Nr. 76 | werkstücke | Abstract

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Stefan Vogt

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Zionismusgeschichte und postcolonial studies. Überlegungen zu einem uneingestandenen Verwandtschaftsverhältnis

Aufgrund der politischen und ideologischen Auseinandersetzungen um den Zionismus und um den israelisch-palästinensischen Konflikt gibt es bislang nur wenig Versuche, die Forschung zur Geschichte des Zionismus und die postcolonial studies miteinander ins Gespräch zu bringen. Tatsächlich stehen sich beide Disziplinen häufig geradezu feindlich gegenüber. Der Essay versucht demgegenüber zu zeigen, dass eine solche Verbindung höchst produktiv sein kann und dass sie bedeutende Perspektiven für die Forschung eröffnet. Am Beispiel des deutschen Zionismus werden die Möglichkeiten einer Anwendung postkolonialer Konzepte diskutiert und wird gezeigt, dass es sich beim Zionismus und beim antikolonialen Befreiungsnationalismus um strukturell verwandte Phänomene handelt. Ein Dialog zwischen postcolonial studies und Zionismusgeschichte hätte vor diesem Hintergrund nicht nur wichtige wissenschaftliche Funktionen. Er könnte auch dazu beitragen, den mehr als unfruchtbaren Gegensatz, der häufig zwischen den Kämpfen gegen Rassismus und gegen Antisemitismus besteht, zugunsten einer gemeinsamen Auseinandersetzung mit historischen und gegenwärtigen Formen von Unterdrückung und Ausgrenzung aufzugeben.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

The History of Zionism and Postcolonial Studies. Reflections on an Unacknowledged Kinship

Because of the political and ideological quarrels over Zionism and the Israeli-Palestinian conflict, there hasn’t been much of a dialogue between the research on the history of Zionism and postcolonial studies. In fact, the two disciplines have often been rather antagonistic. In contrast to this, the essay attempts to show that an association of these disciplines would be extremely productive and that it would open up new research perspectives. Taking German Zionism as an example, it discusses possibilities to apply postcolonial concepts and demonstrates that Zionism and anti-colonial nationalism are structurally related phenomena. A dialogue between postcolonial studies and the historiography of Zionism, it is argued, would be important not only from a scholarly point of view. It could also help to replace the unfortunate opposition that all too often exists between the struggles against racism and against anti-Semitism by a joint confrontation of historical and contemporary forms of suppression and exclusion.

Kurz-Bio: Stefan Vogt

ist Privatdozent für Neuere Geschichte und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seine Forschungsschwerpunkte sind die deutsch-jüdische Geschichte, insbesondere die Geschichte des Zionismus, in Verbindung mit der Geschichte des Kolonialismus, des Antisemitismus und des deutschen und europäischen Nationalismus.

E-Mail: s.vogt@em.uni-frankfurt.de

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