Nr. 64 | waffenschwestern | Abstract

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Helen Watanabe-O‘Kelly

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Heldin oder Teufelin? Imaginationen von bewaffneten Frauen in der deutschsprachigen Kultur der frühen Neuzeit

Im Jahr 2009 schloss die multinationale Firma Connect, mit Sitz in Chicago, weltweit zweitgrößter Hersteller von elektronischer Anschlusstechnik für Automobile, ihre Niederlassung in Saint Jean de la Rivière, einer Kleinstadt in Südfrankreich: 289 Industriearbeiter wurden arbeitslos. Die Schließung der Fabrik ging mit einem einjährigen Arbeitskampf einher, in welchem sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber gegenüberstanden, unterschiedliche Bilder der Arbeit, der Fabrik und voneinander heraufbeschwörten und medial einsetzten um ihre Position (Rettung der Arbeitsplätze vs. Schließung der Fabrik) politisch zu verteidigen. Dieser Beitrag zeichnet die Transformationsprozesse nach, die mit dem Arbeitsverlust im Kontext der transnationalen Verlagerung von Fabrikarbeit und der westlichen Deindustrialisierung einhergehen. Welche Selbstbilder werden auf beiden Seiten mobilisiert? Welche Bilder von Männlichkeit der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber definieren in einer sehr männlich geprägten Branche der Industriearbeit den Arbeitskampf? Wie können diese über einen Rollenverlust im Kontext einer Finanzialisierung der Märtke auf globaler Ebene hinwegtäuschen, und Arbeitnehmer und Arbeitgeber in der Illusion von traditionellen Werten und Machtverhältnissen lassen? Was versteckt sich hinter den Gegensätzen global/lokal, mobil/räumlich verankert, modern/traditionell?

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Heroine or Devil?
The Woman Warrior in the Early Modern German Imagination

Tropes came into being in the early modern period which then became fixed in national cultural memory. Modern thinkers such as Freud and writers such as Brecht, Stefan Schütz and Hochhuth recur to them, even today. One of the most widespread is that of the warrior woman, who is sometimes presented as a heroine, at other times as a devil. This article analyses the ambivalent summary of the historian Cyriacus Spangenberg (1591) and the negative portrayals by Lohenstein (Sophonisbe, 1669) and Grimmelshausen (Courasche, 1670). Gesche Meiburg, the defender of Braunschweig, is presented as a heroine on contemporary broadsheets (1615), as are the Old Testament figure of Judith in works for the stage by Birck (1534) und Opitz (1626), Buchholtz’s Valiska (1656-60) and Lohenstein’s revolutionary Roman woman Epicharis (1665). The virtues of these women are connoted male, which means that the women themselves are then presented as viragos (“femmes fortes”) and ultimately as men. These fantasies or tropes are all male creations and are widely disseminated today in canonical works of German culture: Cranach’s Judith (1530), Klimt’s Judith (1901 und 1909), Schiller’s Joan of Arc (1801), Kleist’s Penthesilea (1808) and Wagner’s Brünnhilde (1856).

Kurz-Bio: Helen Watanabe-O‘Kelly

promovierte an der Universität Basel. Sie ist Professorin der Germanistik an der Universität Oxford und Emeritus Fellow am Exeter College, Oxford. Sie forscht hauptsächlich auf dem Gebiet der Kultur und Literatur der Frühen Neuzeit in Europa und zu Gender-Themen in der deutschen Literatur. Zu ihren wichtigsten Veröffentlichungen gehört Beauty or Beast? The Woman Warrior in the German Imagination from the Renaissance to the Present (2010). 2012 wurde sie zum Fellow der British Academy gewählt.

E-Mail: helen.watanabe@mod-langs.ox.ac.uk

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