Nr. 52 | werkzeug | Abstract

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Christine Hikel

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Lügengeschichten, Sensationsromane
und andere Machwerke. Vergessenes von der Weissen Rose

Das kollektive Gedächtnis ist das diskursive Archiv einer Gesellschaft. Indem immer wieder ausgehandelt werden muss, von wem an welche Personen und Ereignisse wie erinnert werden darf, gibt es auch hier Vergessen. Auf diese Weise stabilisiert Vergessen jedoch auch die Verbindlichkeit des gemeinsam Erinnerten. Gerade in Phasen der politischen und sozialen Umbrüche kam den Aushandlungsprozessen besondere Bedeutung zu. Deshalb konzentriert sich der Beitrag auf die ersten Monaten nach Ende des Zweiten Weltkriegs, die Zeit kurz vor bzw. kurz nach der Gründung der Bundesrepublik sowie die späten 1960er-Jahre. Am Beispiel der Erinnerung an die Widerstandsgruppe Weiße Rose in der Bundesrepublik thematisiert er Delegitimierungsstrategien, mittels derer die Akteure im Erinnerungsdiskurs versuchten, Vergessen zu erzeugen. Anhand von drei „Tiefenbohrungen“ arbeitet der Beitrag diese Strategien heraus und zeigt ihre Wirkung auf den Erinnerungsdiskurs auf.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Tall Tales, Bestsellers and other Concoctions: Forgotten Stories about the White Rose

Collective memory functions as a society’s discursive archives. For the continuous debates about which individuals and events are to be remembered in what form, not only “remembering”, but also “forgetting” plays a crucial role. As a matter of fact, the loss of memory, as it were, actually contributes to the stabilization of a collective memory. Particularly at times of rapid political and social transformation, struggles over the power to define the specific content of a collective memory increase in intensity. Thus, this article focuses on three such periods: the months immediately following the end of World War II, the founding of the Federal Republic of Germany, and the late 1960s. Using the public commemoration of the resistance group White Rose in West Germany as an example, the article examines strategies of delegitimization that deliberately aimed at erasing certain aspects of this resistance group’s history from collective memory.On the basis of three empirical case studies, I analyze these strategies, their advocates, and their actual impact on the discourse about the White Rose in West Germany.

Kurz-Bio: Christine Hikel

arbeitet aktuell an einer Dissertation über Inge Scholl und die Erinnerung an die Widerstandsgruppe Weiße Rose in der Bundesrepublik. Sie ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Institut der Universität der Bundeswehr München. Von 2007 bis 2009 war sie Stipendiatin im Graduiertenkolleg »Archiv Macht Wissen« an der Universität Bielefeld.
E-Mail: email:christine.hikelatunibw.de

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