Nr. 66/67 | europas sklaven | Abstract

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Manja Quakatz

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

»… denen Sclaven gleich gehalten werden« Muslimisch-osmanische Kriegsgefangene im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (1683–1699)

Dieser Aufsatz beschäftigt sich mit muslimisch-osmanischen Kriegsgefangenen, die während der Zeit des Großen Türkenkriegs (1683–1699) im habsburgisch-osmanischen Grenzraum durch die christliche Seite gefangen genommen wurden. Die Mehrzahl der Gefangenen waren Soldaten, die nach geraumer Zeit ihre Freiheit zurückerlangten, entweder durch die Beteiligung am Gefangenenaustausch zwischen dem Habsburgischen Reich und der Osmanischen Pforte oder durch das Erbringen ihres Lösegeldes. Nichtkombattanten, vor allem Frauen und Kinder, wurden jedoch ebenfalls bei Eroberungen osmanischer Grenzfestungen in die Gefangenschaft geführt. Frauen und Kinder waren nicht in die Auswechslungs- und Ranzionierungsverfahren involviert, sondern verblieben meist als temporäre SklavInnen in der Hand ihrer Ergreifer. Der Beitrag konzentriert sich ausschließlich auf die herrschaftlichen Kriegsgefangenen und geht der Frage nach, wie und unter welchen Umständen nicht-christliche Kriegsgefangene (temporär) zu SklavInnen werden konnten. Auf der Basis zweier Fallbeispiele sollen die Tätigkeitsfelder und Handlungsoptionen der Versklavten aufgezeigt werden. Während Frauen oft als Arbeits- oder Haussklavinnen arbeiteten, wurden die Kinder an Adelshöfe geschickt, wo sie erzogen wurden und meist zur christlichen Religion konvertierten. Während Kinder aufgrund ihres Alters keine Möglichkeit des Widerstands gegen ihre Versklavung besaßen, waren Frauen sehr wohl mit agency ausgestattet und nutzten diese auch, um ihre Freilassung mithilfe von Bittschriften zu organisieren.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

„…denen Sclaven gleich gehalten werden“. Muslim-Ottoman Prisoners of War in the Holy Roman Empire of the German Nation (1683–1699)

This paper deals with Muslim-Ottoman prisoners of war, who were captured by the Christian side during the time of the Great Turkish War (1683-1699) in the Hapsburg-Ottoman borderlands in East Central Europe. The majority of the captives were soldiers who eventually gained back their freedom; either through the exchange of prisoners between the Ottomans and the Hapsburg Empire, or because they were able to render their ransom. Non-combatants – mostly women and children – were also taken as prisoners, especially during the conquests of Ottoman border fortresses. I will argue that those women and children were not destined for ransom or prisoner exchange, but usually remained in the hands of their captors as slaves. The paper focuses exclusively on prisoners of the sovereigns, and question how – and under which circumstances – those non-Christian prisoners of war could temporally become slaves. On the basis of two case studies, this article will show that female captives often worked as peons or household slaves; whereas most of the children were taken to the noble courts, in order to be educated and instructed in the Christian faith. While children lacked agency as a result of their minority status, female captives were definitely able to express themselves by writing petitions in order to try to organise their ransom.

Kurz-Bio: Manja Quakatz

Frühneuzeithistorikerin, von Mai 2009 bis September 2012 Doktorandin am Graduiertenkolleg des Exzellenzclusters Religion und Politik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, seit Oktober 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichtswissenschaft (Abteilung Frühe Neuzeit) der Universität Bremen. Promotionsprojekt: Vom Feind zum Untertan: Muslimisch-osmanische Präsenz im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (ca. 1683–1750).

E-Mail: quakatz@uni-bremen.de

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