Nr. 64 | waffenschwestern | Abstract

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Clare Bielby

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Bewaffnete Kämpferinnen: Linksterrorismus, Frauen und die Waffe in der Bundesrepublik Deutschland von den späten 1970er Jahren bis heute

In Deutschland – wie andernorts – hat die Verbindung von Männlichkeit, Waffe und dem Politischen eine sehr lange Geschichte. Wie Sylvia Schraut dargelegt hat, hatte der Ausschluss von Frauen aus dem politischen Bereich im 19. Jahrhundert viel mit der Abwehr der Gewaltbereitschaft von Frauen zu tun. Solches Gedankengut scheint bis heute fortzuwirken. Es ist daher aufschlussreich, nach der öffentlichen Wahrnehmung von Frauen zu fragen, die in der Bundesrepublik aus politischen Motiven zur Waffe griffen. In diesem Artikel beschäftige ich mich mit verschiedenen Diskursen über bewaffnete Linksterroristinnen von den späten 1970ern bis heute. Der Untersuchungszeitraum umfasst damit eine Phase, in der sich Geschlechterrollen radikal wandelten. Anhand vier verschiedener Quellensample – Presseberichte um 1977; feministische Reaktionen darauf in schriftlichen und vor allem filmischen Texten; postterroristische Autobiografien militanter Frauen aus den 1990er Jahren; printmediale und ein filmischer Text aus dem Jahr 2008 – untersuche ich, was jeweils sagbar war über Frauen und Waffen und wie sich dies in den letzten gut dreißig Jahren veränderte. Wie werden Waffen auf Weiblichkeit bezogen? Gehen die Autoren und Autorinnen von einem spezifisch weiblichen Waffengebrauch aus? Und inwiefern fungiert die bewaffnete Frau als Projektionsfläche?

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Armed female fighters: Left-wing Terrorism, Women and the Weapon in the Federal Republic of Germany from the late 1970s to the Present

In Germany, as elsewhere, there is a long history of associating weapons with masculinity and the political. In fact, as Sylvia Schraut has demonstrated, in the 19th century it was often through emphasizing that women were not able or prepared to use weapons that they were excluded from the political realm, and this line of thinking still has an effect today. In this context, it is instructive to ask how women who resort to weapons for political reasons have been perceived in the Federal Republic. In this article, I analyse a variety of discourses on left-wing women terrorists from the late 1970s to the present, a period of dramatic changes in gender roles. Through an analysis of four different sources – print media reports from 1977; feminist reactions to those in both written and filmic texts; post terrorist autobiographies of female militants from the 1990s; print media articles and a filmic text from 2008 – I ask: What was ‘sayable’ about women and weapons and how has that changed over the last thirty years? How have weapons been associated with femininity? Did the authors assume a specifically female use of weapons? And how far has the armed woman functioned as a projection?

Kurz-Bio: Clare Bielby

arbeitet seit 2009 als Dozentin der German Studies an der University of Hull in Nordengland. Sie studierte an der University of Cambridge (BA in Modern and Medieval Languages), an der University of Sussex (MA in Gender and Media Studies) und an der University of Edinburgh (PhD in German Studies) sowie ein Jahr an der Humboldt Universität zu Berlin. Sie promovierte über die Repräsentationen gewalttätiger Frauen in den westdeutschen Printmedien der 1960er und 70er Jahre.

E-Mail: c.bielby@hull.ac.uk

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