Nr. 69 | anti/koloniale filme | Abstract

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Jürgen Dinkel

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Dekolonisation und Film – Ein Literaturbericht

Der Beitrag analysiert den Zusammenhang von Dekolonisation und Film. Durch die Synthese vorhandener Literatur werden in einem ersten Schritt Kontinuitäten in der Filmproduktion und in Filminhalten vom Kolonialzeitalter bis in die Gegenwart nachgezeichnet. Daran anschließend werden mit der Dekolonisierung in den 1960er Jahren einhergehende Veränderungen in beiden Bereichen aufgezeigt. Herausgearbeitet wird, dass im Film die alltägliche Gewalt kolonialer Herrschaft sichtbar wurde und die ehemals „passiven“ und „stummen“ Kolonisierten begannen, aktiv zu handeln und zu sprechen. Im dritten Schritt wird ein Analyseraster skizziert, um diesen Wandel tiefergehend zu untersuchen. Hervorgehoben werden dabei fünf Aspekte: 1.) die Entstehung postkolonialer Länder schuf neue Möglichkeiten der Filmproduktion und -distribution, 2.) die Entstehung des “Dritten Kinos” mit seinen Impulsen aus Lateinamerika, 3.) gesellschaftliche Wandlungsprozesse in Westeuropa, die Resonanzräume für kolonialkritische Filme schufen, 4.) die Ausdifferenzierung des Mediensystems, das den Meinungspluralismus förderte und 5.) der Ost-West-Konflikt und die Filmförderung sowie -produktion der sozialistischen Länder.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Decolonisation and Film – A Review Essay

The article examines the relationship between decolonisation and film. Firstly, the continuities in the fields of film production and images from the early 20th century to the present will be analysed. Secondly it will be demonstrated that there were changes occurring in both fields during the 1960s: for the first time the daily violence in the colonies became visible in films and the former passive colonial subjects were portrayed as active destroyers of colonial rule. Thirdly and finally, the article will provide a framework for the further analysis of the interdependence between the End of Empire and film by highlighting five aspects: 1.) the emergence of postcolonial countries and new opportunities for film production, 2.) the development of a “Third Cinema” in Latin America, 3.) the transformations in West European societies, 4.) the differentiation of the media system and 5.) the Global Cold War.

Kurz-Bio: Jürgen Dinkel

Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Zeitgeschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Forschungsinteressen: Internationale Geschichte des 20. Jahrhunderts, Kolonialismus und Dekolonisation, internationale Organisationen (insbesondere die Bewegung Bündnisfreier Staaten), Ost-West- und Nord-Süd-Konflikt sowie Geschichte der „Dritten Welt“. Derzeit arbeitet er an einer Studie zum Thema „Erben und Vererben seit dem 19. Jahrhundert“.
E-Mail: Juergen.dinkel@gcsc.uni-giessen.de

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