Nr. 46 | tanten | Abstract

Zurück zum Inhalt

Stefanie Walther

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Zwischen Emotionen und Interessen – Elisabeth Ernestine Antonie von Sachsen-Meiningen als Schwester, Schwägerin und Tante

Für das Funktionieren familiärer Netzwerke sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart sind Geschwisterbeziehungen und damit einher gehend auch die Beziehungen zwischen Tanten/Onkeln und ihren Nichten/Neffen von zentraler Bedeutung. Dies zum Ausgangspunkt nehmend, beschäftigt sich der Beitrag exemplarisch mit der Beziehung von Elisabeth Ernestine Antonie von Sachsen-Meiningen (1681–1766), Äbtissin von Gandersheim, zu ihrem jüngeren Bruder Anton Ulrich (1687–1763) und dessen Familie.
Von besonderer Bedeutung für dieses Beziehungsgeflecht ist dabei die Tatsache, dass Anton Ulrich in erster Ehe mit einer unstandesgemäßen Frau verheiratet war. Zudem ist der familiäre Kontext geprägt von mannigfaltigen Auseinandersetzungen zwischen Anton Ulrich und seinen beiden älteren Brüdern sowohl um Besitz und Herrschaftsrechte, als auch um besagte unstandesgemäße Ehe. Vor diesem Hintergrund analysiert der Beitrag die vielseitige Rolle Elisabeth Ernestines innerhalb der Familie: Die Äbtissin war nicht nur Schwester, sondern auch Schwägerin und Tante. Sie war eine zentrale Bezugsperson für ihren Bruder Anton Ulrich, aber auch für ihre unstandesgemäße Schwägerin und ihre Nichten und Neffen.
Im Zentrum der Analyse steht die Frage, worauf das enge Verhältnis zwischen Schwester und Bruder, sowie zur Familie des Bruders, zurückzuführen ist und welche Bedeutung Emotionen und Interessen in diesem Kontext haben. Dabei wird deutlich, dass sich die enge Beziehung zwischen Schwester und Bruder keineswegs nur auf ‚Geschwisterliebe‘ reduzieren lässt. Die verwandtschaftlichen Beziehungen und nicht zuletzt Elisabeth Ernestines Rolle als Tante wurden insbesondere durch politische und ökonomische Interessen beeinflusst.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

Between emotions and interests – Elisabeth Ernestine Antonie of Saxe-Meiningen as sister, sister-in-law and aunt

Sibling relations and also the relations between aunts and uncles and their nieces and nephews were very important for the function of family networks in the past as well as they are today.
This essay analyses such relationships on the example of the members of the high nobility family of Saxe-Meiningen and, especially in this case, of Elisabeth Ernestine Antonie of Saxe-Meiningen (1681–1766), abbess of Gandersheim, and the family of her younger brother Duke Anton Ulrich (1687–1763).
The focus of argumentation lies on the question of how these family relationships are constituted and on the importance of “emotions” for these relationships. To answer this question it is necessary to analyse the family context: In case of Elisabeth Ernestine Antonie the family situation is characterised by the conflicts between her three brothers concerning the rights of heritage and power in Saxe-Meiningen, and in particular concerning the first marriage of her brother Anton Ulrich, who married a bourgeois woman. The essay describes the varied role and acting of Elisabeth Ernestine in her family against the background of this difficult family situation.
Apart from the close relation between sister and brother, Elisabeth Ernestine Antonie was also a central person for her sister-in-law, as well as for her nieces and nephews. But the relation to her brother and especially her position as an aunt were not only marked by affection. The family relations were also determinated by political and economic interests. Furthermore, in this context, the essay clarifies the interconnection of emotions and interests.

Kurz-Bio: Stefanie Walther

Historikerin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen, Arbeitsgruppe Frühe Neuzeit. Promoviert mit einer Arbeit über das Ausbrechen aus Standesnormen im Rahmen von Ehen des thüringischen Hochadels im 17. und 18. Jahrhundert.
E-Mail: swalther@uni-bremen.de

Zurück zum Inhalt