Nr. 56 | tiere | Abstract

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Anna-Katharina Wöbse/Mieke Roscher

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Zootiere während des Zweiten Weltkrieges: London und Berlin 1939–1945

Thema des Aufsatzes sind die Verschiebungen im Mensch-Tier-Verhältnisses in einer Extremsituation, wie sie sich während des Zweiten Weltkrieges in den Zoos der Metropolen London und Berlin darstellten. Die Grenzen zwischen Mensch und Tier wurden, so die These, in dieser Zeit zumindest vorübergehend neu gezogen. Einerseits wurden die Zootiere nun diskursiv neu aufgeladen und ihre symbolische Stellung noch verstärkt, um sie auch propagandistisch gezielter auszunutzen.. Zum anderen änderte sich auch deren Lebenswirklichkeit dramatisch. Anhand der Beschreibung einzelner Tierbiografien wird deutlich, welche Rolle sie als immer neu bespielte Projektionsflächen, als Bedrohung aber auch als emotionale Leidensgenossen in Zeiten der Bombardierungen und der omnipräsenten Zerstörung spielten und dabei nicht zuletzt der Befriedung patriotischer Bedürfnisse dienten. Gleichzeitig änderte sich auch das Handlungsrepertoire einzelner Tiere selbst. Die Frage nach den Möglichkeiten der historischen Repräsentation dieses Wandels des Wechselspiels von Menschen und Tieren und der tierischen Agency bildet den Rahmen der Untersuchung.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Zoo animals in World War II: London and Berlin 1939-1945

This essay focuses on the shifting within human-animal relationships in an extreme situation. A case in point is illustrated with the portrayal of the metropolitan zoos of London and Berlin in World War II. During this time, the boundaries of what was defined as human and what was defined as animal were at least temporarily redrawn. On one hand, the discursive meaning of zoo animals was modified, strengthening also their symbolic standing. Their propagandistic utility was applied more poignantly. On the other hand, the circumstances of their lives changed dramatically. Drawing from descriptions of individual animal biographies, the essay emphasizes how animals emerged as projections of threat as well as of fellow sufferers in times of mass bombings and omnipresent destruction. Not least of all they served to satisfy patriotic needs. Concurrently, at least for some animals, the room to manoeuvre within their scope of action was expanded. The framework of this analysis is based on the question of how to present historically this changing relationship between humans and animals as well as animal agency.

Kurz-Bio: Anna-Katharina Wöbse/Mieke Roscher

Anna-Katharina Wöbse
Freie Umwelthistorikerin in Bremen. Sie forscht und publiziert zur Geschichte der Umweltdiplomatie und internationalen Umweltregimen, zu Medienrepräsentation von Natur und Umwelt sowie zur Entstehung der transnationalen Zivilgesellschaft. In Kürze erscheint ihre Promotion »Weltnaturschutz. Umweltdiplomatie in Völkerbund und Vereinten Nationen«.
E-Mail: annawoebse@gmx.de

Mieke Roscher
Lehrbeauftragte an der Universität Bremen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Neuere und Neueste Geschichte Großbritanniens und die britische Kolonialgeschichte sowie die Geschichte der Mensch-Tier Beziehungen. Sie hat zahlreiche Zeitschriftenaufsätze und Buchkapitel zur Geschichte der britischen Tierrechtsbewegung veröffentlicht.
Zurzeit arbeitet sie an einem Forschungsprojekt zur imperialen Bedeutung von Tierschutz in Britisch-Indien. 2009 erschien ihr Buch »Ein Königreich für Tiere«.
E-Mail: mroscher@uni-bremen.de

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