Nr. 78 | krank machen | Abstract

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Jens Gründler

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Pathologisierungskonflikte. Britische Experten, Verwaltungspraktiker und Laien in der Auseinandersetzung um mentally defective

Um die Wende zum 19. Jahrhundert waren Debatten und Auseinandersetzungen um die Pathologisierung devianten Verhaltens in Großbritannien besonders virulent. Zwei Entwicklungen trugen maßgeblich zu diesen Diskussionen bei: Zum einen stieg die Zahl der Patientinnen und Patienten psychiatrischer Anstalten massiv an. Zum anderen hatten Vorstellungen von der „Degenerierung der britischen Rasse“ in Teilen der bürgerlichen Gesellschaft zu Niedergangsängsten geführt, die sich in den Debatten niederschlugen.
Zur Klärung der Frage nach angemessener Versorgung und Behandlung dieser Kranken wurde die Royal Commission on the Care and Control of the Feeble-Minded eingerichtet. Anhand von Aussagen schottischer Experten vor dieser Kommission sowie Akten der Glasgower Armenverwaltung und einer psychiatrischen Anstalt wird in diesem Beitrag der Frage nachgegangen, welche Wirkung die Debatten um mental defectives für Praktiken des ‚Pathologisierens’ im Alltag zeitigten.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

The Argument of Pathology. The Debates on Mental Defectives between British Experts, Administration and Civil Society

At the turn of the century debates and arguments about the connection between deviant behaviour and mental defectiveness gathered speed. Two developments were significantly involved: On the one hand the population of asylums and hospitals for the mentally ill rose substantially. On the other hand imaginations and fears about the degeneration of the British race gripped large parts of the middle classes in the United Kingdom.
The Royal Commission on the Care and Control of the Feeble-Minded was mandated to explore measures of adequate provision and treatment of mentally ill and so-called mental defectives. Using the testimony of the Commission’s Scottish experts, case files of the Glaswegian poor law administration and an asylum the article analyses the significance of the debates on mental defectives for persons concerned in everyday life.

Kurz-Bio: Jens Gründler

ist wissenschaftlicher Referent für Wirtschafts- und Sozialgeschichte am LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Münster. Er arbeitet zur Kultur- und Sozialgeschichte der Psychiatrie, zur Migrationsgeschichte und zur jüngsten Zeitgeschichte Deutschlands. Derzeit arbeitet er an einer Studie zu Wohnverhältnissen von Migranten in ländlichen Regionen in Deutschland (1970-2010).

E-Mail: jens.gruendler@lwl.org

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