Nr. 66/67 | europas sklaven | Abstract

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Joachim Östlund

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Schweden zum Verkauf: Kriegsgefangenschaft und Sklaverei während des Großen Nordischen Krieges

Dieser Artikel befasst sich mit einer Episode der dänischen Geschichte, die lange in Vergessenheit geraten war: mit dem Entschluss des dänischen Staates, 600 schwedische Kriegsgefangene für den Einsatz als Kriegssklaven an Venedig zu verkaufen. Die Untersuchung dieses Vorfalls wird durch schwedische Dokumente zum zeitgenössischen Sklavereidiskurs und zu den konkreten Kaufverhandlungen ergänzt. Die Behandlung der schwedischen Gefangenen ist dabei gleichzusetzen mit der Behandlung christlicher Gefangener entlang der Grenzen des Osmanischen Reiches – mit dem Unterschied, dass es sich in diesem Fall um Glaubensbrüder handelte. Der Artikel führt vor, dass es im frühneuzeitlichen Europa eine gängige Methode war, Kriegsgefangene an den Meistbietenden zu verkaufen. Die Gefangenen wurden in dem Sinne versklavt, dass sie als Ware behandelt, gegen ihren Willen ge- und verkauft und dazu gezwungen wurden, unter einem fremden Herren Krieg zu führen. Der Verkauf von Kriegsgefangenen war demnach in der Frühen Neuzeit nicht nur ein osmanisches Phänomen, sondern an den europäischen Küsten ebenso etabliert und praktiziert wie im europäischen Binnenland.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Swedens for Sale: War Captivity and Slavery During the Great Northern War

This article considers a long-forgotten episode when the Danish state decided to sell 600 prisoners of war to Venetian army recruiters. The study of the incident is complemented with Swedish sources both regarding the discourse of slavery, and documents with information about the sale. The treatment of the prisoners is analysed as a form of enslavement comparable with the treatment of Christian captives along the Ottoman Empire’s borders, but here it is among co-religionists. The article shows that a method to solve the prisoner-of-war problem in early modern Europe was to put the prisoners up for sale and offer them to the highest bidder. The prisoners were enslaved in the sense that they were treated as property, to be bought and sold against their will, and to be forced to fight a war under a foreign master. One could therefore conclude that the sale of prisoners of war was not only an Ottoman phenomenon during the early modern era, but also known along, and within, Europe’s land and maritime borders.

Kurz-Bio: Joachim Östlund

Frühneuzeithistoriker, hat über schwedische Kriegsgefangene und Sklaven in Nordafrika (Saltets pris, Lund 2014) promoviert, forscht und lehrt am Historischen Institut der Universität Lund (Schweden). Forschungsschwerpunkte: Geschichte der Sklaverei, maritime Geschichte der Frühen Neuzeit.

E-Mail: joachim.ostlund@hist.lu.se

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