Michael Pesek
Von Europa nach Afrika. Deutsche Passagiere auf der Dampferpassage in die Kolonie Deutsch-Ostafrika
Um Kolonisierende zu werden, mussten Deutsche erst einmal den Dampfer besteigen, der sie in ihre überseeische Kolonie brachte. Die Dampferreise führe sie ein gutes Stück durch Europa, das Mittelmeer, durch den Suez-Kanal und schließlich durch den Indischen Ozean. Der Aufsatz beschreibt die Dampfschiffe als Begegnungsorte von Europäern aus unterschiedlichen Nationen. Während der Dampfschiffreise wurden die Reisenden auch mit der arabischen und afrikanischen Bevölkerung der Hafenstädte Mombasa, Port Said, Aden und Zanzibar konfrontiert. Für viele Reisende war es die erste Begegnung mit dem Anderen. Das Ziel des Aufsatzes ist es, neue Zugänge zur Kolonialgeschichte des Kaiserreichs zu erarbeiten, die jenseits des nationalen Raums liegen. Die koloniale Erfahrung, so das Argument, war nicht auf die Kolonie und auch nicht auf die Metropole beschränkt, sondern war auch auf den Dampfschiffen nach Ostafrika präsent. Dampfschiffe waren, so Sebastian Conrad, Symbole und Vehikel der Globalisierung. Sie waren auch Ort globalen Wissenstransfers, wo die Deutschen Anschluss fanden an transnationale Diskurse über europäische Identitäten und Konzeptionen des Anderen. Der Aufsatz basiert auf Reiseberichten, die zwischen 1880 und 1914 publiziert wurden.
From Europe to Africa. German Passengers on the steamship passage to German East Africa
In order to become agents of colonialism in Eastern Africa, Germans had to travel via steamships through the Mediterranean Sea, the Suez Canal and the Indian Ocean. The paper describes the steamships as places of encounters between Europeans from different nations. Moreover, the passengers were also, in some cases for the first time, confronted with non-European populations when they visited the ports of Port Said, Aden, Mombasa and Zanzibar. The aim of the paper is to develop new approaches to colonial history that are moving beyond the national. The colonial experience of Germans was not restricted to the colonies themselves, but also took place while travelling with steamships on the route to Eastern Africa. The steamship itself was, as Sebastian Conrad has recently noted, a symbol and a means of globalisation. It also was a place of transfer of knowledge where Germans became connected to European discourses of belonging and conceptions of the other. Focusing on a period between 1880 and 1914 the paper investigates the transformation of the steamship as a transnational or even global place of such transfers.