Nr. 78 | krank machen | Abstract

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Annika Raapke

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Zusammen sind wir schwach? Kranke Körper und Vergemeinschaftung in der französischen Karibik des 18. Jahrhunderts

Viele EuropäerInnen des 18. Jahrhunderts waren überzeugt, dass die Kolonien der Karibik zutiefst ungesunde Orte für ihre Körper darstellten. Diese Gewissheit lief quer zu allen sonstigen Differenzen zwischen den europäischen BewohnerInnen. In der Schwäche und Sorge um den Körper, so die These dieses Artikels, lag ein Angebot zur Vergemeinschaftung, welches es ihnen erlaubte, sich über Selbstbeschreibungen von Krankheit und Unwohlsein in eine Art „Gemeinschaft der Leidenden“ einzuschreiben. Dies wird anhand überlieferter Briefe aus der französischen Karibik auf zwei Ebenen in den Blick genommen: Zum einen wird erfragt, inwiefern die Thematisierung von Krankheitserfahrungen und Bedrohungen durch Krankheit und körperliche Schwäche für europäische BriefschreiberInnen in der französischen Karibik des 18. Jahrhunderts, sowie für ihre Leserschaften in Europa, ein intelligibles Gemeinschafts- und Vergemeinschaftungsmoment darstellten konnte. Zum anderen wird untersucht, inwiefern Krankheitsfälle in den Kolonien ganz konkret, in der alltäglichen Praxis, zu bisweilen unerwarteten Gemeinschaftsbildungen führten.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Weaker Together? Sick Bodies and Community-building in the 18th Century French Caribbean

Many 18th century Europeans were convinced that the colonies of the Caribbean were thoroughly unhealthy places for their bodies. This certainty united them, despite the frequent discord between them. This article argues that the weakness of and worry about their bodies offered them an opportunity to form “communities of suffering“ into which they could literally write themselves by creating narratives of their own experiences of illness. For this article, letters from the 18th century French Caribbean have been analyzed to see if, and how, epistolary accounts of illness and physical weakness could function as intelligible moments of community-formation for the writers as well as for their intended readerships in Europe; and also, from a more practical angle, how illness in the Caribbean could lead to the formation of sometimes unexpected communities in the colonies.

Kurz-Bio: Annika Raapke

ist Post-Doc im DFG-Graduiertenkolleg Selbst-Bildungen. Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive an der Universität Oldenburg sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Oldenburger Akademienprojekt Prize Papers. Erschließung – Digitalisierung – Präsentation unter Trägerschaft der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Körper- und Medizingeschichte, die Geschichte der französischen Karibik und Konsumgeschichte. Derzeit arbeitet sie an einer konsumgeschichtlichen Mikrostudie des Cap Français in der Kolonie Saint Domingue im Jahr 1777.

E-Mail: annika.raapke@uni-oldenburg.de

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