Nr. 44 | sport | Abstract

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Natalia Stüdemann

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Heroisch schön. Körperkonzepte im ausgehenden Zarenreich und in der frühen Sowjetunion

Auf der Suche nach den Ursprüngen sowjetischer Körperkonzepte konzentriert sich dieser Artikel auf die russische Rezeption der Tänzerin Isadora Duncan (1877–1927) und die kulturkritischen Diskurse im spätimperialen Russland. Mit ihren ersten Auftritten in St. Petersburg, dem »Laboratorium der Moderne« (Schlögel), wurde Duncan zum Mittelpunkt körperzentrierter Debatten über Sexualität, Tanz, Mode, den »Neuen Menschen«, das Verhältnis zwischen Russland und Europa, Volks- und Elitenkultur sowie Kunst und Leben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrachteten russische Kulturkritiker Duncan als die Verkörperung des neuen Russlands. In der frühen Sowjetunion gründete sie tatsächlich eine Tanzschule für Arbeiterkinder und arbeitete mit dem wichtigsten Ideologen der militarisierten Fizkultura-Bewegung zusammen. In diesem Artikel werden die von führenden sowjetischen Kultur- und Politikpersönlichkeiten entwickelten Körperkonzepte untersucht, um zu zeigen, wie Duncans Vorstellungen von einem natürlichen, freien, gesunden und schönen Körper mit paramilitärischem Drill und Disziplin verbunden wurden. Der Aufsatz entwickelt die These, dass dies kein Widerspruch in den Begriffen oder eine Veränderung der ursprünglichen Körperkonzepte war, sondern vielmehr Teil der dialektischen Natur des aufklärerischen Ziels, den Körper zu befreien.

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Heroisch schön. Körperkonzepte im ausgehenden Zarenreich und in der frühen Sowjetunion

Searching for the origins of Soviet body concepts, this article focusses on the Russian reception of the dancer Isadora Duncan (1877–1927) and the critical discourses on culture in late Imperial Russia. With her first performances in St. Petersburg, the »laboratory of modernity« (Schlögel), Duncan became the focal point of body-centered debates on sexuality, dance, fashion, the »New Man«, the relationship between Russia and Europe, popular and elite culture as well as art and life. At the beginning of the 20th century, Russian cultural critics regarded Duncan as the embodiment of the new Russia. In the early Soviet Union she actually did establish a dance school for the children of workers in Russia and collaborated with the main ideologue of the militarized fizkultura movement. This article examines the body concepts developed by leading Soviet cultural and political figures in order to show how Duncan’s ideas of a natural, free, healthy and beautiful body were linked with paramilitary drill and discipline. The essay develops the thesis that this was no contradiction in terms or a change in the initial concepts of the body, but rather part of the dialectical nature of the Enlightenment aim of freeing the body.

Kurz-Bio: Natalia Stüdemann

Theaterwissenschaftlerin und Historikerin, Stipendiatin am internationalen Graduiertenkolleg »InterArt/Interart Studies« der Freien Universität Berlin mit einer Promotion über »Geister. Figuren der Undarstellbarkeit um 1900«.
e-Mail: nastuedemann@gmx.de

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