Nr. 68 | humanitarismus | Abstract

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Heike Wieters

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Krisen, Kompromisse, Kalter Krieg. Die amerikanische NGO CARE und die Anfänge humanitärer Nahrungsmittelhilfe in Ägypten, 1954-1958

Heike Wieters setzt sich mit den Ursprüngen der umfassenden Nahrungsmittelhilfepartnerschaft zwischen der humanitären NGO CARE und der Regierung der Vereinigten Staaten. Am Beispiel Ägyptens wird gezeigt, wie es CARE gelang, sich als Broker zwischen der ägyptischen und der amerikanischen Regierung zu etablieren. CARE unterhielt 1955 zwischenzeitlich das weltgrößte private Schulspeisungsprogramm im Ausland und verteilte in Kooperation mit ägyptischen Verwaltungsbeamten Nahrungsmittelhilfe aus amerikanischen Überschussbeständen an Millionen Kinder und Kranke. Allerdings geriet das als vielversprechendes public private partnership gestartete Programm schnell zwischen die Fronten von Regierungsinteressen und wurde im Kontext des Kalten Krieges immer stärker politisiert. Aus vermeintlich neutraler humanitärer Hilfe wurde durch die Suez-Krise ein Problemfall, der den zukünftigen Umgang mit humanitärer Zusammenarbeit maßgeblich beeinflusste und allen Beteiligten die Grenzen unabhängigen privaten Engagements vor Augen führte. Der Fall Ägypten wurde somit zum Test für die Glaubwürdigkeit von NGOs und legte die Basis für die künftige Ausgestaltung staatlich-privater humanitärer Kooperation.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Dealing with Crises. The American humanitarian NGO CARE and the establishment of public-private cooperation in humanitarian food aid provision in Egypt in the 1950s

This article deals with the origins of the continuing food aid partnership between the humanitarian NGO CARE and the government of the United States. Using the example of Egypt, this text analyzes how CARE managed to become a broker between the Egyptian and US government. In 1955 CARE operated the world’s largest private school feeding program abroad and, in cooperation with Egyptian officials, distributed US government donated surplus commodities to millions of children in Egypt. What had started as a promising public-private partnership was soon increasingly politicized in the context of cold war conflict between the two governments, however. Supposedly “neutral” humanitarian aid became heavily loaded with political undertones which confronted all parties with the limits of independent private humanitarian action in the Middle East. The Egyptian example thus turned into a test case for CARE’s public credibility and laid the foundations for the future design of private-public cooperation in humanitarian affairs.

Kurz-Bio: Heike Wieters

ist Nachwuchsgruppenleiterin der Gruppe „Sozialstaat“ im deutsch-französischen Forschungsprojekt „Saisir l‘Europe“. Sie promovierte 2013 an der Europauniversität Viadrina mit einer unternehmensgeschichtlichen Arbeit über die humanitäre NGO CARE und arbeitet aktuell an der Humboldt-Universität zu Berlin an ihrem Habilitationsprojekt über die Europäisierung des (Sozial-)Versicherungswesens.

E-Mail: wieterhx@geschichte.hu-berlin.de

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