Nr. 49 | gefürchtete geschichte | Abstract

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Marcus Meyer

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Säkularisierung oder Konfessionalisierung? Freimaurerei und Nationalprotestantismus in Bremen

Säkularisierung oder Konfessionalisierung? Freimaurerei und Nationalprotestantismus in Bremen
Die Freimaurerei spielt in der historiographischen Forschung hauptsächlich im Zusammenhang mit der bürgerlichen Aufklärung des 18. Jahrhunderts eine Rolle. Ihre Bedeutung für die Bürgergesellschaft des 19. Jahrhunderts, vor allem des Deutschen Kaiserreichs, ist dagegen bisher nur wenig thematisiert worden. Die wenigen einschlägigen Studien zeigen, dass die Freimaurerei in dieser Zeit keineswegs ein Randphänomen war, sondern ihre Logen zu den wichtigen Treffpunkten bürgerlicher Eliten gehörten. Die nahezu vollständig erhaltenen Archive der Logen der Hansestadt Bremen ermöglichen einen tiefen Einblick in ethische, moralische und politische Vorstellungen, wie sie in diesem Teil des deutschen Bürgertums diskutiert wurden. Die protestantische Deutung der Nation und der sie definierenden Werte waren frühzeitig elementare Bestandteile dieser Debatten. Die Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang zwischen Freimaurerei und Nationalprotestantismus zeigt, dass die Logen zu jenen Orten zu rechnen sind, in denen die kulturhegemonialen Vorstellungen des Protestantismus zu einer identitätsstiftenden Ideologie verdichtet werden konnten. So trugen sie nicht nur zur inneren Festigung des liberalen Flügels des bremischen Bürgertums bei, sondern beeinflussten auch dessen Abgrenzung gegenüber dem pietistischen Bürgertum, der Sozialdemokratie und der seit 1870 auf gesellschaftliche wie politische Partizipation drängenden jüdischen Bevölkerung.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Secularisation or Confessionalisation? Freemasonry and National n.

Historiographical research mainly focuses on freemasonry in connection with 18th century enlightenment. Its impact on civil society in the 19th century and particularly in the period of the German Empire has not been taken on to the same extent. The few existing case studies indicate that freemasonry was not a peripheral phenomenon. Its lodges constituted important meeting places for bourgeois elites. The almost completely preserved archives of the masonic lodges of the hanseatic city of Bremen allow deep insights into the ethical, moral and political attitudes debated within this segment of the German bourgeoisie. The protestant view on the nation and its defining values were integral parts of these debates from an early stage. The study of the relations between freemasonry and national protestantism shows that the lodges were primary spaces to transform culturally hegemonic ideas into a coherent, identity producing ideology. In consequence, freemasons not only contributed to the consolidation of the liberal wing of Bremen’s bourgeoisie, but also helped to define the demarcations against bourgeois pietism and social democrats as well as a Jewish population increasingly urging for political participation.

Kurz-Bio: Marcus Meyer

Historiker in Bremen, hat vor kurzem seine Dissertation zur Geschichte der Freimaurerei in Bremen am Historischen Seminar der Universität Hamburg eingereicht. Forschungsschwerpunkte: regionale Religions-, Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte, Zwangsarbeit und Arisierung im Nationalsozialismus.
E-Mail: marcusmeyer@freenet.de

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