Nr. 55 | feindschaft | Abstract

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Sebastian Kühn

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Feindschaft in der Gelehrtenkultur der frühen Neuzeit

Gegen harmonisierende Vorstellungen von Gesellschaft plädiert der Beitrag dafür, Feindschaften als Modus sozialer Beziehungen aufzufassen, in dem Gesellschaft geformt und konstituiert wird. Am Beispiel der Gelehrtenkultur der Frühen Neuzeit wird Feindschaft als personale Nahbeziehung untersucht, eine langfristig angelegte triadische Beziehung, die in engem Zusammenhang mit Freundschaft konzipiert und praktiziert worden ist. Der Feind war keine abstrakte Größe, kein Fremder, sondern befand sich immer im Bereich sozialer Nähe. Eine Feindschaftsbeziehung im Nahbereich bewusst zu gestalten, gehörte somit zu sozialen Grundtechniken. Mit zwei Fallbeispielen sollen die Handlungsspielräume dieser Feindschaftsbeziehungen in Gelehrtenkulturen der Zeit um 1700 ausgelotet werden. Dabei interessieren die Handlungsmuster, die spezifischen Rituale und Gesten, allerdings auch die epistemologischen und sozialen Konsequenzen von Feindschaften in der Gelehrtenkultur. Das erste Beispiel illustriert eine weit verbreitete Eskalationslogik; das zweite hingegen führt die Möglichkeit der Pazifizierung vor.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Enmity in Early Modern Scholarly Culture

In difference to a widespread rather harmonistic perspective of society, the article makes an argument to integrate enmity as a mode of social relations, in which society is build up and constituted. Using the example of early modern scholarly culture, enmity is analysed as a long-term, triadic personal relation, which was designed and practiced in close connection to friendship. The enemy was not an abstract entity, not a stranger; on the contrary, he is to be found socially in a very close range. It was so a basic social technique to organise relations of enmity in a close-up range. Taking two case studies, the scope of possible action of these relations of enmity in scholarly culture in about 1700 will be indicated. Special interest will be paid to the models of action, the gestures and rituals, but also to the epistemological and social implications of these relations of enmity in scholarly culture. The first example will illustrate a widespread logic of escalation; the second, however, will emphasise the possibility to pacify.

Kurz-Bio: Sebastian Kühn

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Er arbeitet im Schwerpunkt Frühe Neuzeit und forscht zu Beziehungen von DienerInnen in adlig-höfischen Haushalten. In seiner Dissertation hat er sich mit Produktionsweisen von Wissen um 1700 beschäftigt.
E-Mail: sebastian.kuehn@fu-berlin.de

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