Nr. 71 | scheitern | Abstract

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Marietta Meier

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Endstation. Scheitern in der Psychiatrie

Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Psychiatrie die „großen körperlichen Kuren“ eingeführt wurden, kam die Hoffnung auf, in Zukunft immer mehr psychische Störungen heilen zu können. In den folgenden Jahrzehnten wurden zahlreiche neue Behandlungsverfahren entwickelt, die allerdings bei weitem nicht immer die erwünschte Wirkung zeigten. Für manche Patienten blieb die psychiatrische Klinik Endstation. In der Psychiatrie konnte vieles scheitern – Therapien, Hoffnungen, Karrieren, Existenzen und Menschen. Scheitern hing mit Wertvorstellungen, Machtverhältnissen, Selbst- und Fremdbildern zusammen. Der Beitrag analysiert anhand eines Einzelfalls, was Scheitern in den Augen unterschiedlicher Akteure meinte. Durch die Kontextualisierung des Beispiels wird anschließend gezeigt, wie sich die Bedingungen, die Formen, die Wahrnehmungs- und Deutungsmuster des Scheiterns wandelten. Dabei wird die These aufgestellt, dass sich Scheitern im Laufe des 20. Jahrhunderts zunehmend von einer Figur des Dritten zu einer Subjektivierungspraxis entwickelte.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Terminus. Failure in Psychiatry

Psychiatry hoped to heal ever more mental disorders, when at the beginning of the 20th century the »great physical treatments« were introduced. In the following decades many new therapies were developed without, however, always producing the desired effects. For some patients the psychiatric clinic became a terminal station – failure could be experienced in therapeutic measures, hopes, careers, livelihoods, and people. In psychiatry, too, failure came along with ideals, power relations, self-perceptions and those of others. First, the article analyzes the meanings of failure from the perspectives of various stakeholders in a particular case. By contextualizing the example, the article proceeds to demonstrate, how the conditions, forms of perception, and interpretation of patterns of failure changed over the decades. It makes the case that during the 20th century interpreting failure increasingly moved from a figure of the third to a practice of subjectification.

Kurz-Bio: Marietta Meier

ist Historikerin. Die Privatdozentin arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Zürich, wo sie ein Forschungsprojekt zur Geschichte der Psychopharmakaforschung leitet. Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind: Psychiatrie-, Wissenschafts- und Emotionsgeschichte.

E-Mail: marmeier@hist.uzh.ch

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