Nr. 59 | sichtbar/verborgen | Abstract

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Richard Hölzl

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Rassismus, Ethnogenese und Kultur. Afrikaner im Blickwinkel der deutschen katholischen Mission im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Der Artikel zeigt an deutschen, zumeist katholischen Missionarinnen und Missionaren in Ost- und Südafrika, wie rassistische Zuschreibungen produziert wurden, wie sie sich historisch wandelten und welche Formen sie dabei annahmen. Drei Leitfragen bilden den Ausgangspunkt: Wie stellten Missionarinnen und Missionare mit Hilfe diskursiver Praktiken rassische Differenz her? Gab es einen Austausch mit anderen Akteurinnen und Akteuren des kolonialen Feldes? Wie wurden andere Schlüsselkonzepte des missionarischen Selbstverständnisses, wie Konversion, Zivilisierung oder Entwicklung, mit rassischer Differenzbildung verbunden? Vier aufeinanderfolgende Erscheinungsformen werden unterschieden: erstens der biblisch-theologische Rassismus der vordarwinistischen Zeit; zweitens die Mitarbeit von Missionaren an der Ethnisierung und Biologisierung der soziokulturellen Unterschiede zwischen afrikanischen Bevölkerungsgruppen; drittens die Teilnahme von Missionaren am rassistisch codierten Kolonialdiskurs nach 1900; viertens ein nicht offen artikulierter Rassismus hinter vorgehaltener Hand, der sich als kompatibel mit den missionarischen Zielen Konversion, Zivilisierung und Entwicklung erwies.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Racialism, Ethnogenesis and Culture. Africans from the Perspective of German Catholic Mission in the 19th and early 20th Centuries

The article focuses on racialism among German, mainly Catholic missionaries in South and East Africa. Following questions guide this study: How was racial difference produced within the missionary discourse? How did it change through time and which particular forms did it take? Did exchange with other actors of the colonial field occur? How did concepts of race relate to key aims of missionary activity, such as conversion and development? Four exemplary types of establishing racial difference in the missionary field can be distinguished: first, biblical respectively theological racialism in pre-Darwinist times; secondly, the collaboration of missionaries in producing ethnic classifications and boundaries among African populations; thirdly, the missions’ participation in the racially encoded German colonial discourse; fourthly, a particularly clandestine version of producing racial difference, only articulated in whispers and behind closed doors, which proved particularly compatible to key missionary goals, such as conversion, the civilizing mission and development.

Kurz-Bio: Richard Hölzl

Richard Hölzl ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte an der Georg-August- Universität Göttingen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Umweltgeschichte, Wissensgeschichte, Missions- und Globalgeschichte. Derzeit arbeitet er an einer Geschichte der Entwicklungsideen und -praktiken in der katholischen Mission zwischen Deutschland und Ostafrika, 1880– 1940.

E-Mail: rhoelzl@gwdg.de

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