Nr. 75 | in bewegung | Abstract

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Etta Grotrian

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Vorgeschichte, Vorbild oder Sackgasse? – Zur Historisierung der „neuen Geschichtsbewegung“ der Bundesrepublik der späten 1970er und 1980er Jahre

Geschichtswerkstätten wollten in den 1980er Jahren der Bundesrepublik den Umgang mit Geschichte in Universität, Heimat- und Geschichtsvereinen sowie der Politik durch eine kritische Perspektive ergänzen. Sie waren Ausdruck des allgemein gewachsenen Interesses an Geschichte in den 1980er Jahren und versuchten, mit ihrem Blick „von unten“ herrschende Paradigmen in Frage zu stellen. Als Geschichtsbewegung trugen sie zur Bereicherung der heutigen Museumslandschaft und Gedenkkultur bei. Anspruch und Wirklichkeit der gleichberechtigten Zusammenarbeit mit historisch interessierten Laien, um eine Geschichtsforschung mit emanzipatorischem Ansatz zu begründen, gingen in der Praxis häufig auseinander. Die damit verbundenen Probleme wurden kritisch reflektiert und verschärften die Gegensätze zwischen unterschiedlichen Interessen der Beteiligten. Eine Öffnung der akademischen Geschichtsforschung für die Anforderungen, die sich aus der großen Bedeutung von Geschichtsthemen in der Öffentlichkeit ergeben, ist in der Bundesrepublik heute in Forschung und Lehre erst in Ansätzen vorhanden.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Prehistory, Model or Impasse? – Historicizing the “new German history movement” of the late 1970s and 1980s

During the 1980s, so-called “Geschichtswerkstätten” (history workshops in Germany) aimed at contributing a critical perspective on how history was dealt with in universities, local heritage (“Heimatvereine”) and historical societies, as well as in politics. They complied with a growing public interest in history during the 1980s and intended to question prevailing paradigms through a perspective “from below”. As an historical movement the “Geschichtswerkstätten” contributed to an enrichment of today’s museum landscape and commemoration culture. The aspiration and reality of an equal cooperation with historically interested laypersons that established an historical research with an emancipatory approach would often differ in practise. Problems related to this were critically reflected and they accentuated the differences between the involved parties’ interests. An opening up of academic historical research towards the challenges arising from the great significance of historical topics in the eyes of the public is still limited in today’s research and teaching in Germany.

Kurz-Bio: Etta Grotrian

ist Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im digitalen Fachbereich des Jüdischen Museums Berlin, Lehrbeauftragte im Fachbereich Geschichts­ und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin für Public History. Ihre Forschungsthemen sind Museumsgeschichte und Geschichtskultur in den 1980er Jahren sowie Methoden digitaler Geschichtsvermittlung und ­forschung.

E­Mail: etta.grotrian@lemmata.de

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