Nr. 77 | umstrittene objekte | Abstract

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Felix Schürmann

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Die Reisenden, die Fliehenden und die Kommenden: Amerikanische Walfänger als Objekte afrikanischer Aneignung im 19. Jahrhundert

Als reisende Objekte trugen die amerikanischen Walfänger des 18. und 19. Jahrhunderts Menschen, Tiere, Dinge und Ideen durch die Welt. Häufig rekrutierten Schiffsführer Arbeitskräfte während der Fahrt, auch an den Küsten Afrikas. Der Artikel untersucht, für welche Zwecke und in welcher Weise sich Afrikaner die Schiffe ihrerseits zu eigen machten. An Beispielen von Männern aus ost- und westafrikanischen Küstengesellschaften – insbesondere von den Kapverden – unterscheidet er als Hauptpraktiken der Aneignung die Nutzung von Walfängern erstens für eigene Reisevorhaben mittlerer Reichweite, zweitens zur Fluchtmigration in die Vereinigten Staaten und drittens zum sozialen und ökonomischen Aufstieg. Im Zusammenhang der divergierenden Mobilitätsinteressen, die unterschiedliche Beteiligte an Walfänger richteten, traten verschiedentliche soziale Konflikte auf – insbesondere um blinde Passagiere, irreguläre Rekrutierungspraktiken, Desertionen, die Herausbildung luso-afrikanischer Subgemeinschaften und den Aufstieg afrikanischer Seeleute in der Mannschaftshierarchie.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

The Travellers, the Refugees, and the Comers: American Whalers as Objects of African Appropriations in the 19th Century

As travelling objects, American whalers of the 18th and 19th centuries carried people, animals, things, and ideas across the world. Masters frequently recruited labour en route, including the coasts of Africa. This essay examines for what purposes and in which manner Africans appropriated these ships on their part. Using examples of men from the east and west coasts of Africa, especially from the Cape Verdes, it distinguishes three practices of appropriation: the use of whalers for medium-range voyages, as means of flight migration to the United States, and for social and economic advancement. In the context of diverging mobility interests directed to whalers, various social conflicts arose, in particular concerning stowaways, irregular practices of recruitment, desertions, the formation of luso-African sub-communities aboard, and the promotion of Africans within the ship’s hierarchy.

Kurz-Bio: Felix Schürmann

ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am LOEWE-Schwerpunkt „Tier – Mensch – Gesellschaft“ der Universität Kassel. Zu seinen Arbeitsgebieten zählen die neuere und neueste Geschichte Afrikas in ihren globalen Verflechtungen und die maritime Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts.

E-Mail: schuermann@uni-kassel.de

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