Nr. 72 | glauben machen | Abstract

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Anja Burghardt

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Fabrikkathedralen und heilige Arbeiter. Synkretismus in der Zeitschrift Sovetskoe foto in den 1960er und 1970er Jahre

Der Betrag analysiert das Bild-Text-Arrangement in der Zeitschrift Sovetskoe foto (Das sowjetische Foto) der 1960er und 1970er Jahren. Auffallend sind Darstellungsweisen, die aus der sakralen Kunst geläufig sind. So erinnern Fabriken an Kathedralen oder die Kuppeln barocker Kirchen, die Haltung von Arbeitern ähnelt denen von Heiligen und die Bildtitel sind Ikonen entlehnt. Auf diese Weise werden (Gruppen von) Arbeiter/innen und Fabriken als verehrungswürdig präsentiert. Unterstützt durch die entsprechende Wortwahl in den zugehörigen Texten lassen solche Glorifizierungen letztlich die sowjetische Gesellschaft erstrahlen. Da die Zeitschrift als offizielles Organ des Journalistenverbandes der UdSSR mit der staatlichen antireligiösen Einstellung und Politik in Einklang stand, kann sie ein Beispiel des Synkretismus, also einer unauflöslichen Verwobenheit sakraler und säkularer Elemente gelesen werden.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Holy Workers and Cathedralesque Factories. Syncretism in the Journal Sovetskoe foto (1960s –1970s)

A peculiar feature of the photographs of workers and factories in the journal Sovetskoe foto during the 1960s and 1970s is the recourse to patterns of depiction, which are familiar from depictions of the sacred in art. Thus e.g. factories are reminiscent of cathedrals or the cupolas of baroque churches, and postures of workers remind one of saints; the captions cite icons and others genres of religious art. The paper argues that those (groups of) persons, who are depicted in such a way, are thereby elevated and marked off as praiseworthy. Being the official organ of the journalists’ and photographers’ union of the USSR, the journal was in line with the official antireligious stance and politics of the state. In this sense the journal is an example of syncretism, i.e. an insoluble interweaving of sacred and secular elements.

Kurz-Bio: Anja Burghardt

ist Slavistin, promovierte über die Lyrik der russischen Dichterin Marina Cvetaeva (1892–1941) an der Universität Salzburg. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin in der DFG-Forschergruppe Narratologie (Universität Hamburg), an der Universität Salzburg, ein Semester Research Fellow am IFK (Wien), seit 2015 ist sie Akademische Rätin am Institut für Slavische Philologie an der LMU München. Forschungsschwerpunkte: russische Photographie, russische und polnische Literatur (v. a. des 19. und 20. Jahrhunderts), Literaturtheorie.

E-Mail: anja.burghardt@lmu.de

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