Nr. 60 | korrespondenzen | Abstract

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Gabriele Ball

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Fürstinnen in Korrespondenz: Gräfin Anna Sophia von Schwarzburg Rudolstadt und die »Tugendliche Gesellschaft«

Die Briefforschung konzentrierte sich lange auf den weiblichen Privatbrief des 18. Jahrhunderts. Doch bereits vor dieser Zeit nutzten adelige Frauen den Brief intensiv als Kommunikationsmittel. Der Beitrag befasst sich mit dem Korrespondenznetz der »Tugendlichen Gesellschaft« im 17. Jahrhundert. Ausgehend von der These einer netzwerkbezogenen frühneuzeitlichen Briefkultur, die das schreibende Selbst in den Hintergrund drängt, wird die größte Frauengesellschaft der Zeit vorgestellt und anhand ausgewählter Briefe gezeigt, wie sich die fürstlichen Damen über pädagogische und sozietäre Themen austauschen. Die private und die öffentliche Sphäre greifen hier ineinander und werden als Unterscheidungskonzepte untauglich. Der weibliche Hochadel agiert vielmehr als dynastischer Rollenträger, der zugleich durch Verwandtschafts- und Freundschaftsbeziehungen verbunden ist. Die Analyse des Briefzeremoniells bestätigt diese These und unterstreicht insbesondere die Vorrangigkeit des Standes vor dem Geschlecht: Männer- und Frauenbriefe folgen identischen Regeln. Der weibliche Adelsbrief im sozietären Kommunikationsnetz dient somit als performativer Akt der Selbsvergewisserung und der Aufrechterhaltung und Aktualisierung des Netzwerks.

Kurz-Bio: Gabriele Ball

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