Nr. 42 | diebe! | Abstract

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Sandra Maß

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

»Eine Art sublimierter Tarzan« – Deutsche Entwicklungshilfe als Menschentechnik in den 1960er Jahren

Die Anfangsjahre der deutschen Entwicklungshilfe waren vor allem vom Transfer westlicher Technik und Infrastruktur geprägt. Damit einher ging die Vorstellung, dass mit der Industrialisierung der „Dritten Welt“ auch die Verhaltensweisen und Körpertechniken der ‚Unterentwickelten‘ optimiert werden müssten. Die Figur des Entwicklungshelfers galt darin als Leitbild für die anzustoßende Entwicklung. Doch auch die Eigenschaften der EntwicklungshelferInnen standen nicht fest, sondern wurden in verschiedenen Institutionen immer wieder verhandelt. Dies geschah vor dem Hintergrund der offen thematisierten Angst des going native der ‚entwickelten‘ Menschen, die sich nicht mehr, wie im Kolonialismus, auf eine mögliche ‚Rassenmischung‘ bezog, sondern den Verlust der westlichen Arbeitsethik meinte. Zur Abwehr dieser diagnostizierten Gefahr referierten Entwicklungshilfeorganisationen auf das zweigeschlechtliche Ehemodell als Schutz vor dem Entwicklungsverlust und zur Aufrechterhaltung der Stabilität des ‚industrialisierten‘ (Männer-)Körpers.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

German Development Aid as Human Technology in the 1960s

The early German development aid was characterised by the transfer of Western technique and infrastructure. Herewith went the idea that also the behaviour and the techniques of the body of the ‚underdeveloped‘ should be optimised in accordance with the industrialisation process in the ‘Third World’. The figure of the development worker thus served as a model for the development to be initiated, but the attributes of the development workers were not fixed. The openly thematised fear of going native constructed the background in front of which the development organisations permanently negotiated his and her characteristics. Going native in the context of development aid did not mean the colonial assumption of racial mixture any more, but underlined the possible and dangerous loss of the Western ethic of work. The bisexual model of marriage was seen as a protection against the danger of loss of development and as a means to maintain the stability of the industrialised (male) body.

Kurz-Bio: Sandra Maß

Sandra Maß
Historikerin, wissenschaftliche Assistentin am Arbeitsbereich „Historische Politikforschung“ der Universität Bielefeld
E-Mail: sandra.mass@uni-bielefeld.de

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