (IRA) tried to force the British government to no longer treat its supporters behind bars as „ordinary criminals“ but as „political prisoners“. The paper asks how Britain, as a consolidated, liberal constitutional state, responded to the challenge of the IRA. It shows that the hunger strike was about much more than the status of paramilitary prisoners or their conditions of detention: The IRA and the British government fought for sovereignty over the interpretation of the Northern Ireland conflict. The paper shows that the responsible politicians in London were ultimately unable to impose their conflict narrative against the IRA and that a compromise was established in Northern Ireland’s prisons.

Kurz-Bio: Andreas Spreier

wurde an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit über den Umgang der britischen Regierung mit der politischen Gewalt des Nordirlandkonflikts in den 1970er-Jahren promoviert. Derzeit leitet er die Geschäftsstelle des Kuratoriums der Humboldt-Universität.

E-Mail: andreas.spreier@gmail.com

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