Nr. 71 | scheitern | Abstract

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Simon Karstens

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Frobishers falsches Gold und Cartiers falsche Diamanten. Über das Scheitern transatlantischer Expansionsprojekte im 16. Jahrhundert

Im 16. Jahrhundert wurden unter dem Schutz der Könige von England und Frankreich zahlreiche Versuche zur Errichtung permanenter Stützpunkte in Nord- oder Südamerika unternommen. Da es jedoch nicht gelang, dieses Ziel zu erreichen, wurden und werden die frühen Kolonialprojekte jener Länder in der Regel als gescheitert kategorisiert. Der Beitrag eröffnet anhand zweier Beispiele einen kritischen Blick auf diese nur scheinbar unzweifelhafte Bewertung. Es handelt sich hierbei um die jeweils dritten Reisen des Franzosen Jacques Cartier und des Engländers Martin Frobisher. Ausgehend von einer Darstellung von Vorbereitung und Verlauf beider Expeditionen in das Gebiet des heutigen Kanada geht der Beitrag der Frage nach, wie sie von den beteiligten Akteuren und anderen Zeitgenossen beschrieben und gedeutet wurden. Hierfür werden, in vergleichender Perspektive, zunächst unmittelbare Reaktionen, dann die Einbindung der Reisen in zeitgenössische Diskurse über weitere koloniale Expansion und schließlich die Entstehung historiographischer Tradition berücksichtigt.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Frobisher’s False Gold and Cartier’s False Diamonds. On the failure of transatlantic expansion projects in the 16th century

How did people in the sixteenth century react when a project of colonization did not meet the expectations of sailors, colonists, investors or the monarchs who gave the order to establish an outpost across the ocean? What ways did they have to describe and interpret such events? To answer these questions, two such projects, the third expeditions of Jacques Cartier and Martin Frobisher, will be analyzed in a comparative perspective. Both their projects commissioned respectively by the French and the English monarchs were designed to achieve the same goals: finding gold and establishing an outpost on the coast of North America and both of them – so it seems – failed to do so. The main argument focuses on contemporary reports and public debates on the two projects in order to identify similar or differing interpretations, which vary between accusations and heroifications. Before this background, the article examines the continuing careers of Cartier and Frobisher and the importance of their projects as points of reference
in general debates on colonial policy in sixteenth century France and England. Finally, the possible impact of these interpretations on the development of historiographic traditions will be discussed.

Kurz-Bio: Simon Karstens

ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit in Trier. Nach seiner Dissertation zu Staatsreformen in der Habsburgermonarchie um 1800 und der mehrjährigen Mitarbeit in einem DFG-Projekt zu Herrschaftswechseln in Mitteleuropa um 1700 widmet er sich in seinem Habilitationsprojekt gescheiterten transatlantischen Kolonialprojekten des 16. und frühen 17. Jahrhunderts.

E-Mail: karstens@uni-trier.de

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