Nr. 52 | werkzeug | Abstract

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Anne Barnert

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Kein Zutritt. Verbotsfilme im Staatlichen Filmarchiv
der DDR

Im „Staatlichen Filmarchiv der DDR“ (SFA) lagerten Filmproduktionen, die für Aufführungen in den Kinos nicht zugelassen waren. Offiziell als „schädlich“ eingeschätzt, stellten die Verbotsfilme ein Unruhepotenzial dar, dessen Unzugänglichkeit durch eine Vielzahl archiv-interner Verordnungen abgesichert war. Die DDR-Archivwissenschaft suchte dieses gezielt organisierte „Vergessen“ ideologisch zu legitimieren. Im vorliegenden Beitrag wird Unzugänglichkeit anhand von Selbstverständnis und Funktionsweisen des Staatlichen Filmarchivs untersucht, um die Frage zu beantworten, warum das Verbotene nicht vernichtet, sondern archiviert wurde. Für die ausgebliebenen Zerstörungen sind verschiedene Gründe denkbar: Der materielle Wert von Verbotsfilmen beim Verkauf ins Ausland, ihr machttaktischer Wert im Falle kulturpolitischer Wechsel, ihr ideologischer Wert als „potenzielles kulturelles Erbe“. 1989 zeigte sich, dass die Versuche, Unzugänglichkeit zu legitimieren und ein gesellschaftliches „Vergessen“ zu organisieren, scheitern mussten. Sie trugen im Gegenteil zu einer Dynamik bei, die das System schließlich zusammenbrechen ließ.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

No Entrance. Forbidden Films at the National Film Archive of the GDR

The national film archive (SFA) of the former GDR held a stock of forbidden films which were not to be shown in the cinemas. Officially rated “harmful” and seen as a potential threat to the political system by the ruling party, a bunch of archival instructions made sure that only few people had access to them. The archival science of the GDR tried to legitimate the deliberate act of “forgetting” these films by means of the official ideology. The following article explores the self-conception of the SFA as well as its modes of operation in order to answer a central question: Why did the regime decide to archive the films rather than destroying them? In 1989, it became obvious that in the long run, one could neither legitimate the inaccessibility of cultural assets nor force a whole society to forget. On the contrary, these oppressions only helped to create a dynamic development which in the end led to the collapse of the system.

Kurz-Bio: Anne Barnert

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte (Berlin).
E-Mail: email:barnertatifz-muenchen.de

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