Nr. 62 | museum und zeitzeugenschaft | Abstract

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Annett Schulze

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

„To make Robben Island and its history relevant“ Zur Figur des Zeitzeugen im postkolonialen Nation-Building Südafrikas am Beispiel des Weltkulturerbes Robben Island

Im Robben Island Museum, einem früheren Gefängnis des Apartheidregimes in Südafrika, sind ehemalige Häftlinge heute Tourguides an einem historischen Ort, der seinerseits Geschichte erzählt. Als verfassungsmäßig freie Menschen bezeugen sie den Triumph über ein rassistisches Regime und sind zugleich verwickelt in die Widersprüche der Post-Apartheid-Ära: In Definitionskämpfe zwischen ehemaligen Mithäftlingen – die einen ex-political prisoners, die anderen common law prisoners. Sie befinden sich in dem damit verbundenen Konflikt, die Bürgerrechte zwar gewonnen zu haben, nicht aber die sozialen Voraussetzungen, sie auch in materieller Sicherheit leben zu können. Im vorliegenden Beitrag werden aus einer kulturwissenschaftlich-transdisziplinären Perspektive historische, politische und soziale Kontexte rekonstruiert, in denen sich diese Zeitzeugen auf Robben Island verorten. In den letzten Jahren werben sie mit großem Engagement in eben diesen Kontexten um Anerkennung für ihre Erzählungen, die nicht immer mit der Positionierung des professionellen Managements übereinstimmen.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

“Making Robben Island and its history relevant“ The Representation of Contemporary Witnesses in Post-Colonial Nation-Building-Processes of South Africa

The Robben Island Museum is in many ways a very special memorial site in Post-Apartheid South Africa. Having been a prison for a long time, today it is a place which tells of the freedom struggle by its architecture and through the tour guides – most of them having been prisoners themselves during Apartheid. They witnessed the triumph over a racist regime. At the same time, they embody ambivalence after victory: they raise questions like – who is a political prisoner and who is not; how to deal with material insecurities and austerity politics by the African National Congress; and whom to remember, how, and whom not. In this article and from a transdisciplinary perspective, historical, political and social contexts will be reconstructed, in which these witnesses position themselves on Robben Island. Recently, they had advocated in these contexts for recognition of their stories – views, which do not always conform to those of their professional management.

Kurz-Bio: Annett Schulze

Annett Schulze ist Kulturwissenschaftlerin und Professorin für Kommunikationswissenschaft im Studiengang Journalismus an der DEKRA Hochschule Berlin. Sie lehrt zudem an der Humboldt-Universität zu Berlin, promovierte dort am Institut für Kulturwissenschaft zu Konstruktionen von kulturellem Gedächtnis im Post-Apartheid-Südafrika und war assoziiert am Graduiertenkolleg Geschlecht als Wissenskategorie. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören – neben Nation-Building-Prozessen, Gouvernementalitätsfragen und völkisch-autoritären Konstruktionen – Agenda-Building-Prozesse in der öffentlichen und visuellen Kommunikation.

E-Mail: annett_schulze@aol.de

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