Nr. 34 | kaleidoskop | Abstract

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Susanne Kreutzer

[ DEUTSCH | ENGLISH | Kurz-Bio]

Eine »rote« Schwesternschaft in der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV).
Zur Attraktivität einer gewerkschaftlichen Problemgruppe, 1949-1968

Krankenschwestern galten aufgrund ihrer Ausrichtung am Ideal des aufopferungsvollen »Liebesdienstes« als gewerkschaftlich extrem schwer zu organisierende Gruppe. Dennoch war es unumstritten, dass sich die ÖTV bei der Gewinnung von Frauen auf das weibliche Pflegepersonal konzentrierte. Dieser Beitrag geht der Fragen nach, warum die Gewerkschaft gerade den Schwestern diese hohe Priorität in ihrer Organisation einräumte und welche Interessen sie damit verfolgte. Argumentiert wird, dass Krankenschwestern deshalb eine besonders attraktive Berufsgruppe dargestellt haben, weil sie hervorragend geeignet waren, die Geschlechterbilder und Geschlechterordnung in der ÖTV zu bestätigen. Dieser Zusammenhang stellte auf der kulturell-symbolischen Ebene der Gewerkschaftspolitik ein wichtiges Orientierungsangebot für die Mitglieder dar, das sich auch auf das Ansehen der ÖTV insgesamt positiv auswirken konnte. Darüber hinaus waren Krankenschwestern geradezu prädestiniert, das Bild der qua Natur »unpolitischen Frau« zu bekräftigen und damit den Anspruch der Gewerkschaftsmänner auf Funktionen und Gestaltungsmacht innerhalb der Organisation abzusichern.

[ ENGLISCH | DEUTSCH]

A »red« Sisterhood in the German Trade Union ÖTV

Since nurses were working along with the ideal of self-sacrificing charity (»Liebesdienst«), they were considered as a group that could barely be organized in a trade unionist structure. Still there was no doubt that the German trade union ÖTV (Public service and transport) concentrated on gaining female members also among the female nursing personnel. It will be asked, why it was the nurses the unionist organisation gave priority to in their institutional work. The article tries to analyse the intentions underlying that interest.
It argues, that nurses were an attractive professional group to aim at in the trade-unionist work precisely because they were apt to confirm the traditional gender-constellations and .images prevailing in the ÖTV. On the cultural-symbolic level of trade-union policy it was this context that offered orientation for their members, which was considered as positively influencing the reputation of the ÖTV in general. Moreover, the profession of a nurse was regarded as a confirmation of the nature of woman as »apolitical«. Thus nurses could affirm the male unionists in their functions, prestige and influence within the organisation itself.

Kurz-Bio: Susanne Kreutzer

Historikerin, Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, TU Berlin
E-Mail: susanne.kreutzer@laohu.de

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