Nr. 74 | produktive imitationen | Abstract

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Carola Sachse

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Eckpunkte einer guten wissenschaftlichen Praxis der historischen Aufarbeitung schlimmer Vergangenheiten

Die Aufarbeitung historisch-politischer Verbrechen und anderer vergangener, aber in die Gegenwart hineinwirkender Übel ist zu einem wichtigen Praxisfeld historischer Forschung geworden. Dies betrifft in Deutschland und Österreich vor allem, aber längst nicht nur die NS-Vergangenheit. Besonders problematisch wird es, wenn historische Aufarbeitung von den betroffenen Institutionen selbst beauftragt wird. Der Artikel diskutiert Eckpunkte, die bei der vertraglichen Ausgestaltung präzisiert und in der praktischen Durchführung beauftragter historischer Aufarbeitung strikt beachtet werden sollten: institutionelle Unabhängigkeit und wissenschaftliche Autonomie, Autorschaft und wissenschaftliche Verantwortung, Publikations- und Presserecht, uneingeschränkter Quellenzugang und Datenschutz. Der Artikel plädiert gegen allgemein gehaltene Vereinbarungen oder Verweise auf allgemeingültige wissenschaftsethische Kodizes und für präzise vertragliche Festlegungen, die dem Einzelfall gerecht und öffentlich dargelegt werden.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Coming to Terms with Grim Pasts: Cornerstones for a Good Scientific Practice

Critical analysis of political crimes and other evils of the past with an effect on the present has become an important field of practice within historical study. This mainly concerns Germany and Austria, well beyond their Nazi past. Historical review commissioned by the involved institutions themselves entails its own problems. The article examines cornerstones which should be precisely defined when setting up a contract for commissioned historical review and followed closely during its execution: institutional independence and scientific autonomy, authorship and scientific responsibility, publication rights, unlimited access to source materials and protection of data security. The article, however, pleads against the formulation of general agreements or reference to universally applicable ethical codes of scientific practice and for the establishment of precise contractual commitments which meet the requirements of individual cases and are made public.

Kurz-Bio: Carola Sachse

ist Historikerin und Professorin (i. R.) für Zeitgeschichte an der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Wissenschafts- und Geschlechtergeschichte. Derzeit arbeitet sie zur Geschichte biologischer Stationen sowie zur Geschichte der Pugwash Conferences on Science and World Affairs. Sie war und ist in verschiedenen Funktionen in zahlreichen historischen Kommissionen tätig, u. a. von 2000 bis 2004 als Projektleiterin des Programms der Max-Planck-Gesellschaft zur Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus. Derzeit ist sie Gastwissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin.

E-Mail: carola.sachse@univie.ac.at

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