Nr. 38 | Antisemitismus | Abstract

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Nicola Wenge

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

»Arm in Arm mit Hitler«? Katholizismus und Antisemitismus in der sozialen Praxis Kölns der 1920er Jahre

Der Aufsatz untersucht das Verhältnis von Katholizismus und Antisemitismus aus einer akteurs- und handlungsorientierten Perspektive für den städtischen Raum Kölns. Als Quellengrundlage dienen neben publizistischen Dokumenten vor allem lokale Archivalien. Exemplarisch werden die beiden Bereiche Wissenschaft und Wirtschaft analysiert, in denen katholische Akteure antisemitische Forderungen vehement forcierten. Ihre Dynamik und Wirkungskraft verlief jedoch höchst unterschiedlich. Während an der Universität die antisemitischen Vorstöße des politischen Katholizismus und des akademischen Mittelstands wenig Wirkung zeigten, setzten sich im Wirtschaftsleben die antijüdischen Boykottforderungen des katholischen Mittelstands mit der Unterstützung der Kircheneliten bereits vor 1933 nachhaltig durch. Damit zeigt sich erstens, dass ein völkischer Antisemitismus selbst im vermeintlich liberalen Kölner Katholizismus der 1920er Jahre wesentlich weiter verbreitet war, als bisher angenommen wurde und den Weg für den am Ende schnellen Erfolg des Nationalsozialismus ebnete. Es zeigt sich zweitens, dass dieser katholische Antisemitismus auf der Handlungsebene keineswegs den Charakter eines homogenen Milieuantisemitismus trug. Vielmehr wurde über die Dynamik und Konsequenzen eines katholischen Antisemitismus im Interaktionsprozess der beteiligten Akteure entschieden.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

»Arm in Arm mit Hitler«? Catholicism and Antisemitism in terms of social action: Cologne in the 1920s

The article deals with the relationship between Catholicism and Antisemitism, examined as a case study of Cologne, where Catholicism was extraordinarily strong. The analysis is based on an approach, which is focussing on social action, and relies on a large variety of local archive material. University and economic life will be exemplified as two fields of urban life, in which Catholics strongly sustained anti-Semitic demands. However, dynamics and outcome were very different. While at university, the anti-Semitic initiatives, which were undertaken from political Catholicism and academic junior set produced no effect, in economic life, an anti-jewish boycott of the catholic middle classes gained ground with the support of the church elites even before 1933. Thus, it can be seen, that German-Volkish Antisemitism was far more common even among the alleged liberal Catholicism of Cologne in the 1920s than estimated before and so paved the way for the finally rapid success of National Socialism in Cologne 1933. But one should avoid to describe catholic Antisemitism as a homogeneous Milieu-Antisemitism, as far as social action is concerned. Instead, dynamics and results of catholic Antisemitism relied highly on the interplay between conflictuous acteurs

Kurz-Bio: Nicola Wenge

Historikerin, arbeitet am NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln

E-Mail: nicola.wenge@stadt-koeln.de

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